Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
Robie«, erwiderte Shonagar und nickte ihm aufmunternd zu.
Robinton zog sich seine wärmsten Kleidungsstücke an, schnappte sich eine dicke Jacke und rüstete sich zum Gehen.
Draußen im Korridor warteten Shonagar und seine zwei Sekundanten. Sie führten Rob die Hintertreppe hinunter und durch die der Burg gegenüber liegende Tür. Im Hof stand ein vierter Lehrling und hielt fünf Renner für sie bereit. Robinton hatte sich immer gefragt, wie man diese unerlaubte Exkursion von der Harfnerhalle zum Weyr in einer Nacht bewältigte. Er war froh, dass er den langen Weg nicht zu Fuß laufen musste. Das hätte ihn mehr geängstigt als eine Nacht allein im Weyr. Im Dunkeln krochen immer wieder Tunnelschlangen über die Gebirgspfade, und noch mehr Kreaturen trieben sich herum, an die er lieber nicht denken wollte.
Schweigend ritten sie im Schritttempo durch den gewaltigen Burghof, dann bergauf, vorbei an Viehkoppeln und Ställen. Schließlich gelangten sie an den Tunnel, der eine Abkürzung durch das Felsmassiv darstellte, eines der Wunderwerke von Pern, die ihre Ahnen vollbrachten. Der Tunnel mündete in einem Tal, das sie im Galopp durchquerten. Jetzt, da niemand das Hufgetrappel mehr hören konnte, schlugen die Renner eine forsche Gangart ein. Serpentinen schraubten sich hinauf zum Fort Weyr.
Droben gab es einen zweiten Tunnel, den ihre Vorfahren mit ihren erstaunlichen Gerätschaften in das Gestein gebohrt hatten. Diese letzte Wegstrecke machte Robinton am meisten zu schaffen, obwohl Shonagar einen mitgebrachten Leuchtkorb öffnete. Dann erreichten sie den Grund des Weyrkessels. Im matten Schein des Halbmonds konnte Robinton gerade noch die Eingänge zu den Unteren Kavernen und einige der individuellen Weyr im Kraterrand ausmachen.
»Wenn du möchtest, darfst du in der Höhle ein Feuer anzünden«, schlug Shonagar vor und bedeutete Robinton, er möge absitzen.
Einer der Begleiter lachte. »Falls du etwas Brennbares findest«, spottete er.
»Lass gut sein«, wies Shonagar ihn streng zurecht. »Eine Stunde vor der Morgendämmerung kommen wir dich abholen. Halt die Ohren steif, Robinton.«
Die Anderen ritten davon und nahmen Robs Renner mit. Robinton stolperte in Richtung des schwarzen Schlundes, der die ehemaligen Wohnquartiere der Weyrleute markierte. Es hatte Zeiten gegeben, als es hier von Menschen wimmelte.
Seine Schritte hallten laut in der absoluten Stille, und er verkroch sich tiefer in seine Jacke. So kalt wie im Dazwischen war es allerdings nicht. Robinton wünschte sich, er hätte eher von diesem nächtlichen Abenteuer erfahren, dann hätte er sich etwas Proviant mitgebracht. Essen übte immer eine tröstende Wirkung auf ihn aus.
Als er eine Höhle betrat, konnte er nichts mehr erkennen außer dem etwas helleren Eingang.
»Brennholz finde ich hier bestimmt nicht«, murmelte er leise vor sich hin. »Sogar wenn es hier etwas zum Verbrennen gäbe, könnte ich es nicht anzünden.« Er nahm sich vor, sich demnächst Streichhölzer zu besorgen und sie heimlich seinen Kameraden zuzustecken, damit sie ein Feuer machen konnten, wenn sie an die Reihe kämen. Vielleicht konnte er auch ein bisschen Zunder schnorren. Ein Leuchtkorb ließ sich nämlich nicht unter einer Jacke verstecken, auch wenn er noch so klein war. Selbst ein winziges Licht wäre besser gewesen als diese pechschwarze Finsternis. Obschon es im Dazwischen noch dunkler war … Draußen im Freien war es ein wenig heller als in der dunklen Kaverne, deshalb ging er wieder hinaus und schickte sich an, die Umgebung zu erkunden. Er war so umsichtig gewesen, sich im Archiv mit den Plänen des Fort Weyrs vertraut zu machen. Seinen Zimmergenossen hatte er geraten, dasselbe zu tun, sowie sich die Gelegenheit ergab. Nur aus diesem Grund entdeckte er die Treppe, die zur Galerie der jungen Drachenköniginnen führte.
Die Räumlichkeiten für die goldenen Drachenköniginnen waren besser beheizt als die übrigen separaten Weyr, denn sie bezogen die Wärme, die von einer Quelle tief im Erdinneren abstrahlte. Auch Burg Fort und die Harfnerhalle waren an dieses Heizsystem angeschlossen. Niemand wusste, wie die Anlage funktionierte, doch nur dieser raffinierten Technik hatten sie es zu verdanken, dass sie in den Wintermonaten nicht schrecklich froren. Robinton durfte sich glücklich schätzen, dass die Mutprobe im Frühherbst stattfand, andernfalls wäre eine Nacht im Weyr einer Tortur gleichgekommen.
Zweimal strauchelte er auf der Treppe. Die Stufen waren ein
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