Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
ihm hinterher, aber sie verstand seine Eile. Robinton brannte darauf, die Bogenharfe zu vollenden, an der er mit so viel Liebe und Hingabe gearbeitet hatte. Sie gehörte zu den vier Instrumenten, die er bauen musste, um in den Rang eines Gesellen aufzusteigen. Und er wollte sich die größte Mühe geben, damit nicht einmal sein Vater an diesen Stücken etwas auszusetzen fand.
Als Robintons Instrumente später zusammen mit den anderen Gesellenstücken ausgestellt wurden – wobei kein Teil mit dem Namen seines Erbauers gekennzeichnet war – befand sein Vater sie für gut und musterte stattdessen einige andere Teile aus. Natürlich hatte Robinton peinlich darauf geachtet, seine Arbeiten mit Mustern zu verzieren, die er bei seinen früheren Instrumenten noch nie benutzt hatte. Innerlich amüsierte er sich darüber, dass sein Vater keinen Fehler an den Teilen entdeckte, die von ihm stammten.
***
Im Frühling trug sich ein Ereignis zu, das Robinton in einen wahren Glückstaumel versetzte. Er arbeitete gerade in einer im Tiefgeschoss gelegenen Werkstatt, als plötzlich ein Bronzedrache auf dem Innenhof der Harfnerhalle landete. Sein Reiter legte die Hände trichterförmig vor den Mund und rief: »Robinton? Robinton! Lehrling Robinton!« Die Anrede »Lehrling«, in einem Singsang vorgetragen, klang beinahe wie eine Stichelei.
»Beim Ersten Ei! Der Drachenreiter verlangt nach dir , Rob«, äußerte sich Meister Bosler verblüfft.
Robinton spähte aus dem schmalen Fenster und erblickte nichts außer den mächtigen Klauen des Drachens und die Unterseite des bronzefarbenen Bauchs. »Darf ich gehen?«
»Mein lieber Junge, wenn ein Drachenreiter dich ruft, dann solltest du dich besser sputen«, erwiderte der Meister schmunzelnd. »Lauf los!«
Robinton hetzte in den Hof hinaus. »Hier bin ich, F'lon!« rief er, auf den Drachen zurennend, der ihm den biegsamen Hals entgegenreckte und seine vor Aufregung strahlend blauen Facettenaugen kreisen ließ.
»Ich hatte doch versprochen, ich würde dich besuchen …« Behände stieg F'lon von seinem Drachen herunter und umarmte seinen Freund.
Wieder einmal staunte Rob über F'lons ungewöhnlich gefärbte Augen, die in einem intensiven Bernsteinbraun leuchteten.
»Du hattest auch versprochen, einen Bronzedrachen für dich zu gewinnen.« Neugierig musterte Robinton das gewaltige Tier, das seinen Blick interessiert erwiderte. »Wie heißt du, Drache, wenn ich fragen darf?«
Der Drache blinzelte.
»Ach, er ist ein bisschen schüchtern.« F'lons spitzbübisches Grinsen besagte, dass er schamlos übertrieb. »Er heißt Simanith.« Der Drache brachte seinen Kopf näher an F'lons Körper heran, während er Robinton nicht aus den Augen ließ. »Wenn du möchtest, kannst du dich ruhig mit meinem Freund Robinton unterhalten. Er wird Meisterharfner – wenn er alt genug dafür ist.«
»Moment mal!« rief Robinton lachend aus und hob abwehrend beide Hände. Erstens strebte er diese bedeutende Position gar nicht an, zum anderen würde sein Vater sofort Einspruch erheben, wenn man ihn für die Stellung des Meisterharfners vorschlug.
»Träumen darfst du davon«, meinte F'lon. Ich habe auch immer davon geträumt, einen Bronzedrachen zu reiten, und wie du siehst, ging dieser Traum in Erfüllung.« Mit einer theatralischen Geste deutete F'lon auf Simanith und grinste vor Stolz von einem Ohr zum anderen.
»Ich war im Trommelturm, als die Nachricht eintraf, und ich erhielt die Erlaubnis, mich nach den Namen der Reiter zu erkundigen, deshalb wusste ich von Anfang an Bescheid.«
»Und du hast dich nie bei mir gemeldet?« F'lon mimte den Gekränkten, während er seine eng am Kopf sitzende Reitkappe abstreifte.
»Private Botschaften dürfen wir nicht verschicken. Aber ich kenne die Namen aller jungen Reiter. Rangul, Sellel…«
F'lon rümpfte die Nase. »Na ja, R'gul und S'lel sind jetzt auch Bronzereiter, obwohl ich nicht weiß, wieso ausgerechnet sie gewählt wurden.« Er strich sich das verschwitzte Haar aus der Stirn. »Du bist tüchtig gewachsen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
Robinton trat einen Schritt zurück und musterte seinen Freund von Kopf bis Fuß. »Du aber auch.«
F'lon drehte sich zur Seite und tippte Rob an die Schulter. Robinton verstand, und die beiden Jungen stellten sich Rücken an Rücken hin. Beide waren gleich groß.
»Wirst du noch weiter wachsen?« fragte F'lon.
Robinton lachte übermütig, teils, weil er sich freute, dass F'lon Wort gehalten hatte,
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