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Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Titel: Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Constable
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dein Schatz ist?«
    »Vielleicht ist es gar kein Schatz; könnte sein, dass es nur ein weiterer Hinweis ist.«
    »Wo ist denn da der Unterschied, wenn du ihn erst gefunden hast?«
    »Gute Frage.« Ich sah sie an. »Es müsste ein brauner Umschlag mit meinem Namen drauf sein.« Ich hoffte, sie würde wissen wollen, wie ich heiße, weil sie möglicherweise irgendwo einen passenden Umschlag gesehen hatte, aber sichergehen wollte, dass er für mich war, bevor sie mir das Versteck verriet. Sie sagte nichts.
    Durch mein unerwartetes Publikum zum Handeln getrieben, kletterte ich auf einen Vorsprung des Sockels und schob meine Hand in die einzige Falte des Gewands, die mir tief genug für einen Umschlag schien. Doch dann verlor ich den Halt und rutschte wieder nach unten.
    Wie ein neugieriger Hund legte sie den Kopf schief und meinte: »Vielleicht solltest du warten, bis nicht mehr so viele Menschen hier sind.«
    Im Park wimmelte es von Leuten, die die Sonne genossen oder Mittagspause machten, aber niemand schenkte mir Beachtung.
    »Er ist da drin«, entgegnete ich. »Ich habe ihn gefühlt.« Wieder kletterte ich auf den Sockel, achtete aber diesmal darauf, mit dem Fuß sicheren Halt zu finden, und knibbelte das Klebeband ab, mit dem der Umschlag an der rauen Metallunterseite der Statue befestigt war. Stolz sprang ich wieder hinunter und drehte mich kurz weg, um meine Beute ungestört zu begutachten. Blauer Kugelschreiber, große Druckbuchstaben, die Butterflys Handschrift zum Verwechseln ähnlich sahen. »Hier.« Ich hielt den Umschlag hoch. »Mein Name.«
    »Der klingt ja wie von Charles Dickens erfunden.«
    »Was? Überhaupt nicht«, protestierte ich und war mir plötzlich nicht mehr sicher, was ich von ihr halten sollte.
    Sie lächelte, als fände sie mich witzig. »Na ja, dann noch viel Glück beim Rest deiner Suche. Ich werde mal Ausschau nach einem Platz zum Mittagessen halten.«
    Ich war ziemlich frustriert, dass sich ihre Aufmerksamkeit nicht länger auf mich richtete.
    »Okay. Danke für deine Hilfe.«
    »War mir ein Vergnügen.«
    Sie ging an mir vorbei auf die schattigen Plätze unter den Bäumen zu und ich sah ihr nach, in der Hoffnung, dass sie sich noch einmal umdrehen oder mir zuwinken würde. Doch sie tat es nicht.
    »Bist du denn nicht neugierig, was in dem Umschlag ist?«, rief ich ihr hinterher.
    »Ein bisschen.« Sie blieb stehen und drehte sich lächelnd zu mir um.
    »Darf ich mich zu dir setzen, während du deine Mittagspause machst?«
    »Okay«, erwiderte sie auf eine Art, die Mir egal zu besagen schien, und zuckte mit den Schultern.
    Wir gingen zum nördlichen Ende des Parks und fanden einen freien Tisch im Schatten. Sie holte eine Plastikdose mit Salat aus ihrer Tasche und eine Metallgabel, die sie offenbar von zu Hause mitgebracht hatte.
    »Ich esse dann jetzt. Ich hoffe, das ist okay.«
    Ich sagte, es sei okay, doch mit einem Mal wurde mir bewusst, wie hungrig ich selbst war, und ich schielte neidisch auf ihr Essen.
    Ich schob den Finger unter die Lasche des Umschlags und riss ihn auf.
    »Wie lange hat der denn hier gelegen?«, wollte sie wissen.
    »Keine Ahnung. Mindestens sechs Monate. Vielleicht auch acht.«
    »Und jemand Totes hat ihn da versteckt?«
    »Damals war sie noch nicht tot.«
    »Sieht jedenfalls nicht aus wie etwas, das seit Monaten hier liegt.«
    Ich betrachtete den Umschlag und er wirkte tatsächlich nicht besonders alt oder verwittert, genauso wenig wie das Klebeband, mit dem er an der Statue befestigt gewesen war. Ich runzelte die Stirn.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    »Muss es nicht.« Ich schnüffelte an dem Umschlag. Er roch nach nichts außer einem Hauch von Briefumschlag, andererseits war er ja auch an einem ziemlich geschützten Ort versteckt gewesen.
    Ich zog ein Blatt Papier heraus. Es war die Kopie einer eingescannten, linierten Seite, die aus einem Notizbuch gerissen worden zu sein schien. Ich las die Worte, während meine neue Bekanntschaft sich ihrem Salat widmete. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, aber ich sah nicht zu ihr hinüber.
    Wenn du von hier aus fünf Blocks nach Osten und vierunddreißig nach Süden gehst, kommst du in eine kleine Straße. Ein von den imposantesten Monumenten der Welt verwöhnter Reisender wäre vielleicht enttäuscht angesichts der überwältigenden Wunder, die andere Städte zu bieten haben, doch für einen Mann, der diese Straße an einem Augustnachmittag erreicht, wenn die Schatten träge über das Pflaster kriechen und eine vor

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