Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
waschen.«
»Das kann ich mir vorstellen, wenn man bedenkt, was Chalkin für Luxusartikel wie Seife berechnet.« Vergnügt gluckste sie in sich hinein.
Eine Frau brachte die Sachen, nach denen Tisha verlangt hatte. Während man ihn warm einpackte, umklammerte Iantine den Becher Klah, und als dieser leer getrunken war, die Suppenschale. Seine Felldecke, die verhindert hatte, dass er unterwegs erfror, wurde zum Trocknen vor ein Feuer gehängt. Man zog ihm die Stiefel aus und untersuchte die Zehen auf Frostbeulen, doch er hatte noch einmal Glück gehabt. Man trug reichlich Salbe auf und umwickelte die Füße mit angewärmten Tüchern. Nachdem man auch sein Gesicht mit einer Paste bestrichen hatte, durfte er in Ruhe zu Ende essen.
»Nun verraten Sie uns Ihren Namen und wen wir benachrichtigen sollen, dass wir Sie gefunden haben«, forderte Tisha ihn zum Schluss auf.
»Ich heiße Iantine und wurde im Institut Domaize zum Porträtisten ausgebildet. Nach Bitra ging ich, um Miniaturen von Lord Chalkins Kindern zu malen. So lautete jedenfalls der Vertrag.«
»Dass Sie den Auftrag angenommen haben, war ein Fehler«, stellte Tisha fest.
Iantine errötete. »Richtig. Aber ich brauchte das Honorar.«
»Haben Sie denn überhaupt welches bekommen?«, erkundigte sich P'tero mit spöttischem Grinsen.
»O ja«, erwiderte der Künstler so heftig, dass alle schmunzelten. Dann stieß er einen Seufzer aus. »Allerdings musste ich dem Holzfäller, der mich bei sich übernachten ließ, ein Achtel des Honorars abgeben. Er besaß selbst nur das Allernotwendigste, hat aber das wenige mit mir geteilt.«
»Gegen gute Bezahlung, natürlich …«
Iantine dachte einen Moment lang darüber nach. »Ich kann von Glück sagen, dass ich während des Blizzards überhaupt eine Zuflucht fand. Und der Mann gab mir zu essen …« Er zuckte die Achseln und seufzte abermals. »Er brachte mich auf den Gedanken, ein Zeichen in den Schnee zu trampeln, um einen Drachenreiter auf mich aufmerksam zu machen. Zum Glück kam P'tero vorbei.« Dankbar nickte er P'tero zu.
»Keine Ursache«, winkte der blaue Reiter lässig ab. »Ich bin froh, dass ich helfen konnte.« Er beugte sich zu Tisha vor. »Einen Tag später, und er wäre steif gefroren gewesen wie ein Eiszapfen.«
»Haben Sie lange gewartet?«
»Nachdem sich der Schneesturm gelegt hatte, hielt ich mich zwei Tage lang draußen auf. Die Nächte verbrachte ich in der Behausung des alten Fendler. Wenn man hungrig genug ist, schmecken einem selbst Tunnelschlangen«, fügte Iantine hinzu. Es war eine geraume Weile her, seit er die letzte anständige Mahlzeit zu sich genommen hatte.
»Ach, mein armer Junge«, meinte Tisha und rief nach einer doppelten Portion Eintopf, Brot, Süßigkeiten und Obst, das man von Ista heraufgeschickt hatte.
Nachdem Iantine sich satt gegessen hatte, kam es ihm vor, als hätte er sich für die vergangenen vier kargen Tage schadlos gehalten. Seine Füße und Hände juckten trotz des Taubkrauts und der Heilsalbe. Als er aufstand, um zum Abort zu gehen, schwankte er und musste sich an der Stuhllehne festhalten.
»Geben Sie Obacht, junger Mann!«, warnte Tisha. »Sie waren nicht nur schwach vor Hunger!« Flinker, als man bei ihrer Leibesfülle vermuten sollte, eilte sie an Iantines Seite und gab P'tero einen Wink, er möge ihr zur Hand gehen.
»Ich musste mal …«, sagte Iantine.
»Die Toilette befindet sich in dem Korridor, der zu den Schlafhöhlen führt«, erklärte Tisha und legte sich einen von Iantines Armen über die Schulter. Sie war genauso groß wie er.
P'tero schnappte sich das Gepäck, und gemeinsam bugsierten sie Iantine zum Abort. Hinterher zeigten sie ihm seine Schlafstätte. Tisha sah sich noch einmal seine Füße an, bestrich sie mit Salbe und verließ auf Zehenspitzen die winzige Kaverne. Iantine überzeugte sich lediglich davon, dass seine Gepäckstücke – darin befand sich sein Honorar – in dem Raum standen, dann sank er in einen tiefen Schlaf.
Während er schlummerte, schickte man Botschaften aus – zum Institut Domaize sowie nach Benden, weil Iantine nominell dorthin gehörte. Obwohl Iantine keinen bleibenden gesundheitlichen Schaden davongetragen hatte, war die Art und Weise, in der man ihn auf Bitra behandelt hatte, für M'shall ein weiterer Beweis für Chalkins Heimtücke. Irene hatte ihm bereits eine lange Liste mit Chalkins Missetaten zur Verfügung gestellt. Normalerweise verging sich der Burgherr an Menschen, die sich nicht gegen ihn zu
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