Die drei ???, Fußball-Falle (drei Fragezeichen) (German Edition)
vorletzte Nacht an, so etwa gegen ein Uhr morgens. Erst dachte ich, dass ich die Stimme im Traum höre, aber dann wachte ich auf und stellte fest, dass da tatsächlich eine Stimme war.« Seaman hatte seinen Blick nach innen gerichtet. Leise sprach er weiter, während die anderen gebannt zuhörten. »Am Anfang habe ich gar nichts verstanden. Es war zu undeutlich und zu leise. Doch dann konnte ich nach und nach einzelne Wörter unterscheiden.« Er legte die Handflächen aneinander und senkte den Kopf. Es war offensichtlich, dass es ihm immer noch äußerst schwer fiel, über die Sache zu reden.
»Was für Wörter?«, fragte Bob vorsichtig.
»Wisst ihr«, Seaman richtete sich auf, seine Miene wirkte gequält, »mir ist das Ganze auf der einen Seite mehr als peinlich. Ich habe normalerweise mit Übersinnlichkeit und dem ganzen Quatsch absolut nichts am Hut. Aber auf der anderen Seite – die Stimme war da, ich habe sie gehört, und es war niemand im Zimmer. Hundertprozentig.«
»Mr Seaman, das muss Ihnen überhaupt nicht peinlich sein«, beruhigte ihn Justus. »Zumal ich Ihnen versichern kann, dass die Stimme sicher nichts Übersinnliches an sich hatte. Das schließen wir mal von vorneherein aus.«
Seaman warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Tust du das?«
»Ja«, sagte Justus bestimmt.
Peter war da ganz anderer Ansicht. Er hatte sich längst eine Theorie über die ganzen Vorkommnisse gebildet. Doch die behielt er lieber für sich, solange Seaman dabei war.
»Also, was haben Sie denn nun gehört?«, nahm Justus den Faden wieder auf.
Seaman spreizte die Finger. »Am häufigsten das Wort … Tod .« Er hauchte die Silbe nur. »Dann meinen Namen, ein düsteres Lachen und Rache .«
»Diese drei Wörter also? Tod, Ihren Namen und Rache?«, resümierte Bob.
»In der ersten Nacht, ja.« Seaman schluckte trocken. »Letzte Nacht wurde die Stimme dann viel deutlicher. Sie drohte mir mit dem Tod, und von einem Totengericht war die Rede, was immer das ist. Ich hätte jemanden entehrt, sagte sie. Und … der Fluch würde über mich kommen.«
Seamans Hände zitterten. Jede Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Er hatte Angst, das war unverkennbar. Große Angst.
Auch die anderen schwiegen für einen Augenblick beklommen, und die Wörter Tod , Fluch und Rache schwirrten wie böse Geister um den Tisch. Nur Peter hätte am liebsten laut herausgeschrien, was er dachte. Für ihn war die Sache jetzt völlig klar.
»Ist okay, Jeff.« O’Brian legte ihm die Hand auf die Schulter. »Beruhige dich. Wir finden heraus, was da los ist. Ganz sicher.«
Seaman versuchte sich an einem Lächeln. Es misslang.
Kurz danach brachen die drei ??? auf. Es war ihnen allen klar, dass sie Seaman jetzt nicht weiter mit Fragen behelligen durften. Der Mann musste sich dringend erholen. Sie standen auf und verabschiedeten sich.
»Wir finden alleine hinaus, Mr Seaman. Auf Wiedersehen«, sagte Justus.
»Tschüss, Jungs«, sagte O’Brian. Seaman nickte nur.
Peter schob die Verandatür zurück und trat ins Wohnzimmer. Dabei bauschte der Durchzug die Vorhänge auf, die auf ein Beistelltischchen flatterten und eine kleine, chinesische Holzdose herunterwarfen. Klappernd landete sie auf den Fliesen, und der Deckel sprang auf.
»Entschuldigung.« Peter hob sie schnell auf. »Ähm, Mr Seaman, haben sie irgendwo Schaufel und Besen. Für die Asche und die Zigarettenstumel.«
»Asche und Zigarettenstumel?« Seaman schaute verwirrt und stand auf.
»Ja.« Peter deutete auf den kleinen Haufen Unrat, der sich in der Dose befunden hatte und jetzt auf dem Boden lag. »Hier.«
Eine steile Falte bildete sich zwischen Seamans Brauen. »Wo kommt das Zeug her?«
»Das war da drin.« Peter zeigte noch einmal auf die Dose.
»Da drin?« Seaman nahm die Dose in die Hand. »Aber wir rauchen nicht. Und im Haus herrscht absolutes Rauchverbot. Das weiß jeder.«
»Einer der Angestellten vielleicht?«, riet Bob.
»Wir haben nur zwei«, antwortete Seaman. »Aber die werde ich sofort befragen. Wartet hier!«
»Ich glaube, das ist nicht nötig«, hielt ihn Peter auf. Neugierig drehte er den Stumel in seinen Fingern. »Ich habe erst vor Kurzem ein Referat über Glimmstängel gehalten und kenne mich ein bisschen damit aus. Und das hier ist eine Libre d’ore, eine französische Zigarette, die sündhaft teuer und bei uns kaum zu bekommen ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihre Angestellten diese Sorte rauchen.«
»Aber wer soll es dann gewesen sein?«, schimpfte
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