Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
sich an Rob heran, grinsten breit und nannten ihre Namen. Doch von den vielen neuen Eindrücken, die auf ihn einstürzten, war er so benommen, dass er sich keinen einzigen merken konnte. Dann nahm seine Mutter ihn an die Hand und führte ihn zu Lord Maidir und Lady Hayara, um ihn in aller Form vorzustellen.
Ehe er ihnen die Hand gab, verbeugte er sich, wie man es ihm beigebracht hatte, und wurde mit einem freundlichen Lächeln belohnt.
»Wir möchten, dass ihr in Burg Benden glücklich seid«, sagte Lady Hayara.
Robinton fand, sie sähe sehr jung aus, nicht viel älter als Halanna, derweil Lord Maidir im selben Alter zu sein schien wie Meister Gennell. Alsdann bedeutete der Burgherr dem stämmigen jungen Mann, der direkt hinter ihm stand, er möge vortreten.
»Das ist Raid, mein ältester Sohn, Meistersängerin«, verkündete der Lord voller Stolz und legte den Arm um Raids Schultern.
Völlig unerwartet erlebte Robinton einen Anflug von Neid. Sein Vater war nie so liebevoll mit ihm umgegangen. Sein Vater suchte nie den Körperkontakt zu ihm – jedenfalls fiel ihm keine Gelegenheit ein, bei der er ihn auch nur berührt hätte.
Als Nächstes drängte sich ein Mädchen, ein wenig jünger als Raid, in den Vordergrund, wobei sie sich geschickt zwischen ihren Vater und Lady Hayara schob. Robinton entging nicht der Ausdruck von Verdruss, der flüchtig über Lady Hayaras Züge huschte, und die Gleichgültigkeit, mit der das junge Mädchen diese Unmutsbekundung quittierte.
»Und das ist meine älteste Tochter, Maizella«, stellte Lord Maidir vor.
»Ich bin ja so froh, dass Sie kommen konnten, Meistersängerin«, begann Maizella in schwärmerischem Ton und griff nach Merelans Hand. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und vor Begeisterung schnappte sie nach Luft.
»Unsere Maizella hat eine sehr schöne Stimme«, fuhr Lord Maidir stolz fort. »Raid ziert sich ein bisschen, doch wenn er erst einmal seine Schüchternheit überwindet, singt er einen ausgezeichneten Bariton. Falloner – der Bursche mit dem Lockenkopf – besitzt noch seinen wunderschönen Knabensopran …«
Falloner, der in Robintons Nähe stand, zuckte lässig die Achseln und grinste Rob verschmitzt zu. So lernten sich die beiden kennen.
Nun, da Maizella sich vorgedrängt hatte, rückte Lady Hayara wieder dichter an ihren Gemahl heran.
Robinton seufzte leise. Er sah es Maizella an, dass seine Mutter es mit ihr nicht leicht haben würde. Und an der Art, wie es um Merelans Mundwinkel zuckte, merkte er, dass sie seinen Eindruck teilte. Doch mit höflichem Lächeln erklärte die Meistersängerin, dass es ihr eine Freude sei, jeden Lernwilligen in Burg Benden zu unterrichten.
»Was Maizella unter Singen versteht, hört sich eher wie Gekreisch an«, raunte Falloner Robinton ins Ohr und blinzelte dabei verschwörerisch. »Hat dir der Ritt auf Spakinth gefallen? C'rob hat mal wieder das große Los gezogen – wie immer.« Als er Robintons Unverständnis bemerkte, setzte er erklärend hinzu: »Ich komme aus dem Weyr, aber mein Vater bestand darauf, dass ich in der Burg erzogen werde. Deshalb bin ich hier.«
»Du bist im Weyr aufgewachsen?« Interessiert musterte Robinton den Jungen.
»Ja. Trotzdem kann ich nicht Feuer speien und werde es auch nie lernen, selbst wenn ich einen Bronzedrachen für mich gewinne.« Sein schmales Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an, ehe das spitzbübische Grinsen zurückkehrte. »Und eines Tages bin ich ein Drachenreiter, verlass dich drauf. Ich werde Weyrführer und rette Pern vor den Fäden.«
»Wirklich? Cortath sagte, Drachenreiter müssen streiten, wenn Silberfäden vom Himmel gleiten.«
»Das darfst du getrost glauben«, versicherte Falloner. Dann zwinkerte er verdutzt mit den Augen. »Cortath hat mit dir gesprochen?«
»Falloner!«
Beide Jungen drehten sich zu Lord Maidir um, der gerufen hatte.
»Du weißt, wo die Meistersängerin und ihr Sohn untergebracht sind«, fuhr der Burgherr fort. »Möchtest du Robinton nicht den Weg zeigen und ihm helfen, seine Sachen hinaufzutragen?«
»Aber gern, Lord Maidir«, gab Falloner bereitwillig zurück. Er wandte sich an Robinton. »Welche Gepäckstücke gehören dir?«
Robie blickte auf die Packsäcke, die sich auf der Treppe stapelten, und war sich nicht schlüssig. Ihre Abreise war so überstürzt erfolgt, dass er beim Packen gar nicht hatte helfen können.
»Die beiden Säcke mit den roten Schnüren«, mischte sich Merelan ein und drückte ermutigend Robs Schulter.
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