Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
Männer zu den Südinseln abschieben«, erklärte Paulin. »Und ich glaube, sowohl Ista als auch Nerat schicken Mörder in dieses Gebiet.«
»Chalkin machte ebenfalls von dieser Möglichkeit der Bestrafung Gebrauch«, erzählte Gallian zur allgemeinen Überraschung. »Vor ungefähr vier Jahren. Ich weiß nicht mehr genau, wo ich das aufschnappte. In seiner Burg gab es schwerwiegende Probleme, und den Transport übernahm Ista, weil die Männer ursprünglich von dort stammten.«
»Ach ja, jetzt erinnere ich mich«, pflichtete Irene ihm bei. »M'shall erwähnte damals, er sei froh, dass er nicht die Expedierung zu übernehmen brauchte.«
»Vielleicht sollten wir alle von Chalkins Männern in den Archipel befördern«, schlug Zulaya vor.
»Nein, wir halten uns streng an die Gesetze«, widersprach Irene. »Er soll sehen, dass man ein Gemeinwesen auch ohne Willkürmaßnahmen fuhren kann. Womöglich bringt ihn das zur Einsicht.«
»Das kann ich mir kaum vorstellen«, spottete Zulaya.
Es dauerte nicht lange, und Chalkin schickte eine neue hitzige Protestnote an Paulin. Darin kündigte er an, er werde beim nächsten Konklave, das zum Ende des Planetenumlaufs angesetzt war, Schadensersatz verlangen, weil man, mutwillig einem archaischen Ritus folgend, brave Männer verstümmelt hatte, die lediglich ihre Pflicht taten.
Dieses Mal indessen nahm ein älterer grüner Reiter die Nachricht mit, als er sah, dass Bitra die Signalfahne gehisst hatte. F'tol kümmerte das Lamento herzlich wenig, und weder Chalkins Drohungen noch Beschimpfungen machten Eindruck auf ihn. Mit stoischer Ruhe nahm er das Schreiben in Empfang und lieferte es ordnungsgemäß ab.
Man erfuhr nicht, ob Chalkin Bescheid wusste, dass die Flüchtlinge in ihre Heimstätten zurückgekehrt waren. F'tol hegte den Verdacht, dass der Burgherr von Bitra diesbezüglich nicht informiert war, andernfalls hätte er den Vorfall sicherlich in seinen Schmähungen gegen die Drachenreiter zur Sprache gebracht.
Sowohl der Telgarals auch der Benden-Weyr unternahmen täglich Kontrollflüge zu den Behausungen der heimgekehrten Flüchtlinge, um sicherzustellen, dass es ihnen an nichts fehlte und sie keinen neuen Schikanen ausgesetzt waren. Allerdings lag der Schnee in Bitra so hoch, dass Reisen über Land unmöglich waren und Chalkins Handlanger nicht viel unternehmen konnten.
Die Schneestürme, die sich über Bitra ausgetobt hatten, zogen weiter ostwärts und wüteten nun in Benden. Die Kältewelle breitete sich bis in die nördlichsten Territorien von Nerat aus, in denen es seit fast zweihundert Jahren nicht mehr geschneit hatte.
Die Drachen waren die einzigen Geschöpfe, denen der bittere Winter nichts ausmachte, denn ihre robuste Haut schirmte sie sogar gegen die extreme Kälte im Dazwischen ab. Sie genossen die Schneeballschlachten, die die Weyrbewohner aus lauter Übermut veranstalteten, und wenn die Sonne von der weißen Landschaft reflektiert wurde, aalten sie sich in der Wärme.
Obwohl der Telgar-Weyr im Norden lag, bekam diese Gegend nur wenig Schnee ab. Die jungen Drachen waren fasziniert von diesem weißen Zeug und es bereitete ihnen großes Vergnügen, die Eisschicht, die den See überkrustete, zu zerbrechen, ehe sie ihr Bad nehmen konnten. Für Menschen wurde die Situation gefährlich, und T'dam wies die Weyrlinge an, die Drachen zuerst auf dem Trockenen einzuseifen und sie dann allein ins kalte Wasser abtauchen zu lassen. Trotzdem bereitete das tägliche Bad manchen Reitern Probleme.
»Ich habe schon wieder Frostbeulen«, beklagte sich Debera bei Iantine und zeigte ihm ihre geschwollenen Finger, als er einmal mitkam, um sie und Morath bei der Pflege zu beobachten.
Der kleine grüne Drache war sein Lieblingsmodell, denn er besaß eine ausdrucksstarke Mimik und einen ungemein geschmeidigen Körper. Als er Debera dies als Grund angab, weshalb er Morath ständig skizzierte, glaubte sie ihm aufs Wort. Sie selbst war viel zu vernarrt in ihren Schützling, um eine unparteiische Meinung zu vertreten. Und ihr kam gar nicht in den Sinn sich zu fragen, wieso auch sie auf jedem Bild zu sehen war, das Iantine von dem Drachen zeichnete. Dieser Umstand fiel indessen den anderen Reitern auf.
»Lass dir was von Tishas Salbe geben. Mir hat sie sehr geholfen«, riet Iantine ihr.
»Ach, von diesem Zeug habe ich mehr als genug.«
»Aber es nützt dir nichts, wenn du sie nicht aufträgst.«
»Du hast ja Recht«, seufzte sie und senkte den Kopf.
»Heh, ich wollte dich nicht
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