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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Pinsel einzusammeln, doch die selbst hergestellten Farben wollte er nicht mitnehmen. Am vergangenen Abend hatte er optimistischerweise seine übrigen Sachen gepackt. Nun hetzte er die Treppe hinauf, jeweils zwei bis drei Stufen überspringend, verstaute sorgfältig die Pinsel und stopfte die signierten und datierten Verträge in seinen Packsack. In Windeseile schlüpfte er in seinen Mantel, rollte die Pelzdecke zusammen, fasste beide Gepäckstücke mit einer Hand und befand sich auf halber Treppe nach unten, als Lord Chalkin ihm entgegengestapft kam.
    »Sie können noch nicht gehen«, protestierte Chalkin, ihn am Arm festhaltend. »Sie müssen warten, bis meine Frau das Porträt gesehen und für gut befunden hat.«
    »O nein, das muss ich nicht«, zischte Iantine und riss sich aus der Umklammerung.
    Er passierte das Haupttor, ehe Chalkin die Verfolgung aufnehmen konnte und rannte die von hohen Schneewächten gesäumte Straße entlang. Selbst wenn ihn nächtens ein Blizzard im Freien überraschte, wäre er immer noch sicherer, wie wenn er sich nur noch eine einzige Stunde in Burg Bitra aufgehalten hätte.
    Glücklicherweise fand er während des nächsten Schneesturms Zuflucht in der Behausung eines Holzfällers, wenige Kilometer von der Burg entfernt.

KAPITEL 6
Telgar-Weyr; Burg Fort
    Ratet mal, was ich gefunden habe!«, trompetete P'tero und schubste seinen Gast in die Küchenkaverne. »Tisha, der arme Mann ist halb erfroren und verhungert«, setzte der junge Drachenreiter hinzu. Er schob die hoch gewachsene, in einen Pelz gehüllte Gestalt an den nächsten Kamin und drückte sie auf einen Stuhl. Die Gepäckstücke trug er zum Tisch. »Klah, bitte, um die Liebe der jungen Drachen willen …«
    Zwei Frauen kamen angerannt, eine mit Klah, die andere mit einer eilends gefüllten Suppenschale. Tisha tauchte auf, verlangte zu wissen, was los sei, wen P'tero gerettet hätte und wo.
    »Bei solch einem Wetter darf sich kein Mensch draußen aufhalten«, schimpfte sie, griff nach Iantines Arm und fühlte ihm den Puls. »Der Mann ist ja völlig unterkühlt …«
    Tisha schälte ihn aus dem Pelz und bot im dann das Klah an. Seine geröteten Finger umschlossen den Becher, und er blies auf das dampfende Getränk, ehe er vorsichtig daran nippte. Man sah, dass er am ganzen Leib haltlos schlotterte.
    »Ich entdeckte ein SOS-Zeichen im Schnee. Zum Glück warf die Sonne Schatten, sonst hätte ich es glatt übersehen«, erzählte P'tero selbstgefällig. »Ich fand ihn unterhalb von Burg Bitra …«
    »Der arme Mann«, unterbrach Tisha ihn.
    »Da hast du Recht«, bekräftigte P'tero. »Ich bin sicher, dass er nie wieder dorthin zurückkehren wird. Die ganze Geschichte kenne ich auch noch nicht …« P'tero pflanzte sich auf einen Stuhl und ließ sich ebenfalls einen Becher Klah reichen. »Ich weiß nur so viel, dass er sich mit knapper Müh und Not aus Chalkins Würgegriff befreien konnte und dann drei Nächte lang in einer Holzfällerhütte kampierte … mit einer halben Schale Hafergrütze täglich, damit er nicht verhungerte …«

    Derweil ordnete Tisha an, dass man Wärmflaschen und angewärmte Decken bereitstellte, sowie Taubkraut und eine Salbe gegen Frostbeulen für die Hände des Mannes.
    »Ich glaube nicht, dass er einen bleibenden Schaden davontragen wird«, meinte sie, löste eine Hand von dem Becher Klah und untersuchte gründlich die Finger. »Nein, es sind keine Erfrierungen.«
    »Danke, Danke«, murmelte Iantine und umfasste erneut den warmen Becher. »Als ich draußen das SOS- Signal in den Schnee stampfte, bin ich völlig durchgefroren.«
    »Wer geht auch bei solch einem Wetter ohne Handschuhe vors Haus!«, schimpfte Tisha.
    »Ich hatte keine bei mir. Als ich vom Institut Domaize nach Burg Bitra aufbrach, war es Herbst«, sagte er.
    »Herbst?«, wiederholte Tisha und riss vor Staunen die Augen auf. »Wie lange dauerte Ihr Aufenthalt in Bitra?«
    »Sieben verfluchte Wochen!« Es klang, als spucke Iantine die Worte aus. »Dabei hatte ich höchstens mit einer Woche gerechnet …«
    Tisha lachte, bis ihr voluminöser Bauch unter der Schürze wogte. »Was unter den Sternen hat Sie überhaupt nach Bitra hingeführt? Sie sind ein Künstler, nicht wahr?«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Iantine überrascht.
    »Unter Ihren Fingernägeln sitzen Farbreste …«
    Iantine betrachtete sie, und sein von der Kälte gerötetes Gesicht nahm eine noch intensivere Färbung an. »Ich nahm mir nicht einmal mehr die Zeit, sie zu

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