Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
Augenblick noch, Robie.« Ihr Gesicht wirkte verhärmt vor Kummer und Verzweiflung. »Ich hätte das nicht sagen dürfen. Ich hätte mich besser in der Gewalt haben müssen. Aber ich bin es Leid, ständig auf diesen Mann Rücksicht zu nehmen, seine maßlose Ichbezogenheit zu tolerieren und dich dabei zu erniedrigen. Es geht nicht, dass er seine schlechte Laune an dir auslässt.«
»Schon gut, Mutter. Ich verstehe.«
Merelan streichelte seine Wange. Mittlerweile war Rob beinahe genauso groß wie sie. Bekümmert schüttelte sie den Kopf, und in ihren Augen schimmerten Tränen. »Nein, du kannst es nicht verstehen, Robie. Aber du beweist dein gutes Herz und einen großzügigen Charakter. Bewahre dir diese Eigenschaften, Robie, sie sind ein Segen und eine Gnade.«
Dann durfte er gehen. Seinen Vater traf Robinton nicht im Schlafsaal, doch der Karton stand auf seinem Bett. Er begann mit dem Auspacken und hoffte, seine weinerliche Stimmung und das Gefühl, etwas Bedeutsames verloren zu haben, würden vergehen, ehe die anderen Lehrlinge eintrafen.
***
In Robintons Klasse waren sechsundzwanzig Jungen, die in drei Räumen schliefen. Er hatte das Glück, in einem Zimmer mit nur sechs Betten untergebracht zu sein. Am Abend lernte er seine Kameraden kennen, und die älteren Lehrlinge machten die Neuzugänge mit der Rang- und Hackordnung vertraut. Robinton setzte eine gelassene Miene auf, als der Sprecher der Lehrlinge, ein hoch gewachsener, gut gebauter Bursche aus Keroon namens Shonagar, eine Liste ihrer Pflichten herunterhaspelte. Er putzte die Neuen nach Strich und Faden herunter, erklärte ihnen, dass sie in der Harfnerhalle den niedrigsten Stand einnahmen, und erläuterte ihnen gewisse Gepflogenheiten und Traditionen. Dazu gehörte, dass man von ihnen verlangte, eine Nacht allein im Weyr zu verbringen, um ihren Mut zu beweisen.
»Harfner müssen mit allen möglichen Problemen und Schwierigkeiten fertig werden. Harfner zu sein bedeutet nicht nur, in einer gemütlichen und sicheren Burg des Abends Lieder vorzutragen. Ihr werdet ernsten Gefahren begegnen, und ihr müsst bereits jetzt zeigen, dass ihr den Risiken gewachsen seid.«
»Aber der Weyr steht doch schon seit mehreren Planetenumläufen leer«, protestierte der schmächtigste der Knaben, Grodon, mit vor Angst geweiteten Augen. Er schluckte krampfhaft.
»Wir waren alle oben, Bürschchen, und du gehst auch hin«, beschied ihm Shonagar resolut. Dann fiel sein Blick auf Robinton, und er hob die Brauen. »Das gilt ebenso für dich.«
Robinton hatte oft mit Shonagar Duette gesungen – Shonagar war ein trefflicher zweiter Tenor. Darüber hinaus konnte man sich auf seine Fairness verlassen, und in den Schlafsälen hielt er Ordnung. Als Sprecher für die Lehrlinge zu fungieren war kein offizieller Rang, doch Meister Gennell ermutigte ihn, die Führung zu übernehmen. Shonagar ließ es nicht zu, dass Jungen schikaniert wurden, oder dass es in den Gemeinschaftsunterkünften drunter und drüber ging.
Robinton hatte nicht erzählt, dass er aus der Harfnerhalle stammte, als die anderen Jungen über ihr Zuhause plauderten, aber lange würde seine Herkunft nicht geheim bleiben. Er hoffte, er würde hier Freunde finden, auch wenn seine Eltern Meister waren. Ihm war nicht entgangen, wie gemein sich Lehrlinge manchmal aufführen konnten. Aber seine Bescheidenheit und sein angenehmes Wesen halfen ihm, mit den anderen Jungen gut auszukommen.
In der ersten Siebenspanne litt Grodon schrecklich an Heimweh, und Rob erbettelte von Lorra Süßigkeiten, um seinen Kummer zu lindern. Falawny, ein Bengel mit sonnengebleichtem Haar und tief gebräunter Haut, kam von Igen. Shelline, ebenso braun, war in Nerat zu Hause, und Shear, der aus Tillek stammte, freute sich, nicht den Fischerberuf ergreifen zu müssen wie der Rest seiner Verwandtschaft. Jerint aus Keroon verbrachte viel Zeit damit, leise auf seiner Flöte zu spielen. Er besaß ein hohes musikalisches Können, wie Robinton schnell bemerkte.
Robinton erregte Aufmerksamkeit, als zehn Tage später Shonagar ihr Quartier betrat, nachdem das Licht bereits gelöscht war.
»Nun, wie ist es, Jungs, wer verbringt als Erster eine Nacht im Weyr?« fragte Shonagar und blickte die in ihren Betten liegenden Buben der Reihe nach an.
Alle außer Robinton verkrochen sich tiefer unter ihre Pelzdecken und versuchten, sich unsichtbar zu machen.
»Ich hätt's gern hinter mir«, verkündete Robinton und schlug seine Decke zurück.
»Gut für dich,
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