Die drei ??? Feuermond
stirnrunzelnd. »Ich komme nach. Ich habe noch etwas zu erledigen.«
Bob und Peter waren nicht begeistert gewesen, dass Justus sie nicht in seine Pläne einweihte. Doch der Erste Detektiv setzte seinen Dickkopf durch. Nachdem die beiden mit dem MG nach Rocky Beach aufgebrochen waren, nahm Justus sich ein Taxi nach Solromar.
Julianne Wallace war noch nicht zu Hause. Das Türschloss zu ihrem Wohnwagen war selbst für Justus kein Problem. Er brauchte nur ein paar Sekunden länger, als Peter gebraucht hätte. Die Alarmanlage hatte keine Chance. Justus schaltete sie sofort mit dem kleinen Gerät, das er aus Juliannes Jacke entwendet hatte, aus.
Zielstrebig wandte er sich dem verkümmerten Gummibaum zu, der in der Ecke stand. Genau wie Julianne es vor ein paar Tagen getan hatte, als sie wegen des Alarms nach Hause geeilt war.
Julianne Wallace verbarg etwas, da war Justus ganz sicher. Und er wettete darauf, dass er des Rätsels Lösung in diesem viel zu großen Topf für diesen viel zu mickrigen Baum fand.
Der Regen verschonte Rocky Beach für den Rest des Tages. Auf dem Schrottplatz herrschte noch mehr Betrieb, als Tante Mathilda und Onkel Titus sich erhofft hatten. Justus war schon eine halbe Stunde nach Peter und Bob aufgetaucht und hatte sich sofort zu seinen Freunden gesellt, ohne ein Wort darüber zu verlieren, wo er gewesen war und was er getrieben hatte. Doch die beiden kamen auch nicht dazu, ihn auszuquetschen, denn sie hatten alle Hände voll zu tun, dem Besucheransturm gerecht zu werden. Der Renner waren die erst am Vormittag eingetroffenen Kaffeebecher mit dem >200 Jahre Rocky Beach<-Aufdruck, die Onkel Titus günstig erstanden hatte, obwohl sie natürlich nagelneu waren und kein Trödel. Nicht einmal die Becher kamen ohne das kleine Sponsor-Logo von Pixel-Knox aus, doch das schien die Leute nicht zu stören. Sie rissen sich die Tassen fast gegenseitig aus den Händen. Aber auch sonst lief das Geschäft an diesem Tag besser als je zuvor. Auch im Rest der Stadt herrschte Hochbetrieb. Uberall waren Buden und Stände aufgebaut, es gab Musikveranstaltungen und Reden und akrobatische Darbietungen. Ganz Rocky Beach war vom Fieber der 200-Jahr-Feier ergriffen. Trotzdem herrschte eine merkwürdige Stimmung. Als die drei ??? sich am frühen Abend, nachdem die Tore zum Schrottplatz geschlossen waren, auf den Weg machten, um sich die Lichtshow anzusehen, verspürten alle drei eine nagende Unruhe. Über der Stadt lag eine Spannung wie vor einem Gewitter. Noch immer jagten dunkle, schwere Wolken über den Himmel und überzogen die Stadt mit Dämmerung. Es war windig und kalt. Die Autos, die sich noch vor einer Stunde langsam wie Lavaströme durch die Stadt geschoben hatten, waren nun alle verlassen. Die Menschen bewegten sich nur noch zu Fuß. Alle hatten das gleich Ziel: einen der Aussichtspunkte, von denen aus man das Lichtspektakel am besten sehen konnte. »Seltsam«, murmelte Peter und verschränkte fröstelnd die Arme.
»Was meinst du?«, fragte Bob.
»Alles. Die Stadt, die Menschenmassen, das Wetter. So voll war es noch nie in Rocky Beach. Ich habe das Gefühl, wir laufen gerade durch eine Parallelwelt.«
»Ich kriege gar nichts richtig mit«, gestand Bob. »Dieser Tag war einfach zu viel für mich: Diese ganze Aufregung heute Morgen, die Arbeit auf dem Schrottplatz und dann auch noch die Zentrale! Ob wir die wohl jemals wieder hinkriegen? Was meinst du, Just? Justus?«
Der Erste Detektiv war in nachdenkliches Schweigen versunken, seit sie den Schrottplatz verlassen hatten. »Ich weiß nicht«, murmelte er abwesend, doch Bob war nicht einmal sicher, ob Justus ihm überhaupt zugehört hatte.
Sie erreichten ein kleines Plateau in den Bergen am Stadtrand. Normalerweise war es ein großer Parkplatz, doch heute tummelten sich Hunderte von Menschen auf diesem Platz und blickten auf Rocky Beach hinunter, das unter den dramatischen Wolkenbergen auch ohne Lichtshow bereits einen beeindruckenden Anblick bot. Am Rande des Platzes waren riesige Lautsprecher und eine Großbildleinwand aufgestellt worden, auf die man eine große >200< projiziert hatte. Darunter waren der Schriftzug und das Logo von Pixel-Knox zu sehen. Immer mehr Menschen gesellten sich zu den drei Detektiven, bis der Platz vollkommen überfüllt war. Die Dunkelheit des Abends senkte sich im Eiltempo über die Küste. Ständig sahen Justus, Peter und Bob auf die Uhr. Um acht sollte es losgehen. Noch fünf Minuten. Noch zwei Minuten. Und dann war es so
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