Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
wird. Dann bekommt der blaue Reiter seinen männlichen Gefährten, sofern er einen hat, und du hast bereits dafür gesorgt, dass du nicht leer ausgehst. Auf diese Weise kommen alle auf ihre Kosten.«
Die Mädchen nahmen diese Information mit einer Mischung aus Begeisterung und Abscheu auf.
»Na ja, jeder muss selbst wissen, was er tut«, fuhr Jule fort. »Im Übrigen sind wir in Punkto Partnerwahl nicht auf diesen Weyr beschränkt. Oh!« Sie blies sehnsüchtig den Atem aus. »Ich kann es kaum abwarten, bis wir endlich nach Herzenslust auf unseren Drachen herumfliegen dürfen.«
»Ich dachte, du hättest dich mit T'red zusammengetan«, sagte Mesla verblüfft.
»Ich bin auch mit ihm liiert, aber das heißt nicht, dass ich nicht in einem anderen Weyr nach einem Partner suche, der vielleicht besser zu mir passt. Die Grünen sind nämlich sehr triebhaft veranlagt, wisst ihr.«
»Die Frage ist, ob uns überhaupt die Zeit bleibt, uns in fremden Weyrn umzusehen.« Sarra drohte Jule mit dem Zeigefinger. »In vier, fünf Monaten setzt der Fädenfall ein, und dann heißt es für uns malochen, wenn wir Säcke mit Feuerstein zu den Kämpfern transportieren.« Ihre Augen glänzten voller Vorfreude auf dieses Abenteuer, und erregt schlang sie die Arme um sich. »Das ist doch viel spannender, als sich mit einem einzigen Partner zu begnügen und Kinder in die Welt zu setzen.«
Debera wandte ihr Gesicht ab. Sie hatte keine Lust, an dieser albernen Diskussion teilzunehmen.
Etwas bedrückt dich , sagte Morath zu ihr und senkte behutsam ihren Kopf auf Deberas Schoß. Ich liebe dich. Ich finde, du bist ein wundervoller Mensch. Iantine empfindet dasselbe wie ich.
Debera erschrak. Wirklich?
Und ob! , bestätigte Morath nachdrücklich. Er mag deine grünen Augen, deinen Gang und den komischen Kiekser in deiner Stimme. Wie machst du das eigentlich?
Debera fasste sich an die Kehle; plötzlich kam sie sich töricht vor. Kannst du auch mit ihm sprechen? Oder hörst du nur, was er denkt?
Seine Gedanken klingen sehr laut. Besonders, wenn er in deiner Nähe ist. Aus der Ferne höre ich ihn nicht so deutlich. Er denkt sehr oft an dich.
»Deb'ra!?«, unterbrach Sarras durchdringendes Organ dieses höchst interessante Gespräch.
»Was ist? Ich habe mich gerade mit Morath unterhalten. Hast du etwas gesagt?«
»Schon gut.« Sarra grinste breit. »Sind deine Kleider für die Feiern zum Ende des Planetenumlaufs schon fertig?«
»Ich habe nur noch eine Anprobe«, erwiderte Debera, obwohl ihr dieses Thema peinlich war. Sie hatte Tisha erklärt, das hübsche grüne Kleid würde ihr vollauf genügen, mehr Garderobe brauche sie nicht. Doch Tisha war nicht darauf eingegangen und hatte darauf bestanden, dass sie sich Stoff für zwei weitere Gewänder aussuchte, eines für abends und eines für den Tag.
Anscheinend ließ sich jeder im Weyr zum Ende des Planetenumlaufs neue Sachen schneidern. Trotz ihres Sträubens freute sich Debera, weil sie nun Kleider bekam, die vor ihr noch nie jemand getragen hatte. Insgeheim hoffte sie, sie würde in ihrer schicken Ausstattung Iantine gefallen.
»Da wir gerade von Weyrn sprechen …«, begann Mesla.
»Das liegt doch schon eine halbe Stunde zurück, Mesla«, protestierte Angie. »Was gibt's da noch zu sagen?«
»Die älteren Drachen werden sich vermutlich durchsetzen, wenn es um die Wahl eines Partners geht, oder?«
»Keine Sorge«, warf die vorlaute Jule ein. »Wenn wir so weit sind, gibt es sicher genug Burschen, die keine Partnerin mehr haben.« Sie schlug sich mit der Hand auf den Mund, als ihr aufging, was sie gerade angedeutet hatte. »So war das nicht gemeint. Daran hatte ich wirklich nicht gedacht. Eigentlich wollte ich sagen …«
»Halt den Mund, Jule«, schnitt Sarra ihr ruppig das Wort ab.
Eine geraume Zeit lang herrschte eine beklemmende Stille, und die Mädchen vermieden es, einander anzusehen.
»Wer hat die Heilsalbe zur Hand?«, durchbrach Grasella als Erste das Schweigen, das unerträglich zu werden drohte. »Meine Finger fangen schon wieder an zu jucken. Keiner hat mir gesagt, dass man Frostbeulen kriegt, wenn man einen Drachen pflegt.«
Angie fand den Topf unter ihrer Felldecke und reichte ihn weiter.
»Du zuerst«, bestimmte Debera und gab Grasella das Taubkraut.
An diesem Abend wurde in der Unterkunft nicht mehr gescherzt und gelacht.
»Ich hatte nicht viel Zeit«, erklärte Jemmy Clisser in unverbindlichem Ton, als dieser ihn nach den Fortschritten der jüngsten
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