Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
wieso ist das so wichtig für dich“, hakte Lance behutsam nach, obwohl er die Antwort darauf wusste. Wichtig war, dass sie selbst ihre Beweggründe herausfand und verstand. Nur so würde es ihr möglich sein, diese Muster zu ändern.
„Weil... – ach, ich weiß auch nicht.“
Sie machte eine Pause, bemüht, ihre Gedanken zu ordnen, was bei ihrem momentanen Gefühlsaufruhr nicht so einfach war.
„Als ich klein war, habe ich immer bei Mémé gelebt. Das war wunderschön, wirklich. Ich wäre nirgends lieber gewesen. Aber ich habe mich immer danach gesehnt, dass meine Eltern bei mir wären. Doch sie waren immer fort, im Ausland, mal da und mal dort. Wenn sie dann zu einem ihrer seltenen Besuche kamen, habe ich mich immer so sehr bemüht, ihnen zu gefallen. Ich dachte, wenn ich mich nur genug anstrengen würde, würden sie mich mitnehmen.“
Ihre Stimme verlor sich, als sie so weit in die Vergangenheit reiste.
„Nicht, dass ich von Mémé weggewollt hätte. Ich glaube, ich war mir gar nicht darüber im Klaren, dass das die Konsequenz gewesen wäre, hätten sie mich tatsächlich mitgenommen. Ich wollte doch nur erreichen, dass meine Eltern mich genug lieb haben, um mich mitzunehmen und ihr Leben mit mir zu teilen. Aber es war nie gut genug. Im Gegenteil. Immer hatten sie etwas an mir oder an Mémés und meinem Leben auszusetzen. Ich habe mich jahrelang so hilflos gefühlt, denn ich hatte keine Möglichkeit, etwas zu ändern. Deshalb habe ich mir geschworen, dafür zu sorgen, dass es nie mehr dazu kommt, dass ich mich so fühlen muss.“
Erschöpft beendete Kaja ihre Überlegungen.
„Und jetzt denkst du, dein ganzes Leben gerät aus den Fugen, weil du zwei neue Leute kennenlernst“, fragte Lance nicht unfreundlich, aber etwas verwundert.
Niedergeschlagen blickte Kaja ihn an. „Nein, es ist nicht nur das. Es ist eher der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt.“
„Welches Fass?“, fragte er verwirrt. „Irgendwie kann ich dir nicht ganz folgen.“
Kaja schaute ihn amüsiert an. „Das ist nur so eine Redensart. Was ich damit ausdrücken will, ist, dass mein Leben in den letzten zwei Wochen völlig aus den Fugen zu geraten scheint. Erst der Ärger mit Klein-Freddy und der Firma, was mich schon beinahe dazu gebracht hat, zu kündigen. Aber was dann? Und jetzt auch noch mein Problem mit Tim…“
„Welches Problem mit Tim?“, fragte Lance scharf. Jetzt war es an ihm, sie eifersüchtig anzustarren.
„Ich mag ihn. Sehr.“
„Und das ist ein Problem für dich? Umso besser für mich, dann muss ich mir wenigstens keine Sorgen machen“, meinte Lance zufrieden.
„Das ist nicht lustig“, ärgerte sie sich. „Er war mal mein bester Freund.“
„Und jetzt ist er das nicht mehr?“
„Doch, momentan schon noch. Aber da ist noch mehr. Auf jeden Fall mehr als früher.“
„Mehr was?“, hakte er nach, obwohl er es eigentlich gar nicht so genau wissen wollte.
„Mehr Gefühle... ach, was weiß ich!“
„Und wieso macht dir das so Kopfzerbrechen? Ich nehme ja nicht an, dass du dich wegen meiner Wenigkeit zurückhältst“, antwortete Lance in der Hoffnung, sie würde eben das bestätigen.
„Nein sicher nicht. Überhaupt, was solltest denn du damit zu tun haben?“
Verständnislos blickte sie ihn an.
„Aber verstehst du denn nicht? Tim ist Fotograf!“
Fragend schaute er sie an.
„Und was ist daran so verwerflich? Deine Stimme klingt, als hättest du mir soeben eröffnet, er sei ein hauptberuflicher Gauner.“
„Er reist das halbe Jahr in der Weltgeschichte umher“, eröffnete sie ihm mit tonloser Stimme. „Wie meine Eltern. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er die Hälfte der Zeit nicht da wäre. Immer weg. Weit weg von mir. Ohne mich. Keine gemeinsamen Erlebnisse, sich immer wieder fremd sein...“
„Du klingst ja, als wolltest du ihn gleich heiraten“, stellte Lance entsetzt fest.
Bestürzt schaute Kaja ihn an. „Heiraten? Um Himmels Willen!“
Nicht wirklich beruhigt, setzte der Drache nach: „Das hört sich für mich aber schon so an. Wieso solltest du dir sonst über unfertige Eier den Kopf zerbrechen?“
„Ungelegte Eier“, verbesserte sie ihn automatisch.
„Was?“
„Die Redewendung heißt, sich über ungelegte Eier den Kopf zerbrechen, aber egal“, winkte sie leicht entnervt ab. „Ich wäre froh, wenn du jetzt mit deinen Spässen aufhören und meine Sorgen ernst nehmen könntest, wenn ich dir schon mein Herz ausschütte!“, regte sie sich auf.
„Dann
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