Die drei Frauen von Westport
altgedientes Hausmädchen. Sie strahlte in derTat einen gewissen unterwürfigen Ehrgeiz aus, der Felicity nicht entging. Crystal war ein dümmliches Nichts, aber Amber hatte etwas, trotz ihres in die Jahre gekommenenTeenager-Slangs. Sie war so fürsorglich, und dennoch spürte man etwas Stählernes hinter ihrer geduldigen Sanftheit. Sie erinnerte Felicity an … Felicity. Und das faszinierte sie. Dazu kamen diese Massagen, die es andauernd umsonst gab und um die Felicity von all ihren Freundinnen beneidet wurde.
Felicity war selbst noch nie im Café des Artistes gewesen, aber es war ein Kultlokal an der UpperWest Side, und da Felicity beabsichtigte, selbst auch Kultstatus zu erlangen, fand sie, dass sie und das Café des Artistes sich begegnen sollten. Sie hatte für ein Uhr einen Tisch reserviert und verließ das Büro so frühzeitig, dass sie auch bei dichtemVerkehr pünktlich sein würde. Sich einTaxi zu nehmen, selbst wenn es in der Nähe eine U-Bahnstation gab, gehörte zum neuen Luxus ihres Lebens. Das Leben bot ihr jetzt viele solcher kleinen Annehmlichkeiten, dachte sie zufrieden. Sie hatte sich ins Zeug gelegt für diesen Luxus, hatte hart gearbeitet, um Joe glücklich zu machen und im Büro erfolgreich zu sein. Sie nahm weder Joe noch dem Büro diesen Energieaufwand übel, sie mochte sowohl den Mann als auch ihre Arbeit, aber es war dennoch alles anstrengend, und nun wurde sie für ihre Bemühungen belohnt.
Felicity betrat das dezent beleuchtete R estaurant und wurde von einem höflichen Herrn zu einem Tisch geleitet. Das Silber glitzerte, und die Servietten und Tischtücher waren so blütenweiß und vornehm wie Smokinghemden, dachte sich Felicity. Sie betrachtete die Wandbilder, diese berühmten nackten rothaarigen Frauen, die sich an Weinranken festhielten. Diese Frauen mussten nie in einem Büro arbeiten, dachte Felicity. Mussten nicht Ewigkeiten sparen, um sich ein enges Zweizimmerapartment in einem unattraktiven Haus in einer unattraktiven Wohnanlage zu kaufen, die eher nach New Jersey als nach Upper West Side aussah. Felicity schürzte die Lippen und lächelte. Die üppigen nackten R otschöpfe auf den alten Gemälden wären inzwischen jedenfalls schon runzlige alte Weiber. Oder sogar mausetot.
R eiche Erde für ein reiches Anwesen, dachte Miranda, als sie hinter dem Haus an der Beachside Avenue im R osengarten arbeitete. Haus? Es war eigentlich eine Villa, nicht nur ein Haus. Man hatte es nicht als Unterkunft erbaut, sondern umWohlstand zur Schau zu stellen. Den R osengarten hatte seit Jahren niemand mehr betreut, aber die Spaliere waren noch immer üppig bewachsen. Miranda jätete Unkraut, während Henry Mittagsschlaf machte und Leanne an einemVortrag arbeitete, den sie demnächst bei einer Epidemiologenkonferenz halten musste. Miranda, die wederTexte vorbereiten noch schlafen musste, riss Unkraut aus. Sie verstand nichts von Gartenarbeiten, aber zum Unkrautjäten reichte es. Das konnte schließlich jeder. Sogar eineVollniete, eine Bankrotteurin, eine Frau, die heimlich und niederträchtig ihre beste Freundin belog.
Miranda hatte sich oft verliebt, und es war immer ein Schwindel erregender Rausch und dann eine furchtbare Enttäuschung gewesen. Aber jetzt ging es um Leanne, Henrys Mutter, ihre neue Freundin, diese Frau, der sie alles anvertraute. Bis auf eine Sache. Die wichtigste.
Es war so eigenartig, so verschwiegen, so intim, seine Gefühle für sich zu behalten. Miranda hegte und genoss ihr Geheimnis. Das tat ihr zwar nicht gut, denn es machte sie schwindlig und atemlos, aber seltsamerweise störte sie das nicht. Sie suhlte sich in ihrem Elend. Ein Widerspruch in sich, all diese romantischen Empfindungen im Inneren anzustauen.
Es begann heftig zu regnen. Vielleicht würde sie sich eine Lungenentzündung holen und daran sterben. Das wäre sehr romantisch.
Miranda hatte viele Bücher über Frauen gelesen, die sich in Frauen verlieben. Diese Geschichten waren ein kleines Segment ihres Gewerbes, ein beliebtes Genre, inzwischen etwas aus der Mode gekommen, aber sehr angesagt in den Neunzigerjahren. Zwei solcher Geschichten hatte sie selbst verkauft, eine davon an Knopf, was ein einträgliches Geschäft mit einem üppigenVorschuss gewesen war. Diese Frauen hatten ihr wahres Selbst entdeckt und so fort. Konnten nicht mehr mit einer Lüge leben und so fort. Miranda hatte das ein wenig nachfühlen können, aber insgesamt war ihr das Ganze unnötig und übertrieben vorgekommen. Ein Ergebnis
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