Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)
Stunden überlebt hatten, hatte ihre Stimmung gehoben und auf ihrem Weg hinunter und zwischen den Hügeln hindurch kamen sie zügig voran.
„Das ist seltsam“, bemerkte Grau, als sie ungefähr die Hälfte der Strecke zwischen dem Tunnel und der Stadt hinter sich gebracht hatten.
„Was ist seltsam?“, fragte Joshua. Er saß auf Kriegs Rücken. Sie hatten beschlossen, dass es leichter für Joshua wäre, längere Strecken auf dem Pferderücken zurückzulegen, als zu versuchen, zu Fuß mit dem Tempo der anderen mitzuhalten.
„Das Licht bleibt immer gleich“, antwortete der Wolf. „Seit wir hier angekommen sind, hat es sich nicht verändert. Ich frage mich nur, wie lange das so bleibt.“
Joshua stimmte Grau zu. Er hatte ebenfalls den kurzen und angstvollen Gedanken gehabt, dass es in einem bestimmten Moment einfach dunkel werden würde. Aber er schob den Gedanken weit von sich. Es hatte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. All die Torturen ihrer Reise zu überstehen, hatte ihm geholfen, sich gegen solche Gedanken zu wappnen. Zumindest konnte er sie meistens auf Abstand halten. Das war schon mal neu für ihn.
Als die Bergarbeiterstadt näher kam, erkannten sie, dass einige der Häuser noch intakt waren. Der Pfad, auf dem sie gingen, war zu einer Straße geworden, die wohl in die Stadtmitte führte. Zu beiden Seiten zweigten kleinere Straßen von ihr ab. Die Ansammlung von Gebäuden erstreckte sich über die Hügel, die die Stadt umgaben. Neben ihnen floss ein kleiner Fluss. Er verschwand einige Meter die Straße hinunter unter der Erde und tauchte wieder auf, als sie schon beinahe das Stadtzentrum erreicht hatten.
„Es ist so still hier“, bemerkte Krieg. „Es scheint niemand hier zu sein außer uns.“
„Niemand Lebendiges jedenfalls“, erwiderte Grau. Im gleichen Moment wurde ihm die Bedeutung seiner Worte klar. „Es tut mir leid, Krieg. Ich hätte nicht... ich wollte dich nicht noch mehr mit Gedanken an Wind belasten–“
„Mach dir keine Sorgen, Grau. Ich habe das Gefühl, dass sie noch am Leben sein könnte“, antwortete Krieg. Joshua und der Wolf wechselten einen kurzen Blick. Sie sahen in den Augen des anderen, dass Krieg der Einzige war, der immer noch daran glaubte, dass der Pegasus noch unter den Lebenden war.
Schweigend legten sie den restlichen Weg zurück, bis sie an den ersten Häusern vorbeikamen. Die meisten hatten kein Dach. Blinde Fenster starrten sie an. Die Steinmauern waren verfallen und von Kletterpflanzen überwuchert. Einige waren mit dicken Moosschichten bedeckt. Als sie einen Augenblick anhielten, um an dem kleinen Fluss eine Rast einzulegen, bemerkten sie erst, dass es abgesehen von dem langsam dahinfließenden Wasser absolut keine Geräusche gab. Es war totenstill. Und als sie ihren Weg ins Stadtzentrum hinein fortsetzten und der Fluss unter der Erde verschwand, hallte der Klang von Kriegs Hufen auf dem Boden durch die verlassenen Straßen wie eine Erinnerung daran, dass sie allein waren, so riesig die Höhle auch war. Bis Joshua sie bemerkte.
Aus dem Augenwinkel sah er einen Schatten, der sich zwischen zwei Häusern bewegte. Er war geduckt und schnell, und als Joshua noch einmal hinsah, war er verschwunden. Dann war da noch einer weiter vorne auf der Straße. Joshua sah den Wolf an.
„Ich habe es gesehen.“ Graus Gedanke war kaum hörbar.
„Was hältst du davon?“, antwortete Joshua ebenso leise.
„Ich weiß nicht, wie die Hyänen hierhineingekommen sind“, erwiderte der Wolf. „Aber sie sind hier. Bis jetzt habe ich vier gezählt. Zwei auf jeder Seite. Joshua, bleib bei Krieg. Ich kümmere mich um sie.“
Joshua wollte ihm gerade sagen, dass er das für keine gute Idee hielt, als Kriegs Gedanken sie erreichten. Sie waren nicht lauter als ihre zuvor. „Ich zweifle nicht daran, dass du es mit ihnen aufnehmen könntest, Wolf, wenn sie noch unter den Lebenden wären. Aber das sind sie nicht. Sie sind tot und nicht den gleichen Gesetzen unterworfen, an die du und ich gebunden sind. Du kannst sie nicht besiegen, aber du kannst sicher sein, dass sie dich besiegen können.“
Grau sah ihn an. „Was schlägst du vor?“
„Wir müssen zusammenbleiben“, antwortete Krieg. „Das ist unsere einzige Chance, hier lebend und unversehrt herauszukommen.“
Es blieb ihnen keine Zeit mehr, auch nur einen einzigen Gedanken zu formen. Die Hyänen kamen von beiden Seiten. Eine schoss zwischen zwei Häusern hervor und jagte auf sie zu. Instinktiv stürmte
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