Die drei Dämonischen
die Oberstadt davonlief, schwor sich, diesmal keinen Fehler zu begehen.
Vor einer gekalkten Hauswand hielt Sadagar an. »Hinter dieser Tür dort oben verschwand er, Mythor«, sagte er keuchend und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Die hellen Mauern bildeten einen deutlichen Gegensatz zu der Dunkelheit rundum. Mythor hob den Kopf und sah sowohl unter der Tür als auch hinter den Brettern eines Fensterladens schwachen Lichtschein hervorschimmern.
»Bist du ganz sicher? Wenn wir in ein fremdes Haus eindringen…«
»Ich bin ganz sicher. Dort drinnen befindet sich dein Gegner Luxon. Denn spätestens ab heute nacht ist er dein Gegner.«
»Richtig. Vergeuden wir also keine Zeit.« Sie schlichen die Treppe hinauf.
Prüfend bewegte Mythor den hölzernen Türriegel. Das Haus machte einen ärmlichen, aber sauberen Eindruck. Zu seiner Überraschung ließ sich der Riegel leicht bewegen. Die Tür ging nach innen auf, ohne zu knarren. Kaum, dass sie einen Spalt offenstand, hörten Sadagar und Mythor unverkennbar Luxons aufgeregte Stimme. Er fragte gerade: »Was sagst du da über Shallad Hadamur?«
Eine zittrige Greisenstimme antwortete: »Er ist nicht der rechtmäßige Shallad.«
Sadagar und Mythor schlichen näher. Vorsichtig schloss Mythor hinter sich die Tür des Hauses. Sie standen in einem dunklen Korridor, und die Stimmen kamen aus dem Zimmer hinter der nächsten Tür, auf deren Holz ein altersschwacher Teppich genagelt war.
»Wie kann das sein, Shakar?« hörten sie Luxon fragen. Seine Stimme ließ deutlich erkennen, dass er sich in einem heillosen inneren Aufruhr befand. Also hatte er nicht gelogen, als er erzählte, sowohl Shakar als auch Echtamor lebten noch und würden sich befragen lassen. In diesem kleinen Haus wohnte sein Wahlvater, dessen Sohn anstelle Luxon-Arrufs von den gedungenen Mördern des Sarpha getötet worden war. Mythor bedeutete Sadagar, schweigend zu lauschen.
»Der Bruder des Hadamur starb durch einen Jagdunfall. Es war scheinbar kein Mord… kein Verbrechen«, führte die zitternde Stimme aus. Immer wieder machte Shakar zwischen einzelnen Worten lange Pausen. Er schien entweder sehr alt oder sehr müde zu sein. Aber unbarmherzig prasselten die Fragen Luxons auf ihn ein. »Der Bruder?«
»Ja. Hadamur hatte einen Bruder mit Namen Rhiad. Es sollte nicht wie ein Mord aussehen, und es sah auch nicht so aus. Trotzdem weiß ich genau, dass Hadamur diesen Unfall geschickt in Szene gesetzt hatte.«
»Kannst du das beweisen?«
»Wie soll ich das können nach so langer Zeit? Ich kann dir nur erzählen, was ich weiß. Wie hast du mich überhaupt gefunden, Arruf? Oder Luxon, wie du dich jetzt nennst?«
»Das sage ich dir später. Weiter, Wahlvater Shakar. Was geschah weiter?«
Der Greis machte eine längere Pause und fuhr dann fort: »Rhiad hatte auch einen Sohn. Auch dieser Sohn sollte beseitigt werden, so hatte es jedenfalls Hadamur geplant. Man brachte den Sohn nach Sarphand. Es waren die getreuen Freunde, die Rhiad hatte. Ich sprach mich mit ihnen ab, und dann entschloss ich mich, diesen Jungen zu verstecken. Jede Spur von ihm sollte getilgt werden, damit er mit dem Leben davonkäme. Dieser Junge warst du, Arruf. Du bist Rhiads Sohn.«
Luxon flüsterte fassungslos: »Nein! Eine Nacht furchtbarer Überraschungen!«
Shakar ließ sich nicht unterbrechen und fuhr mit seiner Geschichte, die voller Überraschungen auch für Mythor war, fort: »Ich war meinem Herrn Rhiad treu. Und als einer der Freunde, noch vor der Reise mit dem Jungen nach Sarphand, von Hadamur gefoltert wurde und unseren Plan verriet, ohne meinen Namen zu nennen - wie ich meinte –, beschloss ich, einen anderen Jungen zu opfern. Echtamor setzte einen anderen Jungen aus. Ich weiß nicht, wer ihn dazu brachte, diesen oder jenen Jungen zu finden, ich weiß nur, dass Hadamur schließlich erfuhr, dass der Sohn seines Bruders lebte… woraufhin er sofort die Tötung befahl. Statt dieses Jungen aber ermordeten sie den kleinen, unschuldigen Chamor.«
Shakar schwieg. Mythor hörte ihn schluchzen. Er öffnete die Tür, trat in den Raum und sagte deutlich: »Und der Junge, der von Echtamor ausgesetzt wurde, bin ich. Dämonen trieben ihn dazu. Und du, Luxon, bist heute tief gefallen und wieder sehr weit hinaufgestiegen. Verwandt mit dem Shallad Hadamur! Seines Bruders Sohn!«
Shakar war ein sehr alter, weißhaariger Mann. Er sah nicht so aus, als würde er unter ärmlichen Umständen leben, aber lange würde sein Leben nicht mehr
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