Die drei !!!, 12, Popstar in Not
weit!«
Maries Herzschlag beschleunigte sich, und sie rannte los. Direkt an dem kleinen Abstellraum neben den Toiletten vorbei. Dass dort drinnen etwas polterte, hörte sie nicht.
Kim hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür. Da draußen war jemand! Hatte sie nicht die Stimmen von Franzi und Marie gehört? Bestimmt suchten die beiden nach ihr.
»Hilfe!«, schrie Kim verzweifelt. »Hier bin ich!«
Doch nichts passierte. Marie und Franzi waren weitergegangen. Sie hatten sie nicht gehört. Kim ließ langsam die Arme sinken. Erschöpft lehnte sie sich gegen die Tür. Ihre Schulter tat immer noch weh, und auch ihr Knie schmerzte. Außerdemwar es furchtbar warm in dem winzigen, fensterlosen Raum. Schweißperlen liefen Kim über die Stirn, während sie den Blick über die Regale mit Putzmitteln und Klopapier, die an der Wand aufgereihten Besen und die daneben stehenden Plastikeimer schweifen ließ. Ein Schrubber, ein Handfeger und ein Kehrblech lagen auf dem Boden verstreut. Sie hatte die Sachen heruntergerissen, als sie in den Raum gestolpert war. Kim seufzte. Es gab keine Fluchtmöglichkeit. Sie war gefangen. Ihr Handy lag in der Garderobe, und draußen lief eine Verrückte herum, die es auf Nick abgesehen hatte. Und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.
Plötzlich schienen die Wände immer näher zu kommen und Kim zu erdrücken. Sie bekam keine Luft mehr und schloss die Augen. Ihr wurde schwindelig. Kim versuchte, ganz ruhig zu atmen und nicht in Panik auszubrechen. Diese verdammte Platzangst! Die konnte Kim jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Sie musste dagegen ankämpfen!
Auf einmal tauchte Michis Bild in ihrem Kopf auf. Sie sah seine blaugrünen Augen vor sich, die Sommersprossen auf seiner Nase und die braunen Haarsträhnen, die ihm immer ins Gesicht fielen. Michi lächelte ihr zu, und Kim hatte plötzlich wahnsinnige Sehnsucht nach ihm. Michis Lächeln gab ihr neue Kraft. Sie öffnete die Augen und begann, mit den Fäusten gegen die Tür zu trommeln.
Marie war wie berauscht, als sie hinter Nora und Lili die Bühne betrat. Das Scheinwerferlicht blendete sie, und sie konnte die jubelnden Fans in der Halle zunächst nur schemenhaft erkennen. Dafür hörte sie sie umso besser. Die Konzerthalle war ein einziger Hexenkessel. Die Menge brodelte. Die Fans johlten, pfiffen und klatschten, während die Backgroundsängerinnen ihre Plätze im hinteren Teil der Bühne einnahmen. Joe setztesich hinter das Schlagzeug, David griff nach seiner Gitarre und Bobby nach dem Bass.
Nick betrat als Letzter die Bühne. Er riss beide Arme in die Höhe, und die Menge spielte komplett verrückt. Die Fans kreischten, und Marie sah, dass ein Mädchen in der ersten Reihe bereits in Ohnmacht fiel. Einer der Ordner, die vor der Bühne standen, fing sie auf und brachte sie zu den Sanitätern am Hallenrand, während sich immer mehr Fans von hinten nach vorne zu drängeln versuchten. Die Luft war zum Schneiden, und Marie lief bereits nach wenigen Minuten der Schweiß den Rücken hinunter. Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an das grelle Scheinwerferlicht, und sie erkannte einzelne Gesichter in der Menge.
»Kannst du Katja Meiners irgendwo entdecken?«, rief Franzi. Obwohl sie direkt neben Marie stand, musste sie schreien, um sich über den Lärm der Fans hinweg verständlich zu machen. Marie schüttelte den Kopf. »Bis jetzt noch nicht. Aber da sind Leonie und Yvonne!« Sie zeigte auf zwei Mädchen in der zweiten Reihe. Die beiden trugen natürlich die obligatorischen Boyzzzz -T-Shirts, wie die meisten Konzertbesucher. Marie musste grinsen, als sie sah, dass sich Yvonne mit knallrotem Lippenstift ›DAVID‹ auf die Stirn geschrieben hatte. Das sah ziemlich bescheuert aus.
»Pass auf die beiden auf!«, brüllte Franzi ihr ins Ohr. »Ich behalte David im Auge. Wo zum Teufel steckt Kim? Wir brauchen sie!«
Marie zuckte mit den Schultern. Sie warf einen Blick zum Bühneneingang, aber keine wohlbekannte Gestalt im schwarzen Abendkleid eilte herbei. Marie hatte überhaupt kein gutes Gefühl bei der Sache. Es war nicht Kims Art, einfach zu verschwinden – schon gar nicht, wenn es ums Ganze ging, so wie heute. Marie glaubte natürlich keine Sekunde daran, dass Kim,vom Lampenfieber überwältigt, einfach abgehauen war. Auf Kim war hundertprozentig Verlass. Aber was war dann passiert? Hatte sich Kim im Backstagebereich verlaufen? War sie ohnmächtig geworden? Oder war ihr irgendetwas anderes zugestoßen? Aber was? Marie überlegte, ob sie
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