Die drei Ausrufezeichen 43 - Nixensommer
und hat das Handy ausgeschaltet.«
Kim starrte plötzlich irritiert auf den Kinderspielplatz schräg hinter der Rutsche. »Kann es sein, dass er hier ist?«, fragte sie.
Marie sah in die Richtung. Sie kniff die Augen zusammen.
Auf der hüfthohen Mauer, die den Sandbereich des Spielplatzes vom daneben liegenden Weg abgrenzte, stand ein dunkelhaariger Junge in weitem T-Shirt und Shorts mit Blumenprint. Er hatte die gleiche durchtrainierte Statur wieHolger. Und als der Junge sich mit einer unnachahmlich geschmeidigen Handbewegung das blaue Basecap auf dem Kopf zurechtrückte, war klar: Das war Holger!
Zwei Jungen mit nacktem Oberkörper und knielangen Shorts hatte sich rechts und links im Sand postiert. Sie hielten ihre ausgestreckten Arme waagerecht verschränkt vor Holger. Ein weiterer Junge sah aufmerksam zu.
Holger federte kurz in die Knie, breitete die Arme aus und machte einen Rückwärtssalto von der Mauer. Er flog hoch über seine Trainingspartner hinweg und landete perfekt mit beiden Füßen auf dem Boden. Sand spritzte auf. Sofort grölten die Jungs los und klatschten Holger ab.
»Sehr cooler Backflip!«, rief Franzi. »Das ist eine Standardübung beim Parkouring. Du hast gar nicht erzählt, dass Holger so etwas macht.«
Marie drehte sich lächelnd zu Franzi um. »Er ist auch noch nicht lange dabei. Aber er macht das echt gut«, sagte sie stolz. »Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass sie ihr Training im Schwimmbad abhalten. Ich glaube, ich laufe kurz rüber und gratuliere ihm zu dem Sprung.« Doch plötzlich zog sie überrascht eine Augenbraue hoch.
Wie aus dem Nichts waren drei Mädchen auf dem Spielplatz aufgetaucht. Sie trugen grellfarbene, ziemlich knappe Bikinis und hatten ihre langen Haare mit bunten Tüchern nach hinten gebunden. Sie sprachen lebhaft auf die Jungen ein.
»Wo kommen die denn plötzlich her?«, fragte Marie leise.
»Ich glaube, sie haben dahinten auf der Bank beim Klettergerüst gesessen«, mutmaßte Kim. »Man sieht sie von hier kaum, weil der große Busch davor steht.«
»Die Große mit den rotblonden Haaren ist Fleur«, sagte Marie mit gereiztem Unterton in der Stimme.
Als sie die fragenden Blicke ihrer Freundinnen bemerkte, fügte sie hinzu: »Fleur van der Teuben. Die Tochter der Familie, für die Holgers Mutter arbeitet.« Marie rümpfte die Nase. »Wir sind uns ein paarmal begegnet, als ich Holger zum Joggen abgeholt habe. Aber sie hat jedes Mal so getan, als wäre ich Luft. Wohingegen sie Holger immer total begeistert begrüßt hat. Wenn ihr mich fragt, die ist eine der größten, eingebildetsten Zicken der ganzen Stadt!«
»Seht mal, sie verabschieden sich schon«, bemerkte Franzi.
»Oh ja, mit Küsschen rechts, Küsschen links!«, schnaubte Marie. »Lasst uns gehen. Offensichtlich hat Holger ja bereits sein Publikum gefunden, das ihm zu seinen sportlichen Höchstleistungen gratuliert.«
N ixensommer
»Jetzt reg dich doch nicht so auf«, versuchte Kim Marie zu beschwichtigen. »Sie haben sich doch nur unterhalten. Das hat gar nichts zu bedeuten. Außerdem haben die Jungs ihre Sachen zusammengepackt und sind weitergezogen, die wollten eindeutig ihre Ruhe haben.«
Die drei !!! waren wieder zu Maries Decke unter der großen Kastanie zurückgekehrt und lagen in der Sonne. Kim stopfte sich ihr Handtuch unter den Kopf und verschränkte die Arme. »Du unterhältst dich schließlich auch mit anderen Jungs.«
»Ja, schon klar. Trotzdem nervt die Tussi.« Marie quetschte die Tube mit der Sonnenmilch mit beiden Händen fest zusammen. Eine winzige Menge Lotion kam heraus. »Mist! Die habe ich erst letzte Woche gekauft. Garantiert hat Lina wieder heimlich davon genommen. Die kriegt heute Abend was zu hören.«
Lina war Tessas zehnjährige Tochter. Seit sie alle zusammen in der großen Villa wohnten, die Helmut Grevenbroich mit Tessa für die Patchworkfamilie gekauft hatte, verging leider kaum eine Woche, in der Marie nicht mit ihrer Stiefschwester aneinandergeriet. Das war allerdings schon eine große Verbesserung, wie sich Marie immer wieder sagte; anfangs hatten sie sich nämlich täglich gestritten.
Marie verteilte energisch Sonnencreme auf ihrem rechten Bein. Sie verdrehte die Augen. »Wenn Lina wenigstens nur unerlaubt Sachen von mir nehmen würde. Damit kann ichja noch halbwegs umgehen. Aber sie hat einfach so seltsame Ansichten, mit denen ich überhaupt nicht klarkomme. Stellt euch vor, neulich hat sie vorgeschlagen, dass Papa, ich und sie gemeinsam bei der
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