Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege
um eine Kanne voll Blut. Der Brei ist gleich heiß genug, um es unterzurühren.«
Als Ima endlich mit der Kanne Blut angezockelt kam, war Kindan vor Ungeduld ganz zappelig. So schnell wie möglich hetzte er zum Cottage zurück, wobei er beinahe das Blut verschüttet hätte. Keuchend vermischte er es dann mit dem Haferbrei und schleppte den Topf zum Stall des Wachwhers.
»Wo hast du gesteckt?«, zischelte Nuella ihm aufgeregt zu, als er in den Schuppen trat. »Das hat ja eine Ewigkeit gedauert.«
»Tut mir Leid, aber es ging nicht schneller«, japste Kindan.
»Du schnaufst, als wärst du die ganze Zeit über gerannt.«
»Das bin ich auch«, erwiderte Kindan und kippte das Gemisch aus Haferbrei und Blut in eine Schüssel, derweil der Wher aus seinem Schlummer erwachte.
Bei dem unangenehmen Geruch rümpfte Nuella die Nase. »Weißt du, es ist schon reichlich merkwürdig, dass ein so schönes Tier etwas so Scheußliches frisst.«
»Woher willst du wissen, ob der Wher schön ist?«, wunderte sich Kindan.
»Man sieht auch mit dem Herzen, nicht nur mit den Augen«, klärte Nuella ihn auf. Sie legte eine Pause ein, weil sie auf seine Antwort wartete. Doch als keine kam, fragte sie: »Würde der Wher nicht schneller satt, wenn du ihm klein geschnittenes Fleisch zu fressen gäbst?«
»Meisterin Aleesa hat mir davon abgeraten …«
»Von ihr hast du das Wherei bekommen, nicht wahr?«, vergewisserte sich Nuella.
»Ja, das ist richtig.«
»Womit hatte dein Vater euren alten Wachwher gefüttert?«, wollte sie wissen.
Kindan überlegte. »Nun ja, meistens gab er ihm Fleischbrocken. Aber dieser Wher ist noch jung und würde daran ersticken. Deshalb bekommt er den Brei.«
Nuella legte den Kopf schief und näherte sich dem Wher, der den Brei hinunterschlang. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und streichelte sanft den Hals des Tieres. »Hmm«, summte Nuella vor sich hin. Sie schnalzte ein paarmal mit der Zunge, um den Wher vom Fressen abzulenken. Als das Geschöpf tatsächlich den Kopf hob und Nuella neugierig anstarrte, steckte sie rasch einen Finger in die Schüssel. Sie hielt ihn unter die Nase, schnupperte an dem blutigen Brei und leckte ihn dann zu Kindans nicht geringem Erstaunen ab. Angewidert verzog sie das Gesicht und meinte: »Ich an deiner Stelle würde es doch mit klein gehacktem Fleisch versuchen, Kindan. Der Brei schmeckt grauenhaft.«
»Vielleicht sollte ich es einfach mal ausprobieren«, räumte Kindan ein.
»Und wie soll der Wher heißen?«, fragte Nuella.
»Ich hatte gehofft, er würde sich selbst einen Namen geben«, gestand Kindan ein.
Nuella fuhr fort, den Wachwher zu streicheln. Kindan verspürte eine gelinde Anwandlung von Eifersucht und Scham, weil er sich selbst noch nicht so intensiv mit dem Tier beschäftigt hatte.
»Er ist wirklich wunderschön«, bekräftigte Nuella.
Kindan lächelte stolz. »Ja, nicht wahr?« Der Wachwher war ein muskulöses Geschöpf mit einer derben Haut und übergroßen Augen, und eigentlich hatte er nichts Einnehmendes an sich. Aber er war sein Schützling, mit ihm, Kindan, in einer Partnerschaft verbunden, und um nichts in der Welt hätte er ihn hergegeben.
»Wird es nicht langsam Zeit, dass er einen Namen bekommt?«, meinte Nuella.
»Mal sehen, vielleicht ist es schon heute Abend so weit, dass mir ein passender Name für ihn einfällt - wenn er nicht von sich aus kundtut, wie er genannt werden möchte. Wenn ich den Namen weiß, gebe ich dir Bescheid. Vielleicht komme ich zu euch, oder du erfährst ihn, wenn du mich das nächste Mal besuchst.«
Nuella nickte. »Heute Abend wird es sich nicht einrichten lassen, aber bei der nächsten Gelegenheit bin ich wieder hier.« Sie wandte sich zum Gehen und tastete sich in Richtung des Ausgangs vor.
»Gib gut Acht, wenn du hinausgehst, der Vorhang muss immer geschlossen bleiben«, warnte Kindan. »Draußen ist es schon hell.«
»Glaubst du, das hätte ich nicht berücksichtigt, ehe ich hierher kam? Deshalb zog ich mir extra Dalors Kleidung an. Hilf mir, die Kapuze überzuziehen. Noch ist die Morgenluft so frisch, dass es keinem auffällt, wenn ich mir den Kopf bedecke.«
Kindan ging zu ihr und streifte ihr die Kapuze über. Nuella achtete darauf, dass ihr langes Haar nicht darunter hervorlugte, dann fasste sie mit den Händen auf den Boden und rieb sich Dreck ins Gesicht.
»Wie sehe ich aus?«, fragte sie.
»Schmutzig«, lautete die lakonische Anwort.
Unwirsch furchte sie die Stirn.
»Wenn du so böse
Weitere Kostenlose Bücher