Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
Weyr vor der Außenwelt abzuschütten und erlaubte es den Drachenreitern nur selten, Versammlungen zu besuchen, die nicht in Benden oder Nerat stattfanden.
»Er hat Angst, die Burgherren zu verärgern«, erklärte C'gan. »Besonders die von Benden oder Nerat. Diese Burgen erfüllen treu ihre Tributpflicht dem Weyr gegenüber – und auch Bitra lässt sich nicht lumpen, wenn Lord Sifer geruht, sich an seine Obliegenheiten zu erinnern.«
»Wie geht es F'lons Söhnen, F'lar und F'nor?« erkundigte sich Robinton. Er nahm sich vor, die nächste Versammlung in Nerat zu besuchen. Vielleicht traf er dort die beiden Jungen.
»Sie entwickeln sich prächtig. F'lar ist jetzt schon vernünftiger, als sein Vater es je war«, erwiderte C'gan. »Und sie glauben an die Wiederkehr der Fäden. Das weiß ich mit Bestimmtheit.« Dann seufzte er. »Im Weyr hat es noch mehr Verluste gegeben. Jora ist einfach nicht dazu geschaffen, als Weyrherrin zu fungieren. Sie ist viel zu träge. Ich fürchte, wenn der nächste Fädenfall einsetzt, sind wir gar nicht für den Kampf gerüstet.«
Robinton nickte verstehend. Am Ende des letzten Fädenfalls hatte es sechs Weyr mit insgesamt über dreitausend Drachen gegeben. Jetzt standen höchstens noch dreihundert zur Verfügung. Und nicht alle waren ausgebildet, gegen die Gefahr zu kämpfen. C'gan kam langsam in das Alter, in dem er für ein Geschwader eine Belastung darstellte. Eine Zeile aus dem Lied der Fragen kreiste in Robintons Kopf:
»Wo weilt ihr, Drachen? In anderen Welten?«
***
Doch Robinton hatte anderes zu tun, als sich um unbeantwortete Fragen zu kümmern. Viel Freude bereitete ihm Sebell, der große Fortschritte machte. Nicht mehr lange, und er würde vermutlich die Tische wechseln.
Nach einer Weile drangen mit beunruhigender Regelmäßigkeit Gerüchte über Fax an Robintons Ohren. Er behandelte seine Pächter schändlich, doch nur sehr wenigen gelang die Flucht.
Nip erstattete getreulich Bericht. Robinton erhielt sogar eine kurze Nachricht von Bargen, in der er ihm mitteilte, er wolle alles daransetzen, um Fax zu vertreiben und seine eigenen Ansprüche auf Burg Hochland geltend machen. Immerhin war er der legale Erbe.
Eines Nachts erschien Nip, völlig entkräftet, weil er beinahe ohne Pause von Nabol bis zur Harfnerhalle gerannt war.
»Fax plant etwas …« keuchte er, als er in Robintons Zimmer stürmte.
Der Harfner setzte Nip in den nächsten Sessel und schenkte ihm ein Glas Wein ein.
»Der Kerl ist raffiniert wie die Sünde«, fuhr Nip nach dem ersten Schluck fort. »Bei Nacht und Nebel brach er mit einer Horde Waffenknechte auf, und keiner weiß, wohin. Selbst seine eigenen Leute, die er in der Kaserne von Nabol zurückließ, tappen diesbezüglich im Dunkeln.«
»Ruatha!« schoss es Robinton blitzartig durch den Kopf.
»Du hast Recht!« bekräftigte Nip erschrocken. »Gib mir den schnellsten Renner, den ihr habt.«
»Ich komme mit.«
»Nein, Robinton. Ich bin es gewöhnt, mich quasi unsichtbar zu machen, und gleich zwei Reiter …«
»Ich komme mit!« Robinton zog sich dunkle Bekleidung an und warf Nip eine warme Jacke zu.
Aus der Küche holte Robinton Proviant, hinterließ eine Nachricht an Silvina und dann polterten er und Nip zur Tür hinaus. Ihr überstürzter Abgang scheuchte den Wachwher auf, der jämmerlich zu greinen anfing und an seiner Kette zerrte.
Sie weckten den Stallknecht und ließen ihn zwei Pferde satteln. Robinton ritt Big Black, und Nip einen feurigen Renner. Aus Rücksicht auf die schlafenden Bewohner der Halle ritten sie das erste Wegstück im Schritt, bis Nip auf den Kurierpfad deutete, der von der Hauptstraße abzweigte. Die Kurierpfade stellten immer die kürzeste Verbindung zu zwei Zielpunkten dar. Robinton wollte sich später beim Meister der Kurierstation dafür entschuldigen, dass sie mit ihren Rennern den Boden aufgewühlt hatten, und er hoffte, sie würden unterwegs keinem Eilläufer begegnen.
Dann drückte sie ihren Rennern die Fersen in die Flanken. Sie legten ein Tempo vor, das Robinton zu anderen Zeiten für gefährlich gehalten hätte, doch vor ihnen zog sich der Pfad wie ein schnurgerades bleiches Band dahin.
Am frühen Morgen überquerten sie den Roten Fluss. Und endlich lag vor ihnen die Festung Ruatha.
Zu Tode erschrocken betrachtete Robinton das grausige, vom fahlen Morgenlicht erhellte Bild. Von den Feuerhöhen baumelten noch die Stricke, an denen Fax und seine Spießgesellen in die Burg geklettert waren, ohne den
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