Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
verständigen kann. Ich werde mit ihm plaudern, solange unsere Reiter anderweitig beschäftigt sind. Es ist schön, einem Kind zu begegnen, das die Sprache der Drachen hört.
Als Kandidat kommt er nicht in Frage. Er ist zu jung.
Kümmere dich nicht um Calanuth , richtete Kilminth das Wort an Robie. Er ist selbst noch jung und hat keine Ahnung.
Aber du weißt wohl alles, wie?
Sei still und leg dich in die Sonne , beschied Kilminth ihm hochmütig und neigte seinen mächtigen Kopf zu Robinton hinab.
Robie wurde ein bisschen nervös, als der gigantische Schädel so dicht neben ihm auftauchte. Die Augen, die beinahe größer waren als der recht stämmige Bub, schimmerten grün und kreisten gemächlich in ihren Höhlen. In den Facetten, die ihm am nächsten waren, erkannte er sein Spiegelbild, und bei dem Anblick wurde ihm schwindelig. Die obersten Facetten jedoch reflektierten das Sonnenlicht und den Himmel. Ob einem Drachen durch die mannigfachen Wahrnehmungen auch manchmal schwindelig wurde?
Nein, aber die Facettenaugen vermögen Fäden zu erkennen, die direkt über unseren Köpfen vom Himmel fallen.
»Weißt du, wann es das nächste Mal Fäden regnen wird?«
Der Drache nahm sich so viel Zeit mit der Antwort, dass Robie anfing, seine Frage zu bereuen.
Die Sternsteine verraten es uns.
»Sie können sprechen?« Von den Sternsteinen hatte Robinton noch nie etwas gehört. Er kannte den Augenstein und den Fingerfelsen, aber nicht die Sternsteine.
Das sind die Sternsteine.
»Ach so!«
Der Drache hob seinen wuchtigen Kopf und richtete den Blick auf einen fernen Berggipfel. Die Bewegung erschreckte Robie ein wenig, der sich furchtbar winzig vorkam, doch um keinen Preis wäre er auch nur einen Schritt zurückgewichen. Das Gespräch mit einem Drachen war viel zu kostbar, um es vor lauter Angst abzubrechen. Hast du die Sternsteine von Fort Weyr noch nie gesehen?
»Niemand darf zum Weyr hochklettern«, erwiderte Robinton mit großen Augen.
Aha.
»Warum stimmt dich das traurig, Kilminth?« fragte Robie.
Der Drache senkte seinen Kopf wieder nach unten. Die sonst so lebhaft funkelnden Augen hatten sich verfinstert und in dem Blick lag eine tiefe Traurigkeit.
Der Weyr steht schon so lange leer.
»Werden die Drachen und die Weyrleute irgendwann einmal zurückkehren?« wollte Robie wissen.
Ja, wenn die Fäden fallen.
»Nanu, zumindest einen tapferen jungen Mann gibt es hier in Burg Fort.« Ein großer, schlanker Reiter kam herbeigeschlendert und zerstrubbelte Robintons Haar.
»Ich bin von der Harfnerhalle, Bronzereiter S'bran«, erklärte Robie.
»Wie ich sehe, hast du mit meinem Freund geplaudert und von ihm meinen Namen erfahren.« S'bran ging in die Hocke, um auf einer Höhe mit Robie zu sein. Seine blauen Augen blitzten fröhlich. »Ob du aus der Harfnerhalle oder aus der Burg kommst, spielt keine Rolle. Aber du bist der Richtige. Möchtest du Drachenreiter werden, wenn du groß bist?«
»Sehr gern, S'bran, aber ich werde Harfner.«
»Und das gefällt dir?«
Robinton nickte heftig mit dem Kopf. »Meine Mutter sagt, aus mir würde der beste Harfner, den es je gegeben hat. Kann man gleichzeitig Harfner und Drachenreiter sein?«
S'bran lachte, und Kilminths Augen begannen schneller zu kreisen. Robinton klappte vor Staunen den Mund auf. Lachten Drachen auf diese Art und Weise, indem sie ihre Augen wirbeln ließen?
Nein, wenn wir lachen, klingt das so. Der Laut, der aus Kilminths Kehle tönte, hörte sich an wie S'brans Lachen.
Robinton war entzückt und fing an zu kichern. »Ich wusste gar nicht, dass Drachen lachen können.«
Das Kichern des Jungen wirkte so ansteckend, dass S'bran und Kilminth einfielen, wobei der Reiter eine volle Terz höher lachte als sein Drache. Robinton war von der vollendeten Harmonie begeistert.
»Beeil dich, S'bran!« rief ein anderer Reiter über den Hof. »Wir müssen heute noch drei weitere Stationen anfliegen.«
»Schon gut, schon gut, ich komme«, rief S'bran zurück. Er stellte sich wieder aufrecht hin und zauste zum Abschied noch einmal Robies Schopf. Dann sprang er auf Kilminths erhobenen Arm und schwang sich zwischen die Rückenwülste des Drachen. »Tritt lieber ein Stück zur Seite, Junge. Beim Hochfliegen werden wir eine Menge Staub aufwirbeln.«
Robinton sauste los, drehte sich jedoch in dem Moment wieder um, als er das Schlagen der kraftvollen Schwingen hörte. Mit einem Arm schützte er sein Gesicht vor dem hochspritzenden Sand und den Steinchen, mit dem anderen
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