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Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Menschen waren bereits erfroren. Die meisten Gesichter trugen Spuren schwerer Misshandlungen.
    Die Wachposten hingegen hatten sich in mehrere Schichten warmer Bekleidung gehüllt. Über prasselnden Feuern rösteten sie das Fleisch der Tiere, die die Flüchtlinge mit sich geführt hatten. Etliche Stück Vieh waren an Bäumen festgebunden oder in behelfsmäßigen Einfriedungen untergebracht.
    Sämtliche Habseligkeiten, die den eingesperrten Menschen gehörten, lagen aufgetürmt neben einem Wächterhäuschen oder in dahinter aufgereihten Karren. Als Iantine die Wachposten skizzierte, vergaß er nicht, die zahlreichen Schmuckstücke mitzuzeichnen, mit denen sich die Kerle schmückten. Schamlos protzten die Männer mit Armreifen, Fingerringen und sogar Ohrgehängen.
    Die Ankunft der Drachenreiter hatte die Wächter in Alarmzustand versetzt, und die meisten zogen sich ein Stück weit hinter die mit Steinen markierte Grenzlinie zurück. Das vereinfachte die Aufgabe, die Gefangenen zu befreien. Viele von ihnen befanden sich in einem so schweren Schockzustand, dass sie sich vor den Drachen und den Reitern genauso fürchteten wie vor Chalkins brutalen Schergen.
    Zulaya hatte Weyrangehörige mitgebracht, und deren Anwesenheit wirkte sich beruhigend auf die eingeschüchterten Menschen aus. Als erstes wurden Decken und warme Oberbekleidung verteilt. Die heiße Suppe, die später folgte, war für die meisten Flüchtlinge die erste Mahlzeit, seit sie ihre Höfe verlassen hatten.
    Was Iantine nicht zu Papier bringen konnte, waren die Geräusche und die Gerüche dieser schaurigen Szene. Dennoch gelang es ihm in gewisser Weise, seine eigenen Eindrücke dem Betrachter der Skizzen zu vermitteln – durch die aufgesperrten Münder der verängstigten Menschen, durch das blanke Entsetzen, das in ihren Augen stand, indem er die geschundenen Körper zeichnete, die Lumpen, die kaum die Blöße dieser malträtierten Kreaturen zu bedecken vermochten. Getreulich hielt er die Fäkalienhaufen fest, denn die Wächter hatten keine Latrinen anlegen lassen, die armseligen Siebensachen der Geflohenen, die sich nun als Beute neben den Wärterhäuschen stapelten.
    Nun, da er echtes Elend gesehen hatte, vergegenwärtigte sich Iantine, dass seine Begegnung mit Chalkin noch glimpflich verlaufen war.
    Der Künstler kehrte mit der letzten Gruppe zurück. Nur im Dazwischen ließ er seine Hand ruhen, sogar während des Fluges zeichnete er, P'teros Rücken als Auflage für den Malblock benutzend.
    »Sie haben keine Sekunde lang mit Zeichnen aufgehört«, rief P'tero ihm über die Schulter zu. »Hier oben wird noch Ihre Hand abfrieren.«
    Iantine wackelte mit den Fingern, um ihm zu beweisen, dass ihm nichts fehlte, und fuhr mit dem Skizzieren fort. Er fügte Details ein, indem er die Bilder der Männer fertigstellte, die man bei den Füßen aufgehängt und dann als Zielscheiben benutzt hatte. Als eine ihrer ersten Handlungen hatten die Retter die zermarterten Leichname von den Stricken abgeschnitten, mit denen sie an den Ästen festgebunden waren. Iantine hatte nur Zeit gefunden, um die Umrisse grob zu skizzieren, doch die Einzelheiten standen ihm noch plastisch vor Augen, trotz der vielen Zeichnungen, die er an diesem Tag angefertigt hatte. Er fand, er müsse jeden Punkt dieser grausigen Szene anschaulich wiedergeben, andernfalls käme er sich vor wie ein Verräter.
    Als der junge blaue Reiter ihn vor der unteren Kaverne absetzte, suchte sich der Künstler einen Tisch unweit des Kamins, um seine Finger zu wärmen und noch schneller zeichnen zu können. Der Stift raste nur so über das Blatt Papier. Sowie sich eine Hand auf seine Schulter legte, fuhr er erschrocken von seinem Stuhl hoch.
    »Ich bin's, Debera.« Die grüne Reiterin stellte einen Becher Klah und eine Schale mit Eintopf vor ihn hin. »Alle anderen haben schon gegessen, du solltest jetzt auch besser was zu dir nehmen«, meinte sie ernst, indem sie ihm ohne viel Federlesens Zeichenstift und Block wegnahm. »Du siehst schrecklich aus«, fügte sie nach einem prüfenden Blick in sein Gesicht hinzu.
    Er wollte ihr den Block wieder entreißen, doch sie schlug leicht auf seine Hand und brachte das Papier aus seiner Reichweite.
    »Nein, zuerst wird gegessen. Später wirst du um so besser arbeiten können. Ach du meine Güte!« Sie starrte auf das Bild; bestürzt legte sie eine Hand an ihren Mund, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. »Das gibt's doch gar nicht!«
    »Ich habe nur das festgehalten, was

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