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Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Titel: Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bolz
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einer kleinen Brücke, um den Wolf auf der anderen Seite abzufangen.
    Als Grau aus dem Wasser kam, wandte er sich am Fluss entlang in die andere Richtung. Die Hyäne, die ihm am dichtesten auf den Fersen war, folgte ihm aus dem Wasser und jagte hinter ihm her. Doch dann geschah etwas Seltsames. Als die Hyäne ihn fast erreicht hatte, stürzte sie plötzlich und fiel zu Boden. Sie kam wieder hoch, doch nach einigen Sprüngen stürzte sie wieder. Diesmal blieb sie liegen. Grau warf einen Blick zurück und konnte kaum glauben, was er sah. Die Hyäne unternahm noch einen kraftlosen Versuch aufzuspringen, doch dann bewegte sie sich überhaupt nicht mehr. Sie schien in sich zusammenzufallen, bis nach wenigen Sekunden nichts weiter von ihr übrig war als ein flaches Stück Fell auf dem Boden. Und sogar das schien rasch in der Erde zu versinken.
    Die anderen beiden Hyänen schienen nichts bemerkt zu haben und verfolgten Grau so grimmig wie zuvor. Während Grau zwischen zwei Häusern verschwand, wurde es Joshua klar.
    „Wasser! Es ist das Wasser, Grau! Da ist etwas in dem Wasser! Du musst sie in den Fluss locken!“ Joshua hoffte, dass Grau ihn immer noch hören konnte, obwohl er nicht mehr zu sehen war. Aber plötzlich kam der Wolf wieder heraus und steuerte auf den Fluss zu. Die beiden Hyänen folgten ihm, ohne zu zögern. Sie schöpften keinen Verdacht. Joshua wurde klar, dass sie keine Ahnung hatten, was ihren Untergang besiegeln würde.
    Grau sprang auf der anderen Seite aus dem Wasser und rannte auf Krieg zu, der immer noch mit der ersten Hyäne kämpfte. Krieg sah den Wolf, gefolgt von den beiden Hyänen, die plötzlich den Halt verloren und stürzten, sich einige Male überschlugen und dann regungslos liegen blieben. Er wusste sofort, was zu tun war, und galoppierte auf den Fluss zu. Die letzte Hyäne war ihm dicht auf den Fersen, als er das Wasser erreichte. Er machte sich nicht die Mühe, wieder herauszukommen. Er trabte einfach den Fluss hinauf, bis die Hyäne sich nicht mehr rührte. Was von ihrem Körper übrig blieb, wurde weggespült. Das Leben, das kurzzeitig in ihren Körper zurückgezwungen worden war, wurde ihr vom Fluss sanft wieder genommen und so von allem Unnatürlichen gereinigt, das ihr Wesen an sich gehabt hatte. Der Tod konnte sie schließlich holen und ihre gequälte Seele fand endlich Frieden.

 
     
     
    *  *  *
     
    Hoch über ihnen, unsichtbar, unhörbar und unbemerkt, kreiste der Geier. Sein blindes Auge spähte auf sie herab. Der Hass, den er für den Hahn empfand, verstärkte sich tausendfach und er wusste, dass er nicht ruhen würde, bis er vor ihm auf dem Boden lag, sich krümmte und um sein Leben bettelte. Er würde es ihm entreißen und sich selbst damit unsterblich machen.

 
     
     
    *  *  *
     
    Zitternd standen sie da, das Entsetzen steckte immer noch in ihren erschöpften Gliedern. Es wurde nur langsam von der Erleichterung abgelöst, überlebt zu haben. Grau legte sich schließlich mitten auf die Straße und begann, seine Wunden zu lecken. Sie waren zum größten Teil oberflächlich, aber sie konnten sich später entzünden. Es war besser, sich sofort darum zu kümmern.
    Joshua betrachtete Kriegs neue Narben. „Die alten waren noch nicht einmal verheilt“, dachte er, mehr zu sich als zu irgendjemandem sonst.
    „Sie werden heilen, Joshua. So wie die anderen auch“, erwiderte das Pferd. Joshua empfand eine tiefe Ehrfurcht vor dem Kriegspferd und dem Wolf und vor dem, was sie überstanden hatten, und was sie immer noch durchmachten. Ist es das, was Freunde tun? Zusammenbleiben bis zum Ende? Ohne zu fragen, ohne sich zu beklagen und mit der Sicherheit der anderen als einzige Sorge in ihren Gedanken und Herzen? Er hielt es kaum für möglich, dass Freundschaft so tief gehen konnte. Es erfüllte ihn mit Demut. Er hätte sich nie träumen lassen, welcher Reichtum ihm zuteil werden würde, und er konnte sich nichts vorstellen, das er dem vorgezogen hätte. Sogar sein Traum von den drei Federn erschien ihm glanzlos im Vergleich dazu. So sehr er den Wunsch hatte, sie zu finden, in diesem Moment war er sich sicher, dass er sie um keinen Preis haben wollte, wenn er dafür seine Freunde verlieren würde. Er würde lieber mit Grau und Krieg zusammenbleiben, wo auch immer das sein sollte.
    Sie beschlossen, sich eine Weile auszuruhen. Mit sorgenvollen Gedanken an das, was sie erwartete, bestand Krieg darauf, dass sie wahrscheinlich ihre ganze Kraft brauchen würden, bevor alles vorbei

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