Die drei Frauen von Westport
schon. Joseph legte Felicity das Handtuch um die Schultern. »Was ist denn mit Frederick, Liebling?«
»Er heiratet sie. Dieses … Mädchen.«
Joseph nahm ein kleineres Handtuch und legte es Felicity auf den Kopf. Jetzt sah sie aus wie eine wütende Nonne. »Welches Mädchen denn? Eine von den beiden, die hier gewohnt haben? Ich kann die nicht auseinanderhalten. Bist du sicher? Die sind doch gar nicht Fredericks Typ. Und noch halbe Kinder.«
»Hah!«, machte Felicity. »Da hast du’s. Kinder .«
»Na, immerhin besser, er heiratet ein Mädchen als einen Jungen, oder?«
»Nein, verstehst du nicht, sie kriegen ein Kind. Sie ist schwanger – oder behauptet das jedenfalls. Ich glaube ihr aber keinWort. Man sieht gar nichts. Allerdings trainiert sie natürlich auch ständig. Ich habe Frederick gesagt, er soll einenVaterschaftstest verlangen. Gwen ist vollkommen außer sich. Stell dir nur mal vor, wie ihr zu Mute sein muss! Nach allem, was sie für das Mädchen getan hat. Und mir erst! Ich habe ihr erlaubt, hier zu wohnen!«
Joseph hielt sein Scotch-Glas an die Lippen.Vor seinem inneren Auge sah er Betty in ihrem zerknitterten Morgenmantel auf der Couch, wutentbrannt. Das Glas war durch die Luft geflogen, und der Scotch-Duft hatte in der Luft gehangen wie eineWolke. DieWohnung war damals ein Schlachtfeld gewesen. Jetzt war sie nur noch eineWohnung. Felicity, in Frottee gehüllt, wanderte aus dem Badezimmer. Joe wusste, dass er es ihr bald sagen musste.
»Und Frederick!«, fuhr sie fort. Durch die Handtücher klangen ihreWorte dumpf. »Wie konnte er das nur seinerTochter antun? Stammt er aus Alaska? Denn da werden sie vermutlich hinziehen. Das kriegen wir bestimmt als Nächstes zu hören. Und frag lieber nicht nach Evan – der ist komplett aus der Haut gefahren. Er ist stocksauer. Es ist so eine Demütigung für die Familie. Ich meine, Frederick ist eine Person des öffentlichen Lebens. Jeder wird das erfahren. Ich bin so durcheinander, dass ich zu Fuß nach Hause gegangen bin. Aber wenn es regnet, dann schüttet es natürlich auch gleich. Und es hat geschüttet, und ich bin pitschnass geworden. Danke«, fügte sie hinzu und frottierte ihr Haar, während sie in die Küche marschierte. »Diese kleine Schmarotzerin.«
»Wo ist sie überhaupt jetzt?«, fragte Joseph, dankbar, seine eigenen Nachrichten noch aufschieben zu können. »Ist sie nicht mit dir nach Hause gegangen?«
»Oh, diese kleine Schwindlerin wird keinen Fuß mehr über diese Schwelle setzen.«
Joseph setzteWasser auf und gab etwas Whisky und Zucker in einen Becher. »Setz dich«, sagte er sanft. Er holte eine Zitrone aus dem Kühlschrank, schnitt sie auf und quetschte den Saft in dieTasse. Als dasWasser kochte, goss er es in den Becher und reichte ihn Felicity.
Sie atmete den Duft des heißen Getränks ein. »Genau das Richtige. Wir müssen jetzt alle Schlösser austauschen.«
»Ja«, sagte Joseph. »Das müssen wir in derTat tun. Oder jemand anders.«
Felicity ließ den Becher sinken und sah Joe an. »Was ist?«
»Mir wurde von den Anwälten gerade das endgültige Urteil mitgeteilt.«
Felicity erhob sich. Auch jetzt, in ihrem Nonnenhabitus aus Handtüchern, hielt sie sich sehr aufrecht. »Ja?«
»DieWohnung gehört Betty.«
Felicity schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Okay.«
Sie setzte sich wieder und trank ein paar Schlucke von ihrem Grog.
Das liebte er an ihr, dachte sich Joseph. Diese Härte. Diese Unnachgiebigkeit. Felicity war stark. Manchmal fragte er sich, ob sie tatsächlich in jeder Hinsicht ein Mensch war. Aber stark war sie immer.
»Ich wollte ohnehin schon immer Downtown wohnen«, sagte sie. »DieWest Side ist überhaupt nicht mehr angesagt.«
Im Museum für Naturgeschichte, in das Crystal und sie vor dem R egen geflüchtet waren, stand Amber unter dem Dinosaurier und sprach in ihr Handy. Mit der anderen Hand kniff sie Crystal bei jedemWort in den Arm. »Es ist ganz allein ihre Schuld, Frederick. Alles lief so gut«, sagte sie und kniff zu.
»Au … Ist mir eben so rausgerutscht, Amber … Au …«
AmTag vor dem heftigen R egen war Betty wegen eines starken Hustens beim Arzt gewesen. Sie hatte das nicht vorgehabt, aber als Annie von der Arbeit nach Hause gekommen war und ihre Mutter gehört hatte, war sofort einTermin vereinbart worden. Annie behandelte ihre Mutter wie ein Kind, und Betty war zu schwach, um sich zu widersetzen.
»Gefällt mir gar nicht, wie sich das anhört«, sagte der Arzt.
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