Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
untersuche er sie auf Verletzungen.
»Das hätte gerade noch gefehlt. Sollten meine Söhne heute ausgewählt werden, wirst du dieses Ereignis doch hoffentlich in einer Ballade verewigen.«
F'lon schwankte offensichtlich zwischen der Zuversicht, dass beide Jungen einen Drachen für sich gewinnen konnten, und der Furcht, sie könnten leer ausgehen.
»Zeig mir deine Jungen«, bat Rob. »In diesem Alter wachsen Kinder so schnell, dass ich sie auf Anhieb gar nicht erkenne.«
»Es sind die beiden Buben dort links … Siehst du sie? Alle Jungen tragen natürlich weiße Sachen, aber Fallarnon hat meine Haarfarbe, und Famanoran ähnelt seiner Mutter. Du erinnerst dich doch an Manora? Sie behielt einen kühlen Kopf in der Nacht, als S'loner starb.«
»Deine Jungen gleichen einander«, meinte Robinton, der die Knaben entdeckt hatte. »Und jetzt entspann dich, F'lon. Es wird schon klappen.«
»Bist du sicher?« F'lon war äußerst nervös.
»Das fragst du mich?«
»Ja, ich frage dich .«
Er fragt dich wirklich , ließ sich Simanith vernehmen.
»Natürlich werden alle beide Drachenreiter sein. Etwas anderes kommt gar nicht in Frage. Ruhig Blut, F'lon. Genieße den erhabenen Augenblick.«
F'lon wirkte genauso zappelig wie Jora. Ständig peilte sie um Nemorths Kopf herum. Robinton verspürte Mitleid mit der armen Frau, die von ihrer Aufgabe als Weyrherrin sichtlich überfordert war.
»Simanith schließt sich meiner Meinung an«, fügte Robinton hinzu und spähte zu dem Bronzedrachen hinauf, der auf dem Felssims über seiner Königin Posten bezogen hatte. Simanith zwinkerte mit den schimmernden, gemächlich kreisenden Augen.
»Er muss es ja wissen, nicht?« gab F'lon zurück. Beim ersten knackenden Geräusch, das das Zerplatzen einer Eischale anzeigte, umklammerte er Robintons Arm mit einem schraubstockähnlichen Griff.
Robinton wehrte sich nicht, obwohl ihm die Umklammerung wehtat. Ein bisschen amüsierte er sich über den sonst so zuversichtlichen, stolzen und kampfeslustigen Weyrführer, der nur noch ein Nervenbündel war.
»Es ist ein Bronzedrache!« schrie F'lon und drückte mit der Hand noch fester zu.
»Vorsicht«, warnte Rob seinen Freund. »Ich möchte keine Blutergüsse haben.«
»Aber wenn ein Bronzedrache als Erster schlüpft, gilt das als gutes Omen«, beharrte F'lon.
»Immer mit der Ruhe!«
Mit einem energischen Nasenstüber befreite sich der junge Bronzedrache aus seiner Eischale.
»Gut gemacht!« schrie F'lon. »Hast du das gesehen, Robinton?«
Robinton nickte. Aber ihm entging nicht der Ausdruck auf Joras erhitztem und angespanntem Gesicht. Auch für sie war der Ausgang dieser Gegenüberstellung wichtig.
Der kleine Bronzedrache kreischte vor Hunger und drehte auf seinen Tatzen einen Halbkreis. Nach kurzem Zögern watschelte er direkt auf F'lons Söhne zu. Gebieterisch stubste er den größeren Jungen an, derweil der jüngere Bruder zur Seite wich.
»Er heißt Mnementh!« rief der Junge überglücklich und drückte den feuchten Kopf des Jungdrachen an seine Brust.
F'lon stieß einen Laut aus, der halb wie ein Jubelschrei, halb wie ein Schluchzen klang. »Er hat es geschafft! Er hat es geschafft!«
Er schüttelte Robinton, hob ihn kurz hoch und stellte ihn wieder auf die Füße. Im nächsten Augenblick hetzte der Weyrführer über den heißen Sand, um dem frisch verbundenen Paar zu helfen.
Jora gab ein Schluchzen von sich, und Tränen strömten ihr über die Wangen. Der Blick, den sie Robinton zuwarf, war triumphierend und jämmerlich zugleich.
Drei weitere Eier zerplatzten, und Bronzedrachen kletterten heraus. Robinton fragte sich, ob dies für den Weyr ein gutes oder ein schlechtes Omen bedeutete. Dann beobachtete er den Vorgang, in dem Mensch und Tier aufeinander geprägt wurden. Laute Hochrufe und Freudenschreie aus einer bestimmten Gruppe zeigten an, dass zumindest ein neuer Drachenreiter aus der Burg stammte. Auch die danach schlüpfenden blauen und grünen Jungdrachen suchten sich ihre Partner nicht aus den Reihen der Weyrjungen aus, sondern entschieden sich für Knaben, die in Burgen aufgewachsen waren. Als Letzter kämpfte sich ein brauner Drache aus seiner Eihülle.
Er kreischte laut und drehte den Hals nach rechts und links, als suche er die anderen Jungdrachen. Plötzlich stieß sein Kopf vor und er watschelte auf den jüngsten Knaben zu, der an der Brutstätte stand: Famanoran, F'lons und Manoras Sohn. Famanoran hatte bloß ruhig seinen Platz eingenommen und das Schlüpfen mit
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