Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
sich nicht sicher, was sie damit anfangen sollte. Bis jetzt hatte sie sich für ihre Abenteuer meistens zielsicher Kerle ausgesucht, die nicht im Traum daran dachten, eine Telefonnummer zu hinterlassen. Was sie zwar einerseits genervt hatte, ihr andererseits aber auch recht gewesen war, wie sie sich eingestand. Egal. Sie würde jetzt erst einmal frühstücken und nach Hause fahren. Gut gelaunt sprang sie aus dem Bett und zog sich hastig ihre bequemen Sachen über. Das Outfit von gestern Abend stopfte sie nachlässig in ihre Tasche. Unbemerkt rutschte dabei die Karte zwischen die Laken. Miri schnappte ihre etwas ramponierten Elfenflügel und verließ, ohne sich noch einmal umzusehen, das Zimmer.
Kapitel 34
„Uff, geschafft!“ Kaja stand auf und drückte den Rücken durch. Sie blickte sich in der Lagerhalle um. Ja, in den letzten Wochen war sie wirklich fleissig gewesen. Sie hatte für ihre Wohnung sehr schnell Interessenten gefunden und sie schließlich an ein junges Pärchen weitervermietet, die ihr sehr sympathisch waren. Mit dem sicheren Gefühl, dass die beiden ihre alte Wohnung ebenso schätzen würden, wie sie selbst es getan hatte, war ihr der Abschied erstaunlich leicht gefallen. Sie hatte Mémé nochmals einen Besuch abgestattet und sich mit der nötigen Grundausstattung eingedeckt. Zwar würde sie bald eigene Vorräte anlegen und ihre eigenen Lieferanten für Wachs und die anderen benötigten Dinge finden müssen, aber für die erste Zeit war sie gut ausgestattet. Und sie wusste ja auch noch gar nicht, ob sie hier tatsächlich Abnehmer für die Kerzen und die Duftsets finden würde, doch sie hoffte es stark. Mémé hatte ihr als Eröffnungsgeschenk eine auserlesene Auswahl an getrockneten Kräutern und selbst destillierten Ölen mitgegeben. Die hatte sie soeben in den Regalen verstaut, dabei alles gründlich geputzt und zu guter Letzt alles fein säuberlich beschriftet. Luc hatte sie mit einer kompletten Kerzenziehvorrichtung, die er für sie nach Mémés Angaben angefertigt hatte, überrascht. Sie wischte sich die Hände an der ziemlich fleckigen, aber unglaublich bequemen weiten Hose ab und warf einen Blick an die Decke. Dort musste sie die Vorrichtung allerdings erst noch befestigen. Am besten in der Nähe des großen altmodischen Herdes, der mit Holz befeuert wurde.
Sie musste grinsen als sie an die unterschiedlichen Reaktionen ihrer Freundinnen dachten, als sie den Herd zum ersten Mal gesehen hatten. Die romantisch veranlagte Miri war völlig begeistert gewesen und hatte sofort werbetextreife Sätze von sich gegeben wie „wohlfühlen mit Grossmutters geheimen Düften, erschaffen über dem Feuer der Ewigkeit“, oder „traditionell hergestellte Schätze, die die Sinne beleben“, während Sierra fast die Nase gerümpft hatte und ganz pragmatisch wissen wollte, ob ihr noch nie jemand von der fantastischen Errungenschaft der modernen Zivilisation namens Strom erzählt habe, die einem das Holzhacken erspare. Aber Kaja zuckte nur mit den Achseln. Wahrscheinlich hatten beide irgendwie Recht. Tatsache war, dass sich der Herd im Moment sehr gut für ihre Zwecke eignete. In der Küche, wo er ursprünglich gestanden hatte, war kein Platz mehr für ihn gewesen, nachdem Mathias, Sierras Bruder im Nullkommanichts die hässliche alte Küche gegen eine glänzende neue ausgetauscht hatte. Und das noch dazu zu einem sensationellen Preis. Mathias hatte sich in den letzten paar Wochen als unentbehrlich erwiesen und alle gröberen Renovierungsarbeiten am Haus ausgeführt. Sie hatte jetzt nicht nur eine neue Küche, sondern auch ein neues Bad. Sie hatte sogar gelernt, wie man alten Parkett mit der Schleifmaschine auf Vordermann brachte. Nun musste sie nur noch die Wände neu streichen. Diese Aufgabe würde sie heute Nachmittag anpacken. Miri und Sierra hatten ihre tatkräftige Mithilfe versprochen.
„Was heißt ‚heute Nachmittag’? Die beiden sind schon da!“, ließ Lance sie wissen, der im Atelier herumgelungert hatte und die beiden durch eines der Dachfenster erspäht hatte. „Du hast wieder einmal die Zeit und vermutlich auch dein Mittagessen vergessen“, nörgelte er.
„Tatsächlich?“, erwiderte Kaja ungerührt und strich noch einmal mit einem feuchten Lappen über die ohnehin schon glänzende, fünf Meter lange Arbeitsfläche. Die Werkbank nahm fast die gesamte Länge der Lagerhalle ein und war Kajas ganzer Stolz. So sauber und makellos glänzend würde sie nicht lange bleiben, dachte sie fast ein
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