Die Drachenschwestern
führst doch etwas im Schilde!“
„Ich
kläre dich auf dem Weg auf, nun mach schon.“
Kaja verschwendete keine Zeit damit, Lance die Autotür
zu öffnen und verließ sich darauf, dass er nach Drachenart einstieg. Bis Lance
das klar wurde, hatte Kaja schon den Motor gestartet, und so beeilte er sich, sich
neben ihr auf dem Beifahrersitz zu materialisieren.
„Kriege ich jetzt endlich eine Erklärung, was meine
Anwesenheit so dringend erfordert?“, wollte er übelgelaunt wissen.
In knappen Worten umriss sie ihm ihren Plan und schloss
mit den Worten: „Du gehst vor und schaust dich um, um herauszufinden, wo noch
Leute arbeiten. Ich möchte, wenn möglich, niemandem über den Weg laufen. Dann
kommst du zurück und holst mich. Während ich das Programm... hm, sagen wir... ‚vervollständige’“,
sie grinste kurz, „kannst du vor dem Büro Wache halten und mich warnen, falls
jemand kommt.“ Zufrieden mit ihrem Plan entspannte sie sich für das erste Mal
an diesem Abend ein wenig und lehnte sich zurück.
Fassungslos starrte Lance sie an. „Ich soll für dich Schmiere
stehen? Und dafür hast du mich gerufen?“
„Wieso bist du denn so wütend? Ich bin sicher du kannst
auch noch ein andermal mit dieser Drachenfrau sprechen. Und ich sagte ja schon,
ich habe dich nicht absichtlich gerufen. Wenn ich mich genau erinnere, habe ich
dich überhaupt nie gebeten, dich in mein Leben einzumischen.“
Den letzten Satz sagte sie schärfer als beabsichtigt. In
einem etwas versöhnlicheren Tonfall meinte sie: „Aber jetzt, wo du schon mal
hier bist, sehe ich nicht ein, weshalb du mir nicht bei meinem Vorhaben
behilflich sein kannst. Und wenn du ehrlich bist, findest du die ganze Sache
mindestens so aufregend wie ich, oder täusche ich mich da?“
Lance brach in Gelächter aus und hob resigniert die
Hände: „Okay, ich gebe es auf. Dann helfe ich dir halt. Obwohl, eigentlich bin
ich ja dazu da, dir seelischen Beistand zu leisten und nicht dafür, dich auf
eine kriminelle Laufbahn zu bringen.“
„Für
meinen was?“, fragte Kaja irritiert. „Irgendwie kann ich mir nicht viel
darunter vorstellen.“ Sie schüttelte ihre langen braunen Haare und warf sie
über die Schulter zurück.
„Diese Aktion hier ist jetzt auf jeden Fall wichtiger.
Überhaupt bist du nicht ganz unschuldig an meiner Idee. Schließlich hast du
mich mit deiner Geschichte erst darauf gebracht.“
„Klar“, schnaubte er entrüstet, „jetzt bin ich auch noch
Schuld daran, dass du auf die schiefe Bahn gerätst.“ Verstimmt wandte er sich
ab und schaute aus dem Fenster.
„Was hast du mit dieser Drachenfrau zu besprechen?“,
erkundigte sich Kaja, um ihn ein wenig abzulenken.
„Es heißt nicht Drachenfrau, sondern Drachin“, belehrte
Lance sie. „Und sie ist auch nicht irgendeine Drachin, sondern die älteste, was
sie zu unserem Oberhaupt macht.“
Beeindruckt versuchte Kaja diese Aussage zu verstehen.
„Dann ist sie so was Ähnliches wie eure Königin?“
„Ja, nur dass sie nicht regiert. Drachen lassen sich
nicht sonderlich gut regieren, sondern sie berät uns. Ich muss mit ihr
sprechen, weil ich ihren Rat brauche, bezüglich dieser jungen Frau, die vor dein
Auto gefahren ist und behauptet, sie hätte mich gesehen!“
„Ach
ja, Miri. Wir haben vorhin miteinander telefoniert. Am Montagabend treffen wir
uns.“
Alarmiert
blickte Lance sie an. „Du hast noch Kontakt zu ihr?“, entfuhr es ihm.
„Ja
klar, warum auch nicht?“
„Mir
wäre es lieber, du würdest damit warten, bis ich mehr weiß.“
„Jetzt sei nicht albern. Da ist doch nichts dabei. Ich
habe sowieso schon das Gefühl, ich würde sie ewig kennen. Aber lassen wir das
für den Augenblick, wir sind da.“
Sie stieg aus und atmete die kühle Nachtluft ein. Jetzt
war es also soweit. Sie straffte entschlossen die Schultern und machte sich auf
den Weg, Lance folgte dicht hinter ihr. Beim Eingang wollte sie schon mit Hilfe
ihrer Personalkarte eintreten, als sie plötzlich innehielt. Wenn Sie ihre Karte
benutzte, würde das im System erscheinen. Nicht gut. „Lance, du kommst doch
hier auch ohne meine Hilfe rein, oder?“
„Ja klar“, meinte der Drache und demonstrierte es
sogleich, indem er durch die Betonwand verschwand und gleich wieder auftauchte.
„Muss
schon praktisch sein, dein Talent.“
„Hör
auf zu meckern und sei froh. Sonst hätte ich dich schlecht begleiten können.
Und nachdem du mir noch nicht gefolgt bist, könntest du mein Talent wohl
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