Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
Iantine?«, fragte er.
»Ja, ich bin wach.« Iantine suchte nach seiner Kleidung. Jemand hatte ihn ausgezogen, doch seine Sachen vermochte er nirgends zu erblicken.
»Ich soll Ihnen zur Hand gehen, falls Sie Hilfe brauchen«, erklärte der Bub und schob sich halb ins Zimmer. »Tisha hat Ihnen sauberes Zeug rausgelegt.« Er rümpfte seine Stupsnase. »Ihre Klamotten stanken wie die Pest.«
Iantine lachte. »Das glaube ich gern. Schon vor drei Wochen ging mir die Seife aus.«
»Sie waren in Bitra. Da kriegt man nichts für lau.« Angewidert hob der Junge die Arme. »Ich heiße Leopol«, fügte er hinzu. Dann nahm er ein paar weiche Pantoffeln von dem Kleiderstapel auf dem Hocker. »Tisha meint, Sie sollten die hier tragen und nicht Ihre Stiefel. Aber zuerst müssen Sie die Füße mit Salbe einreiben …« Er hob einen Deckelkrug hoch. »Das Essen ist fertig.« Leopol leckte sich die Lippen.
»Ach so. Und du sollst bei mir bleiben, bis ich fertig angezogen bin, was?«
Leopol nickte feierlich und grinste. »Aber das macht mir nichts aus. Fürs Warten bekomme ich eine extra Portion.«
»Ist das Essen in diesem Weyr denn knapp?«, fragte Iantine im Scherz, während er sich die sauberen Sachen überstreifte. Es war schon seltsam, dass simple Dinge wie frisch gewaschene Kleidung auf einmal ungeheuer wichtig wurden, wenn man darauf hatte verzichten müssen.
Leopol half ihm, die Heilsalbe auf die Füße aufzutragen. Die Haut war immer noch sehr empfindlich. Selbst die Berührung mit der Salbe löste wieder diesen fürchterlichen Juckreiz aus. Doch das Taubkraut, das der Paste beigefügt war, dämpfte rasch diese unangenehmen Empfindungen.
Nachdem er die Blase entleert hatte, wusch er sich vorsichtig das Gesicht und die Hände. Dann stiegen er und Leopol in die untere Kaverne hinab, wo man zu Abend aß.
Der Junge führte ihn an einen Seitentisch neben dem Kamin, wo für zwei Personen gedeckt war. Sofort brachte jemand gut gefüllte Teller, zudem Wein für Iantine und für den Burschen Klah.
»Lassen Sie es sich gut schmecken, Künstler Iantine«, forderte die Köchin ihn auf und sah wohlgefällig zu, wie ihr Gast über den Schmorbraten herfiel. »Nach dem Essen möchten die Weyrführer gern mit Ihnen sprechen, falls Sie nicht zu müde sind.«
Iantine brummte ein paar Worte des Dankes, dann widmete er sich ausschließlich seiner Mahlzeit. Gern hätte er eine zweite Portion vom Hauptgericht gegessen, doch sein Magen streikte. Vermutlich hatte er ihn nach der langen Zeit des Darbens einfach überladen. Leopol brachte ihm noch eine Süßspeise, doch die konnte er nicht aufessen, da sein Hals sich wund anfühlte und schmerzte.
Am liebsten hätte er sich gleich wieder in sein Bett verkrochen, doch dann traten die Weyrführer auch schon an seinen Tisch. Leopol verdrückte sich diskret, nachdem er Iantine ermutigend zugegrinst hatte. Aus Höflichkeit seinen Gastgebern gegenüber wollte der Künstler aufstehen, doch seine vom Taubkraut gefühllosen Füße versagten ihren Dienst, und er plumpste auf den Stuhl zurück.
»Auf Etikette legen wir hier nicht viel Wert«, beruhigte Zulaya ihn und bedeutete ihm, sitzen zu bleiben, derweil K'vin einen Stuhl für sie heranzog.
Als Nächstes schenkte er für alle drei Wein ein. Iantine trank einen Schluck. Der Wein war von guter Qualität, doch selbst die geringe Menge konnte sein Magen nicht mehr verkraften.
»Mittlerweile weiß jeder Bescheid, dass Sie gerettet wurden«, begann K'vin das Gespräch. »Meister Domaize war bereits in großer Sorge um Sie und hätte demnächst selbst einen Boten nach Bitra geschickt, um sich nach Ihnen zu erkundigen. Diesen Aufwand haben wir ihm erspart.«
»Das war sehr umsichtig von Ihnen, Zulaya, K'vin«, bedankte sich Iantine. Im Institut Domaize hatte es zum Unterricht gehört, die Namen von wichtigen Persönlichkeiten auf Pern auswendig zu lernen. »Ich bin ja so froh, dass P'tero mein Notsignal gesehen hat.«
Zulaya lächelte. »Diese Geschichte wird er noch lange zum Besten geben. Aber es beweist wieder einmal, wie wichtig diese Patrouillenflüge selbst während einer Intervallphase sind.«
»Sie wissen wahrscheinlich«, platzte Iantine heraus, »dass Lord Chalkin angeblich nicht an einen bevorstehenden Vorbeizug des Roten Sterns glaubt.«
»Das ist uns bereits bekannt«, erwiderte K'vin ruhig. »Trotzdem möchten Bridgely und M'shall gern von Ihnen erfahren, was Sie alles auf Burg Bitra erlebt haben.«
»Meinen Sie, man könnte etwas
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