Die drei !!!, 12, Popstar in Not
ausgestiegen, solange noch Zeit gewesenwar? Jetzt war es zu spät! Kim wünschte sich verzweifelt, in ihrem Bett aufzuwachen und festzustellen, dass das alles nur ein böser Traum war. Selbst von Ben und Lukas’ ohrenbetäubendem Indianergeheul geweckt zu werden, wäre ihr jetzt lieber gewesen, als hier mit einem Eisklumpen im Bauch durch den Backstagebereich zu irren.
Ein paar Security-Männer kamen Kim entgegen, aber sie sah sie kaum. Sie nahm alles wie durch einen Nebelschleier wahr. Ihre Hände waren eiskalt, und in ihrem Magen rumorte es. Wo zum Teufel war das blöde Klo?
Als sie gerade das WC-Schild entdeckt hatte und auf die Tür des Toilettenraums zusteuerte, stieß sie plötzlich mit jemandem zusammen. »Verdammt!«, entfuhr es Kim. »Kannst du nicht aufpassen?«
»Ent… Entschuldigung«, stotterte die andere Person.
Der Zusammenprall hatte Kim aus ihrer Nebelwolke gerissen. Plötzlich sah sie wieder klar. Als sie bemerkte, mit wem sie zusammengestoßen war, riss sie die Augen auf. »Tamara! Was machst du denn hier?«
Tamara sah ebenfalls ziemlich überrascht aus. Sie lief knallrot an und stammelte: »Kim! Du bist es! Ich hätte dich fast nicht erkannt. Du … du siehst so anders aus!« Im Gegensatz zu Kim war Tamara ausgesprochen leger gekleidet. Sie schien sich für das Konzert nicht besonders gestylt zu haben. Im Gegenteil, in ihrer Jogginghose und dem Kapuzensweatshirt sah sie eher aus, als wäre sie gerade auf dem Weg zum Sport.
Kim strich sich über ihr Abendkleid. »Tja, ich hab mich gerade im Spiegel selbst kaum wiedererkannt.« Sie zog eine Grimasse. Dann fiel ihr auf, dass Tamara ihre Frage noch gar nicht beantwortet hatte. »Was machst du hier?«, wiederholte sie.
»Ich … ich … na ja … ich recherchiere für das Fanclub-Ma- gazin«, erklärte Tamara stockend. »Ich will einen Artikel überdas Konzert schreiben und … wollte ein paar Eindrücke sammeln.«
»Aha.« Kim runzelte die Stirn. »Ich dachte, hier kommt man nur mit einem Backstage-Pass rein.«
»Ich hab einen Presseausweis, darum wurde ich durchgelassen.« Tamara zog ein Stück Papier aus der Tasche und wedelte Kim damit vor der Nase herum. Es sah so ähnlich aus wie ein Schülerausweis, aber bevor Kim Genaueres erkennen konnte, hatte Tamara es schon wieder weggesteckt. Dann wechselte sie schnell das Thema. »Wie laufen denn die Ermittlungen? Habt ihr schon herausgefunden, wer Nick die Drohbriefe geschrieben hat?«
In Kims Kopf begannen sämtliche Alarmglocken zu schrillen. Im ersten Moment wusste sie nicht, warum. Doch plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
»Woher weißt du von den Drohbriefen?« Sie sah Tamara forschend an. »Die hab ich dir gegenüber nie erwähnt.«
Tamaras Augen weiteten sich, und sie wurde so weiß wie die Wand. »Nicht? Doch, hast du. Da bin ich mir ganz sicher! Sonst könnte ich ja nichts davon wissen …«
Kim dachte scharf nach. Was hatte sie Tamara erzählt? Krampfhaft versuchte sie, sich an den genauen Wortlaut zu erinnern. Schließlich schüttelte sie langsam den Kopf. »Das stimmt nicht. Ich hab dir nur erzählt, dass Nick bedroht wird. Von Drohbriefen war nie die Rede.«
»Ach, dann hab ich mir das wahrscheinlich irgendwie zusammengereimt.« Tamara lachte nervös und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Ist ja auch egal. Ich muss jetzt los, sonst verpasse ich noch den Anfang des Konzerts …« Sie wollte sich umdrehen und davongehen, aber Kim hielt sie am Ärmel ihres Sweatshirts fest. In Kims Kopf hatten sich auf einmal sämtliche Informationen zusammengefügt wie die Einzelteile einesPuzzles. Sie sah die Wahrheit gestochen scharf vor sich. Und plötzlich wusste sie, wer der Täter war. Besser gesagt, die Täterin.
»Du hast Nick die Drohbriefe geschrieben!«, stellte Kim fest. Sie sah Tamara fassungslos an. »Aber warum?«
Tamaras Gesicht verzerrte sich zu einer wütenden Fratze. Ihre Lippen wurden schmal, und sie kniff die Augen zusammen. »Weil Nick es nicht anders verdient hat, darum!«, zischte sie. »Er hat jeden einzelnen meiner Briefe verdient! Und heute werde ich ihm einen Denkzettel verpassen, den er nicht so schnell vergessen wird.« Von Tamaras üblicher Freundlichkeit war nichts mehr zu spüren. Eine kalte Wut ging von ihr aus und ließ Kim frösteln. Eins war klar: Tamara schien zu allem entschlossen.
»Was hast du vor?«, fragte Kim mit heiserer Stimme.
»Das geht dich gar nichts an!«, fauchte Tamara. Im nächsten Moment schnellte ihr Arm nach vorn,
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