Die drei !!!, 16, Total verknallt!
gewesen, aber so schlimm hatte es bei ihnen noch nie ausgesehen. Der Fußboden war übersät mit roten, herzförmigen Kärtchen, auf denen kurze Nachrichten standen. Dazwischen flogen gelbe Klebezettel herum, die die Zwillinge in ihrer krakeligen Schrift mit verschiedenen Adressen versehen hatten. Außerdem entdeckte Kim ein angebissenes Käsebrötchen, das mit einer grünlichen Schimmelschicht überzogen war, und ihren Lieblings-Kugelschreiber, den sie bereits überall gesucht hatte.
»He, das ist meiner!«, rief sie empört und sicherte den Kugelschreiber. »Wie oft hab ich euch schon gesagt, dass ihr meine Sachen nicht ausleihen dürft?«
Ben sah sie unschuldig an. »Ich kann mich gar nicht daran erinnern. Das müssen wir glatt überhört haben.«
»Ja«, sagte Lukas. »Und jetzt hör du uns mal ganz genau zu: Das ist unser Zimmer. HAU AB!«
Normalerweise blieb Kim sowieso nur so lange wie unbedingt nötig im Zimmer ihrer Brüder, aber heute hielt sie etwas zurück. Kim starrte auf eine der herzförmigen Karten, auf der in krakeliger Schrift stand: Für Holger von Marie . Schnell hob sie die Karte auf und wedelte damit entrüstet vor den Gesichtern ihrer Brüder herum. »Wasfällt euch ein, so eine Karte zu schreiben? Marie hat euch doch überhaupt keinen Auftrag gegeben!«
Ben und Lukas klappten ihre Münder auf und zu wie Fische, die man gerade aus dem Meer aufs Boot geworfen hatte.
»Na, wird’s bald?«, drängte Kim. »Ich hab nicht ewig Zeit.«
»Aber wir …«, fing Ben an.
»Das ist alles ganz anders, als …«, versuchte Lukas zu erklären, kam aber auch über die ersten Worte nicht hinaus.
Kim sparte sich das weitere Gestammel und die fadenscheinigen Entschuldigungen, die sie sich ohnehin viel zu gut ausmalen konnte, und sog hörbar die Luft ein. »Haltet den Mund! Die Karte ist konfisziert, die nehme ich mit. Untersteht euch, so was noch mal zu versuchen, sonst bekommt ihr es mit mir zu tun – und mit Franzi und Marie!«
Mit dieser Drohung ließ sie die verdatterten Zwillinge zurück, rauschte in ihr Zimmer und drehte zweimal den Schlüssel herum. »Stellt euch vor, Ben und Lukas haben einfach eine Valentinskarte für Holger von Marie geschrieben!«
»Jetzt sind sie zu weit gegangen!« Franzi stand auf und ballte die Fäuste. »Ich glaube, ich muss mir diese Bengel mal persönlich vornehmen, und zwar sofort!«
Marie drückte sie energisch aufs Sofa zurück. »Du wirst gar nichts tun, weil Ben und Lukas ausnahmsweise völlig unschuldig sind.«
»Was?«, rief Kim. »Du machst Witze.«
»Nein.« Ein Schatten huschte über Maries Gesicht. Auf einmal sah sie ernst und traurig aus. »Ich hab den beiden den Auftrag gegeben.«
Kim und Franzi verstanden die Welt nicht mehr. »Du hast was ?«, fragte Franzi. »Aber ich dachte, der Valentinstagfällt dieses Jahr bei dir und Holger aus!«
Marie seufzte. »Vielleicht fällt er doch nicht aus, weil …« Sie holte tief Luft, und dann erzählte sie von Holgers versöhnlichen Worten per SMS. »Und gestern Abend haben wir telefoniert. Er war total süß. Er hat gesagt, dass ich das tollste Mädchen bin, das ihm je begegnet ist, und dass er Tag und Nacht an mich denkt und … dass er immer noch total verliebt in mich ist.« Sie musste kurz schlucken, bevor sie den nächsten Satz sagen konnte. »Ich hab mich so gefreut, wirklich, und ich hab beteuert, dass es mir genauso geht, obwohl ich mir gar nicht mehr sicher bin, ob das überhaupt stimmt … Irgendwas ist passiert mit unserer Beziehung, irgendwas hat sich verändert, ganz langsam und schleichend. Tja, also, um es kurz zu machen: Ja, ich hab eine Valentinskarte für Holger bestellt!«
»Aber das ist doch wunderbar!«, rief Kim. »Wir haben dir doch gleich gesagt, dass du eurer Beziehung noch mal eine Chance geben solltest.«
Auch Franzi lächelte erleichtert. »Ich drück dir ganz fest die Daumen! Das wird schon wieder.«
Marie lächelte zurück, aber tief in ihrem Herzen nagten die Zweifel weiter. Würde eine Valentinskarte wirklich alles ändern? Konnte so ein lächerliches Stück Papier ihre angeschlagene Beziehung retten? Während sie sich mit diesen Fragen quälte, nahm sie die Valentinskarte in die Hand und drehte sie zwischen den Fingern. Auf der Rückseite, über dem Text, den Marie persönlich formuliert hatte, klebte ein gelber Zettel mit der Adresse des Empfängers. Marie sah genauer hin und stutzte.
Da hatte Kim es auch gesehen. »Was steht da? Neustadt? Die Adresse ist ja völlig
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