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Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge

Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge

Titel: Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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gegenüber stand, bemerkte er die aufmunternden Gesten. Seine Mutter nickte ihm voller Zuversicht zu, als sie die Einleitung zu dem Stück spielte, das er als Erstes interpretieren wollte. Er sollte zwei Lieder singen, eines seiner Wahl und danach eine Weise, die er noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Das dürfte schwierig werden«, hatte Merelan ihrem Mann dargelegt. »Denn er kennt sämtliche Musikstücke, die es gibt.«
    »Eines kennt er ganz gewiss nicht«, gab Petiron zurück, und damit war dieses Thema für ihn beendet.
    Robinton begann mit dem Lied der Fragen, bei dem alle Anwesenden aufhorchten, einschließlich sein Vater. Er traf jeden Ton korrekt und zeigte eine ausgezeichnete Atemtechnik.
    »Eine seltsame Wahl«, kommentierte Petiron, als der herzliche Applaus verklang. Dann reichte er seinem Sohn zwei Notenblätter. »Das wäre Londiks nächstes Solo gewesen. Nicht einmal er hat die Partitur gesehen. Du hast ein paar Minuten Zeit, um dich damit vertraut zu machen.« Er ließ sich Merelans Gitarre geben und nahm auf einem Stuhl Platz, weil er selbst die Begleitung übernehmen wollte.
    Mit einem flauen Gefühl in der Magengrube widmete sich Robinton den Notenblättern, die voll geschrieben waren in der kühnen Handschrift seines Vaters. Doch dann atmete er erleichtert auf. Wenn sein Vater glaubte, die Partitur wäre für ihn zu schwierig, konnte er sich auf eine angenehme Überraschung gefasst machen.
    »Ich bin soweit«, verkündete Robinton.
    »Du hättest dir mehr Zeit zum Lesen nehmen sollen«, tadelte sein Vater.
    »Ich habe die Noten im Kopf«, erwiderte Robinton. Sein Vater wusste nicht, wie schnell er ein Musikstück auswendig lernte, selbst die komplexen Tempi und die ungewöhnlichen Intervalle, die Petiron so sehr liebte, bereiteten ihm keinerlei Schwierigkeiten. »Er schreibt diese sprunghafte Musik, damit sein Publikum nicht einschläft«, hatte einmal ein Lehrling behauptet.
    »Mach den Jungen nicht nervös, Petiron«, mischte sich Meister Gennell ein. »Wenn er sagt, er ist soweit, wollen wir ihn beim Wort nehmen.«
    »Ich spiele den ersten Takt und beginne dann noch einmal von vorn«, erbot sich Petiron, als würde er Robie damit eine besondere Gnade erweisen.
    Robinton sah, wie seine Mutter warnend einen Finger hob, und enthielt sich einer Entgegnung. Dafür war sein stimmlicher Einsatz optimal. Obwohl es eigentlich nicht nötig war, hielt er den Blick auf die Noten geheftet, weil er seinem Vater nicht in die Augen schauen konnte.
    Mühelos meisterte er die abnormen Intervalle und Tempi, die in rasanter Folge wechselten. Es gab einen Lauf, der Londiks großartiger Stimme angemessen war, und einen Triller, der eine regelrechte vokalistische Akrobatik erforderte. Nichts war Robinton zu schwer, denn er hatte mitbekommen, wie seine Mutter Maizella in exakt diesen stimmlichen Übungen unterrichtete.
    »Mir scheint, wir haben einen überaus würdigen Nachfolger für Londik gefunden«, erklärte Meister Gennell, der sich von seinem Platz erhob, um sich in dem begeisterten Applaus Gehör zu verschaffen. »Das hast du sehr gut gemacht, Robie. Du warst auch überrascht, nicht wahr, Petiron? In Benden hast du den Jungen offenbar hart rangenommen, Merelan, doch die Mühe hat sich gelohnt.«
    Petiron starrte seinen Sohn an, den Mund leicht geöffnet, die rechte Hand auf die Saiten der Gitarre gelegt.
    »Vermutlich ist dir entfallen, dass Robinton in Benden zehn Planetenumläufe alt wurde, Petiron«, warf Merelan mit scharfer Stimme ein.
    »Ich hatte es in der Tat vergessen«, gab Petiron zu. Langsam stand er auf und legte die Gitarre vorsichtig in ihren Kasten zurück. »Aber du musst dir ein neues Stück gründlicher ansehen, Robinton. Im vierten Takt …«
    Meister Gennell, der mitbekam, wie Merelan innerlich vor Zorn kochte, rüstete sich zum Einschreiten. »Petiron, ich höre wohl nicht recht. Dein Sohn hat keinen falschen Ton gesungen, die schwierigsten stimmlichen Klippen gemeistert, und das bei einem Stück, das er heute zum ersten Mal gesehen hat. Anstatt ihn zu loben, hackst du in wirklich kleinlicher Weise auf einer Bagatelle herum. Das nenne ich eine alberne Haarspalterei.«
    »Wenn er Londiks Platz einnehmen soll, darf er sich keine einzige Unregelmäßigkeit erlauben«, hielt Petiron ihm entgegen. »Und er wird präzise singen, dafür sorge ich. Ab heute übernehme ich nämlich seine musikalische Erziehung. Es gibt eine Menge nachzuholen …«
    »Da irrst du dich, mein teurer Petiron«,

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