Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
Vater war, und fast kam es ihm so vor, als fasse Petiron Merelans Dahinscheiden als einen persönlichen Affront auf. Doch Petiron hatte seine Frau immer auf eine besitzergreifende Weise geliebt, und an dieser Einstellung vermochte selbst ihr Tod nichts zu ändern. Trotz allem empfand Robinton tiefes Mitleid mit diesem Mann.
»Vater …« Langsam stand er auf.
Petiron blinzelte und sah seinen Sohn an, als hätte dieser an Merelans Sterbebett nichts zu suchen. »Geh jetzt. Sie war alles, was ich hatte. In meinem Kummer will ich mit ihr allein sein.«
»Ich trauere auch. Sie war meine Mutter.«
»Was weißt du schon, wie ich leide?« In einer verzweifelten Geste griff sich Petiron ans Herz.
Um ein Haar hätte Robinton gelacht. Ginia setzte zum Sprechen an, doch Robinton gab ihr einen Wink, sie möge schweigen.
»Glaubst du, ich wüsste nicht, wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren, Petiron? Wie kannst du so etwas zu mir sagen? Ich kann mich nur allzu gut in dich hineinversetzen.«
Petiron starrte seinen Sohn mit großen Augen an, als er begriff, worauf er anspielte. Dann fing er wieder an zu weinen. Er wirkte so niedergeschmettert, dass Robinton ohne Nachzudenken um das Bett herumging und seinen Vater tröstend in die Arme nahm.
Petiron schrieb keine einzige Note mehr. Merelan war seine Inspiration gewesen. Ihr Tod rief in ihm die Veränderung hervor, die sie sich zu ihren Lebzeiten so sehr gewünscht hatte. Er und Robinton wurden nie richtig warm miteinander, aber Petiron hörte auf, seinen Sohn zu kritisieren.
Meister Gennell bemerkte einmal, dass Petiron durch die Trauer zu einem umgänglichen Menschen geworden sei. Die Lehrlinge und Gesellen, die bei ihm Komposition lernten, hätten dem nicht zugestimmt, denn nach wie vor war Petiron nur schwer zufrieden zu stellen, doch niemand stritt ab, dass er ihnen ein profundes und umfangreiches Wissen vermittelte.
***
Robinton weilte in der Harfnerhalle, als Betrice an Herzversagen starb. Er konnte Meister Gennell helfen, den Verlust zu überwinden. Alle trauerten um Betrice, angefangen vom jüngsten Lehrling bis hin zu Petiron. Halanna, nun eine gesetzte, mollige Matrone mit Mann und Kindern, kam unverhofft zu Besuch.
»Ich habe Betrice viel zu verdanken«, erklärte sie. »Fast so viel wie deiner Mutter, Geselle Robinton.« Aus dem Augenwinkel streifte sie ihn mit einem merkwürdigen Blick. »Obwohl ich damals ein verzogenes, bockiges Kind war, gaben die beiden mich nicht auf und sorgten dafür, dass ich Vernunft annahm. Darf ich für Merelan und Betrice singen, Robinton? Vielleicht zusammen mit dir? Ich habe meine Stimme nie vernachlässigt, musst du wissen.«
»Das freut mich. Und meine Mutter wäre darüber sehr glücklich gewesen«, gab Robinton aufrichtig zurück.
Halanna sang das Stück, das Petiron zu diesem Anlass ausgesucht hatte, und ihre Stimme klang wärmer und ausdrucksstärker als je zuvor. Meister Gennell war so beeindruckt, dass er sich die Tränen trocknete und bemerkte, es sei eine Schande, dass sich immer weniger Mädchen in der Harfnerhalle ausbilden ließen.
»Kannst du nicht während deiner Reisen auf Talentsuche gehen, Robinton?« fragte er. »Gewiss, deine Mutter war ungewöhnlich begabt, aber hier ist Halanna, die immer noch singt, und so weit ich weiß, hat Maizella den Gesang auch nicht aufgegeben. Vielleicht findest du unterwegs ein Mädchen mit einer guten Stimme.«
»Ich werde Ausschau nach Talenten halten«, versprach Robinton. Er wollte alles tun, um seinem Meister eine Freude zu machen.
***
Er stand zu seinem Wort und hörte sich viele Mädchen und auch Jungen an, deren Stimmen geschult werden konnten. Und er versuchte, die jungen Leute für eine Lehrzeit in der Harfnerhalle zu interessieren.
Während des nächsten Planetenumlaufs erhielt Robinton seinen Meisterrang. Weiterhin ließ er sich von Gennell losschicken, um aufgebrachte Pächter zu beschwichtigen, für kranke Harfner einzuspringen oder um Versammlungen in weit entfernten Gemeinden zu besuchen. Auch in Burg Fort und in der Harfnerhalle fungierte er als Schlichter.
Mitunter trommelte er eine Nachricht zum Benden Weyr und bat F'lon um Hilfe – und erhielt Antworten, in denen sein Freund ihm von seinem Sohn Fallarnon erzählte. Manora, das ruhige, würdevolle Weyrmädchen, das Robinton an dem Tag kennen gelernt hatte, als S'loner und Maidir starben, nahm Fallarnon in Pflege. Robinton wunderte sich nicht, als er drei Planetenumdrehungen später erfuhr,
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