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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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aufwärts oder abwärts lief. Die Fänger brauchten nur versteckt zu warten. Dasselbe taten auch Mythor und Sadagar. Erst als ein Reiter der Stummen Großen sein Pferd rücksichtslos die Stufen aufwärts hetzte und sich sonst niemand sehen ließ, als die Fackel Teile des Platzes über der letzten Stufe erhellte, trauten sie sich aus dem Versteck und jagten in langen Sprüngen die Treppe aufwärts.
    Noch einige verwinkelte Gassen, einen Platz, mehrere Tonnen voller stinkender Abfälle vor einer Zeile geschlossener und mit eisernen Gittern verbarrikadierter Läden – und dort war das Portal des Palasts.
    »Zu Boden. Kein Wort!« zischte Sadagar, riss zwei Wurfmesser hervor und zwang Mythors Kopf in den Schatten hinter einer Tonne. Es stank betäubend nach faulendem Fisch. Zwei breitschultrige Fänger, riesige, schnelle Gestalten, rannten direkt auf das Versteck zu. Vor Mythors Kopf fauchte etwas auf, stieß einen gellenden Schrei aus, und eine mit Abfällen behängte Katze sprang auf die Fänger zu und zwischen deren Stiefeln hindurch. Die Männer waren zusammengezuckt. Jetzt lachten sie roh, wechselten ein paar Worte und liefen weiter.
    »Das war mehr als knapp«, murmelte Sadagar, stand vorsichtig auf und klopfte Pflanzenreste und Fischgräten von seinen Schultern. »Nur noch zwanzig große Schritte.«
    Sie legten diese zwanzig Schritte schnell und unbehelligt zurück. Mythor warf sich gegen das Tor und wollte gerade mit dem Knauf des Dolches gegen das Holz hämmern und das verabredete Signal geben, als der Torflügel nachgab und nach innen aufging.
    Zufrieden sagte Mythor beim Anblick des beleuchteten Korridors: »Wir sind erwartet worden, Sadagar. Uns winkt als erstes ein Mädchen mit dem Bierkrug.«
    Sadagar schloss das Tor und legte sorgfältig die Riegel ein. Mythor schob den Dolch in die Scheide und wusste, dass sie gerettet waren. Die Sicherheit eines Hauses, das sie kannten und schätzen gelernt hatten, umgab sie für die Stunden bis zum Tagesanbruch.
    Sadagar sagte: »Ich kümmere mich um das Bier. Du hast die Schlüssel. Hole die Waffen, schnell!«
    »Du meinst…?«
    »Ich meine gar nichts«, drängte der Steinmann. »Ich weiß nur, was besser ist. Hole deine Waffen, und zwar sofort!«
    »Ich gehorche dir aufs Wort«, rief Mythor grinsend und durchquerte die erste kleine Halle, von der die Treppe abzweigte. Es wunderte ihn, dass auf den Klang ihrer lauten Stimmen noch kein Diener und keine Dienerin erschienen war. Zumindest Sadyn hätte ihm hinter einem Vorhang zuwinken können.
    Trotzdem brannten an allen Stellen, wo sie sonst auch standen, die Öllampen. Noch war Mythor nicht beunruhigt. Er nahm die Stufen der Treppe abwärts, hielt kurz an, als er an einem Baderaum vorbeikam, und holte sich von dort ein feuchtes Tuch, das einen köstlichen Geruch verbreitete. Im Weitergehen reinigte er sich Gesicht und Hände und wischte den Schweiß ab. Ja, hier musste er nach rechts gehen, dann kam er an die nächste Treppe. Er fand den Weg zur Schatzkammer und zu der Stelle, an der ihm Luxon den Geheimgang gezeigt hatte.
    Er nahm eine Öllampe und kletterte die letzte Treppe in den kleinen Raum mit den Statuen und den natürlichen Felswänden hinunter. Nacheinander führte er die einzelnen Griffe aus, die schließlich jene Platte hervorkommen ließen, in deren Löcher die Schlüssel passten .
    Mythor stellte die Lampe ab, nahm die Schlüssel vom Hals und steckte sie in die richtigen Löcher. Dann drehte er sie gleichzeitig in die entsprechende Richtung, so, wie er es schon einmal getan hatte.
    Die Schatzkammer öffnete sich.
    Das Gefühl, in wenigen Augenblicken wieder Alton in der Hand zu halten, wieder den Druck des Helmes der Gerechten zu spüren, den Köcher, den Bogen…
    Er hob die Lampe auf, bückte sich und kroch in die Schatzkammer hinein.
    Ein Windhauch ließ die Flamme zittern, aber ihr Licht spielte auf dem Geschmeide, den metallenen Figuren und Kelchen, den Goldmünzen und brach sich an den Kostbarkeiten.
    Es sollte sich auch in der gewölbten Rundung des Sonnenschilds brechen.
    Es gab keinen Sonnenschild.
    Nicht einmal die Lampe zitterte in Mythors Hand. Er war regungslos, wie versteinert. Er vermochte nicht zu glauben, was er sah.
    Links vom schmalen Eingang hatte sich die Felswand geöffnet, und zwar dergestalt, dass auch die Nischen und die breiten, tief eingemeißelten Wandbretter zurückgeklappt waren. Vielleicht hatte Luxon auch einige Beutel mit Goldmünzen mitgenommen. Aber sämtliche Waffen

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