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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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streichelte ihm freundlich übers Haar. »Dein Vater brach sich das Genick, Junge. Und deine Brüder wurden vom herabfallenden Gestein begraben. Noch vor Einbruch der Nacht bringen wir ihre Leichen an die Oberfläche.«
    Lange saß Kindan da, den schweren Kopf des toten Wachwhers auf dem Schoß, und kraulte geistesabwesend die langsam in Totenstarre übergehenden Ohren des Tieres. Die Kleidung des Jungen war mit dem grünlichen Blut durchtränkt, doch er achtete nicht darauf. Schließlich kehrte Natalon zu einer letzten Inspektion an die Unglücksstelle zurück.
    »Was, du bist immer noch hier, Kindan? Komm mit, es wird gleich dunkel.«
    »Aber Dask ist tot, Natalon.«
    Der Steiger ging neben dem Knaben in die Hocke und blickte in sein tränenverschmiertes Gesicht. Mit seiner großen, schwieligen Hand wischte er Kindan ein paar Tränen von den mit Kohlenstaub geschwärzten Wagen und strich ihm liebevoll über den Kopf.
    »Nicht weit von hier gibt es ein tiefes Loch, in dem wir Dask begraben werden, Kindan. Doch jetzt musst du mit mir kommen. Hier gibt es für uns nichts mehr zu tun.«
    Natalon ignorierte die Beteuerungen des Knaben, er müsse bei Dask bleiben, packte ihn ohne viel Federlesens und stellte ihn auf die Füße.
    »Er fand ein würdiges Ende, Kindan; Dask war ein Prachtexemplar von Wachwher, einer der Besten.«
    ***
    Untröstlich wanderte Kindan zwischen den geretteten Bergleuten hin und her, von denen die meisten Verletzungen davongetragen hatten. Obwohl man ihm unmissverständlich gesagt hatte, dass sein Vater und seine Brüder ums Leben gekommen seien, wollte er die irrationale Hoffnung nicht aufgeben, man könnte sich geirrt haben. Die Kehle vor Kummer wie zugeschnürt, hemmungslos weinend, pilgerte er von einer Trage zur nächsten. Rücksichtslos zwängte er sich an Leuten vorbei und zog sich den Zorn der Frauen zu, die sich um die Verwundeten kümmerten.
    Plötzlich hörte er, wie jemand heiser seinen Namen krächzte, und hastig drehte er sich um.
    »Zenor!« Mit einer Anwandlung von Scham fiel ihm ein, dass Zenor an diesem Tag ebenfalls mit der verunglückten Schicht in die Grube eingefahren war. In der ungeheuren Hektik und Aufregung hatte er seinen Freund total vergessen. Nun rannte er zu ihm hin. Zenor, der auf einer Trage lag, wies etliche Blessuren auf, und er stand sichtlich unter Schock. Kindan griff nach der Hand, die Zenor ihm entgegenstreckte, und drückte sie fest.
    »Hat man sie herausgeholt?«, stammelte Zenor. Ein Blick auf Kindans Gesicht verriet ihm die Antwort. »Lebt mein Vater?« Kindan schüttelte den Kopf. »Und dein Vater?« Als Kindan die Tränen aus den Augen strömten, wusste Zenor Bescheid. »Aber Dask ist nichts passiert, oder? Ich konnte hören, wie er sich zu uns durchgrub.«
    Zenor schöpfte tief Atem und schaute Kindan in die Augen. »Er hat mich gerettet, Kindan. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber so war es …«
    »Dask war ein guter Wachwher«, würgte Kindan mit tränenerstickter Stimme hervor.
    Zenor schüttelte den Kopf. »Ich spreche jetzt nicht von Dask, Kindan. Ich meinte Kaylek. Er und mein Vater zogen mich in eine sichere Nische, als der Stollen einbrach. Und er wusste genau, was er tat. Beide kannten das Risiko. Sie verloren ihr Leben, als sie mich an einen geschützten Ort bugsierten …« Zenors Stimme wurde leiser und verstummte ganz, als er in einen heilsamen Schlaf hinüberdämmerte. Der betäubende Fellis-Saft, den man ihm eingeflößt hatte, begann endlich zu wirken.
    Kindan blieb an seiner Seite und hielt seine Hand. Stunden später bemerkte Margit den Jungen, der ausgestreckt im Gras lag und fest schlummerte. Energisch trocknete sie ihre eigenen Tränen, holte eine Decke und breitete sie über Kindan aus.

Kapitel 4
    Zum Weinen bin ich zu alt;
Meine schüchterne Stimme verhallt.
Nicht singen kann ich mein trauriges Lied,
Zum Abschied nicht sagen: »Ich hob euch lieb.«
    Die Luft war eisig kalt, und der Wind schnitt durch Kindans Kleidung bis auf die Haut. Der Winter verdrängte den Herbst, doch Kindan fand, dass auf dem Friedhof immer eine beißende Kälte herrschte. Die letzten Worte waren gesprochen worden, und die Bewohner der Festung begaben sich wieder in die Haupthalle. Hier fand der traditionelle Leichenschmaus statt, und man ehrte die Verstorbenen mit angemessenen Trinksprüchen. Kindan ließ die Trauergäste vorgehen und verweilte auf dem Friedhof, eine kleine, schmale Gestalt, die verloren an den frisch zugeschütteten

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