Die Drei Ausrufezeichen - Vampire in der Nacht
ihrem Wunsch nach einem heißen Bad. Abtauchen war angesagt! Entschlossen zündete sie die Duftkerzen auf dem Badewannenrand an, schaltete den CD-Player ein und ließ sich wohlig ins warme Wasser gleiten. Sie drehte den Ton etwas lauter, sodass auch ihr Vater nicht über hören konnte, dass sie nicht gestört werden wollte. Die sanften Klänge der neusten CD ihrer Lieblingsband Boyzzzz brachten Marie augenblicklich in eine andere Welt – in der es keine Tessa gab und in der ihre Mutter noch lebte und alles rosarot war. Nach und nach lief ihr die von der Wärme flüssig werdende Gesichtsmaske von den Wangen. Und als nur noch die Stirn halbwegs bedeckt war und keine Gurkenscheibe mehr da war, wo sie hingehörte, beendete Marie das Bad mit dem Gefühl, relaxed wie nie zu sein.
Die Realität holte sie schneller ein, als ihr lieb gewesen wäre. Mit einem Turban auf dem Kopf und in einen flauschigen Bademantel gehüllt wollte sie sich ungesehen in ihr Zimmer verdrücken. Ungesehen! Auch hätte sie sich gewünscht, sie hätte nicht gesehen, was sie sah: Ihr Vater saß zusammengekuschelt mit Tessa im Wohnzimmer auf dem Sofa.
Hätte er nicht die Tür zumachen können?, grummelte Marie innerlich und rauschte in ihr Zimmer. Am liebsten hätte sie sich heulend aufs Bett geworfen und die Decke über den Kopf gezogen. Für immer!
Heute brauche ich moralischen Beistand, dachte Marie und war froh, dass sie sich gleich mit Franzi und Kim treffen würde. Die brauchte sie jetzt am nötigsten – ihre besten Freundinnen!
»Oh, oh!«, raunte Kim Franzi zu, als sie Marie im Eiltempo auf den Eingang vom Krankenhaus zuradeln sahen. »Was hat Marie denn so den Tag verhagelt?«
Franzi zuckte mit den Schultern. »Das Wetter war es heute bestimmt nicht! Von Hagel keine Spur!«
»Tessa klebt schon wieder an meinem Vater. Und dieses Mal in echt! Sie saßen kuschelnd auf dem Sofa! Ich fass es nicht! Und er erzählt mir dauernd, sie wären nur Kollegen«, platzte es aus Marie heraus, kaum dass sie ihr Fahrrad angekettet hatte.
»Vielleicht solltest du deinen Vater auch anketten«, stichelte Franzi. »Damit er dir nicht abhandenkommt.«
»Franzi, bitte!« Kim gab ihr einen leichten Hieb in die Seite. Marie beachtete Franzis spitze Bemerkung gar nicht und ließ ordentlich Dampf ab. Kim wusste gar nicht, dass Marie so viele böse Wörter kannte. Bibbernd rieb sie sich die Hände. »Können wir jetzt endlich reingehen? Sonst ist meine Mutter längst wieder gesund und munter zu Hause und wir stehen hier immer noch und frieren uns nen Ast ab.« Tröstend nahm sie Marie in den Arm. »Leg ihm doch eine Knoblauchzehe unter das Kopfkissen – vielleicht hilft das ja nicht nur gegen Vampire, sondern auch gegen andere lästige Besucher.«
»Ach«, seufzte Marie und folgte Kim und Franzi.
»Hey, du bist ja schon wieder auf den Beinen«, wunderte sich Kim, als sie ihre Mutter vor dem Servierwagen mit den Abendbrottabletts stehen sah.
»Die Zeiten, in denen man sich als Patient tagelang bedienen lassen konnte, sind wohl vorbei«, seufzte Frau Jülich und nahm Robin das Tablett aus der Hand.
»Hey, da ist der süße Jungvampir«, raunte Marie Franzi zu und stieß ihr unauffällig in die Seite. Franzi bekam weiche Knie. Ups, hat sie es doch heftiger erwischt, als ich dachte?, überlegte Kim, die aus dem Augenwinkel Franzis zunehmende rote Flecken im Gesicht bemerkte. »Lad ihn zur Motto-Party ein«, flüsterte sie ihr zu.
»Ich?«, fragte Franzi und druckste herum. »Kannst du das nicht machen?« Flehend sah sie Kim an. Lächelnd schüttelte die den Kopf. »Nimm deinen ganzen Mut zusammen. Was soll schon passieren? Robin sagt bestimmt Ja«, machte sie ihr Mut. Franzi zögerte. Dann straffte sie die Schultern und stellte sich in die Reihe der wartenden Patienten. Da vor ihr sechs weitere Patienten standen, hätte sie noch genügend Zeit, die Flucht zu ergreifen, wenn sich ihr kurzfristiger Mut wie Rauchwolken verziehen würde. Aber sie kniff nicht. Als Franzi an der Reihe war, fragte sie leise: »Bekomme ich mein Abendbrot jetzt jeden Tag von dir serviert?«
»Hui, seit wann ist Franzi denn sooo mutig?«, staunte Marie. Kim lächelte daraufhin nur zufrieden und sagte: »Scheint ihr um etwas zu gehen, da wächst man schon mal über sich selbst hinaus.«
Robin war im ersten Moment ziemlich irritiert. Und als Franzi ihn dann tatsächlich zur Motto-Party einlud, bekam schon wieder ein Tablett Schieflage. Franzi kicherte. »Besser, ich gehe dir in Zukunft
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