Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
geäussert hätte als zum Rest. Aber ihren Tonfall, als sie von ihrer Familie gesprochen hat, habe ich als sehr liebevoll empfunden. Und das ist ja schon mal etwas, was wir beide nur bedingt schaffen.“
Miri nickte zustimmend. „Okay, also jetzt nochmals im Detail. Mietfrei klingt ja toll. Nur, das Renovieren ist ja auch nicht umsonst, oder?“
„So wie ich das verstanden habe, soll es folgendermaßen funktionieren: Es wird ein theoretischer Mietpreis festgesetzt, den ich aber nicht bezahlen muss, sondern ich habe dann quasi diesen Betrag monatlich zu Verfügung, um das Haus zu renovieren. Sprich, wenn ich von einem Mietpreis von monatlich dreitausend Franken ausgehe und anfangs dreissig tausend investiere, sind wir quitt, wenn ich nach zehn Monaten wieder ausziehen würde. Wenn ich vorher ausziehen würde, bekäme ich die Differenz ausbezahlt.“
„Und wenn du danach noch da wohnen bleibst?“
„Ab dann bezahle ich normal Miete, außer ich investiere weiteres Geld in die Renovierung, dann gilt wieder die Abmachung, dass ich das von der Miete abziehen kann. Auch zu einem späteren Zeitpunkt.“
„Und denkst du, dass das Ganze realistisch ist? So wie es klingt, hat das Ganze ja den traumhaften Charme eines Märchenschlosses – nur, ist es genauso zugig…“
„Ich denke, es könnte einen Versuch wert sein. Erstens muss ich es nicht kaufen und kann es trotzdem so nutzen wie ich es brauche, und das alleine besitzt schon Seltenheitswert. Zweitens muss zwar das Wohnhaus dringend auf Vordermann gebracht werden, dafür kann ich praktisch morgen anfangen, meine Kerzen herzustellen, dank diesem fertig isolierten, geheizten Lagerraum mit integriertem Atelier. Ich bin eigentlich von der umgekehrten Situation ausgegangen, aber so ist es viel besser. Ich kann schließlich gut eine Zeit lang in einer hässlichen Küche kochen. Wenn ich dafür sofort anfangen kann meine Ideen umzusetzen…“
„Was meint denn Lance dazu?“
„Der ist von dem Moment an, als er den Kachelofen entdeckt hat, als objektiver Betrachter ausgeschieden“, grinste Kaja.
„Gar nicht wahr“, empörte sich der Drache, der sich aus dem Nichts zu ihnen dazu gesellt hatte. „Auf jeden Fall sagt mir mein siebter Drachensinn, dass dieses Haus wie für euch gemacht ist.“
„Für euch?“, fragte Miri irritiert nach. „Das soll doch schließlich Kajas Haus werden.“
„Schon, aber du kommst mich doch hoffentlich oft besuchen, oder?“, fragte Kaja besorgt, der die merkwürdige Formulierung von Lance‘ Aussage gar nicht aufgefallen war.
Abgelenkt richtete Miri ihre Aufmerksamkeit wieder auf Kaja. „Das heißt wohl, ich muss mein armes altes Auto wieder einmal auf seine Fahrtüchtigkeit testen.“
„Stimmt, du fährst ja vor allem Fahrrad.“
Miri zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Ich habe ein Auto und fahre auch gerne. Ich brauche es nur fast nie in der Stadt.“
„Dann ist ja gut“, sagte Kaja erleichtert. „Das würde mir nämlich gar nicht gefallen, wenn ich da mitten im Nirgendwo sitze und mich kein Mensch besuchen kommt. Und ich kann ja auch jederzeit zu dir kommen.“ Sie stand auf, um neues Teewasser aufzusetzen. „Möchtest du auch noch einen Tee“, fragte sie über die Schulter.
„Gerne.“
Überrascht drehte sich Kaja um. „Tatsächlich? Du musst gar nicht mehr weg?“, fragte sie mit einem Blick auf die Küchenuhr nach. Schließlich war es schon fast zehn Uhr abends.
Verlegen schaute Miri aus dem Fenster. „Mir war heute mehr danach, den Abend in deiner Gesellschaft zu verbringen.“
Kaja lächelte. „Das freut mich natürlich. Ich will nur nicht Schuld sein, wenn du wegen mir zum Stubenhocker mutierst.“
„Da besteht keine Gefahr. Schließlich gehen wir am Samstag gemeinsam zu Sierras Fest. Und in zwei Wochen bin ich zu einer verfrühten Halloween-Party eingeladen. Hast du Lust mitzukommen?“
„Äh, lieber nicht, Kostümpartys sind nicht so mein Ding. Maskierte Menschen machen mir Angst. Als was gehst du denn?“ wollte sie dann doch wissen.
„Das hättest du wohl gerne“, zog Miri sie auf. „Selber nicht mitkommen und trotzdem in alle Geheimnisse eingeweiht werden wollen, ts ts.“
„Genau. Das geht natürlich gar nicht“, mischte sich der Drache ein.
„Ich glaube, dich stellen wir jetzt mal ruhig, frecher Drache“, meinte Kaja liebenswürdig und überreichte ihm ein Glas Holunderschnaps. „Was für ein Glück für dich, dass wir Mémé besucht haben. Sonst würdest du jetzt auf dem
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