Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Zeit, ein wenig nachzuforschen.
Glücklicherweise war es fast unmöglich, einen Computer zu bedienen, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Sie gab einige Befehle ein und betrachtete dann gespannt das Logbuch des Servers, an dem auch ihre Maschine angehängt war. Wo waren nun die Aktivitätsprotokolle versteckt? Ah, genau hier. Sie entdeckte die beiden Einträge mit ihrer Personalnummer da, wo sie sie erwartet hatte. Letzten Donnerstag um 7:30 Uhr hatte sie sich eingeloggt und um 10:42 schon wieder abgemeldet. Genau zehn Minuten nach dem unerfreulichen Gespräch mit ihren Vorgesetzten.
Der nächste Eintrag mit meiner Personalnummer sollte folglich erst heute Morgen auftauchen, überlegte sie. Sie scrollte die lange Liste zweimal hinunter, bis sie fand, was sie suchte. Freitagabend, 21:20 Uhr. Da hatte wohl jemand spät noch gearbeitet. Dann wollen wir mal sehen, was mein Doppelgänger denn so alles an meiner Stelle gemacht hat.
Sie folgte den Einträgen, bis sie die Details vor sich auf dem Bildschirm hatte. Laut Serverangaben hatte sie am Freitagabend das X3-Programm noch ein letztes Mal verändert und dann ohne weiteren Test in die Produktion geschickt. Anschließend hatte sich der geheimnisvolle Unbekannte wieder abgemeldet. Kurz überlegte sie, sich die Details auszudrucken, entschied sich dann aber dagegen und speicherte nur Kopien davon ab. Diese sandte sie per E-Mail an ihren Computer zu Hause. Sobald die Übermittlung beendet war, löschte sie die E-Mail komplett aus ihrem Mailprogramm.
Nur für den Fall, dass... na egal, dann war sie halt einfach Paranoid.
Rasch änderte sie ihr Passwort komplett.
So, jetzt hast du Pech gehabt, Freundchen. Ab jetzt gibt’s keine Aliasbesuche mehr.
Thea wartete schon am Brunnen auf sie. Kaja konnte sie schon von Weitem erkennen. Ihre Kollegin hatte eine Vorliebe für knallige Farben und bunt gemusterte Stoffe. Auch heute machte sie keine Ausnahme und trug ein pinkfarbenes Kleid, das mit leuchtenden gelben Blumen bedruckt war. Ihre großen Plastikohrringe hatten dieselbe Farbe wie die Blumen, und um den Hals hatte sie eine Kette aus Türkissteinen geschlungen. Neben Thea hatte Kaja in ihren Jeans und einfachen T-Shirts oft das Gefühl, mit der Umgebung zu verschmelzen und unsichtbar zu sein. Nicht, dass sie das Bedürfnis gehabt hätte, sich selbst so auffällig zu kleiden. Es war einfach der Effekt, den diese schillernde Persönlichkeit auf sie hatte. Sie begrüssten sich mit drei Küsschen und Kaja händigte ihr das Sandwich aus.
„Avocado mit getrockneten Tomaten und Frischkäse – die reinen Käsebrötchen sahen alle staubtrocken aus“, erklärte Kaja.
„Das ist schon in Ordnung, ich mag das hier gerne“, antwortete Thea und biss herzhaft hinein. Kaja wickelte ihrerseits ein Brötchen aus, Thunfisch mit Sprossen und Peperoni und fing an zu essen.
„Also, was sind für Gerüchte über mich im Umlauf?“, wollte Kaja zwischen zwei Bissen wissen.
Thea schluckte und erzählte dann: „Du hättest deine Arbeit vernachlässigt, dich an deinen verheirateten Teampartner rangeschmissen und ihn sogar zu Hause belästigt. Zudem warst du, kurz nachdem man dich damit konfrontiert hatte, plötzlich wie vom Erdboden verschluckt – das ist sogar eine Tatsache. Ich habe dich nämlich auch gesucht, aber nicht gefunden. Dieses Verschwinden, welches sich auch erstaunlich schnell herumgesprochen hat, zu schnell sogar für meinen Geschmack, wurde allgemein als ein Schuldbekenntnis deinerseits aufgefasst. Das hättest du dir denken können, Kaja. Das war ein wenig unüberlegt“, schalt Thea sie mit besorgtem Blick.
„Ich war definitiv nicht in der Verfassung, mir solche weitreichenden Gedanken zu machen“, gab Kaja, schärfer als beabsichtigt zurück.
„Na na, jetzt beruhige dich erst mal. Allerdings war das nur ein Teil der Gerüchte.“
„Gibt es etwa noch mehr Gerüchte über mich? Na toll“, stöhnte sie, als ihre Freundin bedauernd nickte.
„Ja, es gibt noch mehr, nur waren die schwieriger zu finden, sprich: nicht in aller Munde, was damit zu erklären ist, dass sie ein etwas anderes Licht auf die ganze Sache werfen. Gefallen wird’s dir trotzdem nicht“, warnte Thea ihre junge Kollegin.
„Egal, erzähl“, bat Kaja angespannt.
„Ich will es mal so sagen, ich bin nun ziemlich gut über deine Unterwäsche informiert – du solltest übrigens dringend mal etwas Gewagteres kaufen, Schätzchen – und habe erfahren, dass du eine heiße Nummer sein sollst im
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