Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
Silvinas Rat, er solle seine Aufmerksamkeit auf seine »vielen Söhne« konzentrieren, ein vernünftiger Vorschlag war. Also hörte er auf, darüber nachzugrübeln, was Camo alles nicht konnte, und akzeptierte ihn genauso unbefangen wie seine Mutter es längst tat. Er erfreute sich an seinem fröhlichen Lächeln und lobte ihn für jeden Fortschritt, den er machte. Mit der Zeit lernte Camo laufen, selbständig essen und einfache Arbeiten für seine Mutter zu erledigen – bei denen Sebell ihm oftmals half.
Gelegentlich erhielt Robinton Besuch von F'lon. Nemorth hatte immerhin vierundzwanzig Eier in den warmen Sand der Brutstätte gelegt, und nun wartete man gespannt auf das Schlüpfen.
Wenn Robinton manchmal um einen Transport auf einem Drachen bat, schickte F'lon den blauen Reiter C'gan. Robinton freute sich stets auf diese Treffen, denn C'gans unverwüstliche gute Laune wirkte auf ihn wie ein belebendes Elixier. C'gan holte ihn auch ab, als im Benden Weyr die Gegenüberstellungszeremonie kurz bevorstand und Robinton in seiner Eigenschaft als Meisterharfner dabei sein musste. Leider geschahen diese Ereignisse viel zu selten. Die Aufzeichnungen der Harfnergilde besagten, dass in früheren Zeiten wesentlich mehr Gegenüberstellungen stattfanden. Allerdings hatte es damals auch noch sechs Weyr gegeben.
»Der ältere Junge ist groß gewachsen, aber ich finde, Manoras Sohn ist noch ein wenig zu jung«, erzählte C'gan dem Meisterharfner, als sie zu dem blauen Tagath eilten, der ungeduldig im Hof wartete. Der blaue Reiter hatte Robinton nur wenige Minuten Zeit gelassen, um sich ein passendes Festtagsgewand anzuziehen, und nun hob er ihn beinahe auf Tagaths Rücken. »Aber F'lon setzt alles auf eine Karte, damit beide Jungen Drachenreiter werden. Es gibt ja wirklich nicht mehr viele Gelege, die zudem noch wesentlich kleiner ausfallen als früher. Für häufige Paarungsflüge ist Nemorth auch viel zu fett. Und nun hoch mit dir!«
»Guten Tag, Tagath«, grüßte Robinton und streichelte die blaue Schulter, während er sich zwischen die Nackenwülste setzte. Die Gitarre hielt er auf dem Schoß.
Tagath drehte den Kopf und sah Robinton an. Jeder Tag, an dem junge Drachen schlüpfen, ist ein guter Tag, Harfner.
»Er hat mir geantwortet!« freute sich Robinton.
»Mein Tagath ist nicht besonders gesprächig. Auch mit mir unterhält er sich nicht oft. Es tut ihm gut, wenn er mal mit einem Außenstehenden plaudert.«
Tagath sprang mit einem wuchtigen Satz in die Höhe, und Robintons Nase prallte gegen die Stimmwirbel seiner Gitarre. Robinton betastete noch seine Nase, um festzustellen, ob sie blutete, da gab C'gan auch schon das Kommando zum Sprung ins Dazwischen .
Im nächsten Moment schwebten sie über dem Benden Weyr, und Robinton stockte der Atem. Im Kraterkessel wimmelte es von Leuten, die zur Brutstätte strömten. Drachen zogen immer engere Kreise über dem erloschenen Vulkankegel, ließen sich auf felsigen Galerien nieder und fädelten sich durch die engen Tunnel der Bergflanke, die zu der Brutkaverne führten. Facettenaugen glühten in allen Schattierungen von Blau und Grün, durchsetzt von gelben Funken, die von ihrer Aufregung zeugten.
Tagath landete unweit des Eingangs zur Brutstätte. Ein durchdringendes Summen verriet Robinton und C'gan, dass das Schlüpfen kurz bevorstand.
Robinton glitt von Tagaths Rücken hinunter, bedankte sich für den Ritt und schloss sich den Menschen an, die in die Kaverne eilten.
»Hierher, Rob!« brüllte F'lon und winkte ihn zu sich. Er saß auf einer erhöhten Felsenplatte, auf der auch Nemorth hockte. »Ich habe schon auf dich gewartet.«
Zur anderen Seite der Drachenkönigin hatte sich Jora breit gemacht. Ihr giftgrünes Gewand vermochte ihre Fettleibigkeit nicht zu kaschieren und ihr einstmals hübsches Gesicht besaß überhaupt keine Konturen mehr. Robinton verbeugte sich höflich vor ihr und dann vor Nemorth, deren Aufmerksamkeit dem kleinen Gelege in der Arena mit heißem Sand galt. Jora lächelte nervös, derweil ihre feisten Finger hektisch an ihrem Kleid zupften und feuchte Knitterfalten hinterließen. Robinton bemühte sich immer, nett zu ihr zu sein, denn er wusste, dass F'lon ihr das Leben schwer machte.
»Ich hatte schon befürchtet, du seist nicht in der Harfnerhalle«, erklärte F'lon, griff nach Robintons Hand und drückte sie so fest, dass Robinton aufschrie.
»Brich mir nicht die Finger, F'lon«, beschwerte er sich, zog die Hand zurück und tat so, als
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