Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Schritte immer näher kamen.
In diesem Moment warnte sie Lance: „Achtung Kaja, der böse Unbekannte nähert sich dir. Wenn du ihn aufhalten möchtest, dann tu was!“
Toller Ratschlag dachte Kaja ungehalten. Und was genau? In dem Moment war der Schatten fast bei ihr angelangt. Aus einem Impuls heraus zwang sie sich, an Ort und Stelle hinter dem Rand der Hecke verborgen stehen zu bleiben und zu warten, bis der Mann nur noch zwei Schritte von ihr entfernt war. Dann nahm sie ihren ganzen Mut oder das, was davon noch übrig war, zusammen und streckte ihr Bein auf. Der Mann fiel um wie ein gefällter Baum und knallte kopfvoran auf den harten Gehsteig. Als endlich zwei Männer aus Simons Team hinzukamen, stand sie immer noch wie erstarrt an Ort und Stelle. Mühelos überwältigten die beiden den am Boden liegenden Mann und fesselten ihn mit Handschellen. Erleichtert nahm Kaja zur Kenntnis, dass der Mann zwar aus einer Kopfwunde blutete, ansonsten jedoch noch sehr lebendig zu sein schien. Zumindest ließen die fantasievollen Drohungen, die der Mann mit jedem Atemzug zischend ausstiess, darauf schließen.
Mit zitternden Knien ließ sie sich auf dem Rand des Gehwegs nieder. Langsam setzte der Schock ein, als ihr bewusst wurde, dass sie tatsächlich gerade einen Kriminellen buchstäblich zur Strecke gebracht hatte. Irgendjemand legte ihr eine Decke um die Schulter.
„Eigentlich müsste ich dich dafür, dass du nicht auf mich gehört hast, in eine Zelle sperren “, vernahm sie Simons Stimme von der Seite. Sie hatte ihn gar nicht kommen gehört. „Das meine ich im Ernst, Kaja! Ab jetzt nur noch Schreibtischjobs für dich. Trotzdem, gute Arbeit“, meinte er widerwillig.
„Weißt du was? Das habe ich eben selber auch beschlossen.“ Sie wandte den Kopf nach links um ihn schwach anzulächeln. „Du blutest ja!“, rief sie entsetzt aus, als sie den Blutgetränkten Lappen sah, den er sich an den linken Oberarm presste.
„Nur ein Streifschuss“, wehrte er ab. „Meine Schuld. Ich habe nicht damit gerechnet, dass der Kerl es tatsächlich auf eine Schießerei ankommen lässt. Josef wird mir die Ohren langziehen. Und Tim wahrscheinlich auch“, fügte er grummelnd hinzu. „Wenigstens konnten wir einen der beiden aufhalten und Max ist auch frei.“
„Geht es ihm gut?“
Simon deutete auf den Krankenwagen, der ein Stück weiter die Straße runter angehalten hatte. „Er wird gerade durchgecheckt. Aber soweit ich es beurteilen konnte, fehlt ihm nichts, was ein wenig Ruhe und gute Pflege nicht in Ordnung bringen könnten.“
„Da bin aber ich erleichtert. Übrigens, den anderen haben wir auch!“
„Wie?“ Ruckartig setzte sich Simon auf.
Kaja erzählte ihm schnell, wie der Abteilungsleiter sein Auto geklaut hatte – und plötzlich nicht mehr weiterfahren konnte.
„Was für ein Glück, dass du bereits draußen warst!“
„Hm“, antwortete Kaja unbestimmt. Sie konnte ihm ja schlecht von ihrem Drachen-Frühwarnsystem erzählen.
„Aber eins verstehe ich nicht: Weshalb ist er nicht zu Fuß weitergeflüchtet? Und weshalb ist das Auto überhaupt stehen geblieben? Der Wagen ist praktisch neu und ich hatte noch nie Probleme damit.“
Kaja druckste ein wenig herum. „Äh, das mag jetzt etwas seltsam klingen, aber elektronische Geräte spielen gerne ein wenig verrückt, wenn ich mich in ihrer Nähe aufrege…“
Skeptisch nahm Simon ihre Aussage zur Kenntnis. Eine bessere Erklärung hatte er allerdings auch nicht auf Lager. Er holte sein Funkgerät hervor und sprach einige knappe Anweisungen hinein. „Mein Team kümmert sich darum. Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?“
Kaja überlegte kurz. „Ich würde ganz gerne schnell nach Max sehen. Falls er ins Krankenhaus muss, begleite ich ihn. Deine Schussverletzung solltest du vielleicht auch zeigen.“ Sie deutete auf seinen Arm.
Unbehaglich wand er sich. „Lieber nicht. Josef wird sich darum kümmern.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Du bist der Profi.“ Sie wandte sich zum gehen, drehte sich dann aber nochmals um. „Danke. Und – tut mir leid, wegen deines Autos.“
Kaja begleitete Max ins Krankenhaus, von wo aus sie seinen Partner André informierte. Der war inzwischen auch schon ganz krank vor Sorge gewesen, da er Max nicht hatte erreichen können. Doch da er nicht gewusst hatte, wem er trauen sollte, hatte er niemanden um Hilfe gebeten. Als er endlich im Spital ankam, verabschiedete sich Kaja und machte sich auf den Weg zum Bahnhof. Sie hätte André
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