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Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Titel: Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Constable
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wurde. Die Frau schenkte uns Wein nach, während ich abermals die erste Seite aufschlug und eine beliebige Zeile las:
    Schon seit ich ein kleines Kind war, bereitete Komori mich auf ihren Tod vor …
    Ich schlug es wieder zu, steckte es zurück in den Umschlag und stieß einen tiefen Seufzer aus.

14

    K OMORI
    Als wir gingen, summte der Türöffner und ein Mann kam uns auf der Treppe entgegen.
    Beatrice schwebte die Straße entlang und kicherte ununterbrochen über das, was gerade passiert war. »Mann, waren wir lustig!«
    Durch meinen Kopf rasten zu viele Gedanken, als dass ich sie in irgendeine Art von Ordnung hätte bringen können.
    Wir überquerten die 5th Avenue und gingen in ein Café auf der linken Straßenseite von St. Mark’s Place. Ich kannte diesen Laden. Hier hatte ich am Morgen gefrühstückt.
    Wir setzten uns an einen Tisch im vorderen Teil und sagten eine Weile lang nichts, so als fände eine Art wortlose Kommunikation zwischen uns statt, die ich nicht recht verstand. Es war schön. Eine Kellnerin kam an unseren Tisch (möglicherweise dieselbe, die mich schon heute früh bedient hatte) und lächelte, als erkannte sie mich, was ihr einen verwirrten Blick von Beatrice einbrachte.
    »Wir sollten weitertrinken, nachdem wir schon mal angefangen haben«, schlug sie vor. »Sonst werden wir nur müde.«
    Ich grinste. »Bon plan.«
    »Wein?«
    »Rot.«
    »Ich bringe gleich die Karte«, sagte die Kellnerin und kam kurz darauf mit der Speisekarte wieder.
    »Oh Mann«, meinte ich. »Ich muss was essen.«
    Wir bestellten eine Flasche Wein und ein Entrée für mich (nachdem Beatrice mich glücklicherweise darüber informiert hatte, dass dies in Amerika ein Hauptgericht war, sonst hätte ich es nämlich für eine Vorspeise gehalten und gleich zwei geordert). Beatrice entschied sich für ein paar Oliven »so zum Wegnaschen«.
    Als der Wein vor uns stand und die Kellnerin wieder gegangen war, sagte sie: »Ben«, und ich sah sie an. »So wirst du doch bestimmt genannt, oder?«
    »Ja, Ben, Benjamin, ist mir egal.«
    »Ich weiß etwas über deine Freundin Tomomi Ishikawa.«
    »Was denn?«
    »Ich sehe jeden Tag ihren Namen.«
    »Wo?«
    »Zu Hause in meiner Wohnung.«
    »Was? Wieso? Wo denn?«
    »Auf einem Briefumschlag, der an meine Adresse geschickt wurde. Es waren eigentlich noch mehr, aber der Rest war bloß Werbung, darum habe ich sie weggeworfen. Aber dieser eine sah aus, als könnte er wichtig sein, darum habe ich ihn behalten. Er lehnt in meiner Küche an der Pfeffermühle. Sie hat früher mal in meiner Wohnung gewohnt.«
    »Scheiße!«
    »Das ist noch nicht alles.«
    »Was?«
    Sie holte tief Luft, bevor sie weiterredete. »Sie ist meine Vermieterin.«
    »Verdammt!«
    »Das Apartment, in dem ich wohne, gehört ihr.«
    »Sie besitzt ein Apartment?«
    »Vielleicht nicht nur eins. Ich weiß es nicht.«
    »Also kennst du sie?«
    »Nein«, erwiderte Beatrice entschlossen. »Die Wohnung wird von jemand anderem verwaltet, sie gehört ihr nur.«
    »Das ist ja total schräg.«
    »Ja, oder?«
    »Total schräg. Das kann kein Zufall sein. Scheiße.«
    Sie blickte mich mit großen Augen an und verzog ratlos den Mund.
    »Wo ist die Wohnung?«
    »In New York.«
    »Äh ja, schon klar. Aber wo?«
    »Williamsburg.« Sie kratzte sich an der Nase.
    »Da war ich noch nie.«
    »Ist ganz nett da.«
    Ich dachte eine Weile über die Nettigkeit von Williamsburg nach. Mein Gehirn war überfordert.
    »Sollen wir eine rauchen gehen?«, fragte ich.
    Als wir draußen waren, holte sie ein Feuerzeug aus der Tasche und zündete erst mir eine Zigarette an, dann sich selbst.
    »Das ist alles viel zu merkwürdig, um wahr zu sein«, konstatierte ich. »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du mal in Paris gelebt hast?«
    »Wir haben uns ja gerade erst kennengelernt.«
    »Aber ich habe dir doch erzählt, dass ich in Frankreich lebe, und da sagst du nicht: Oh, das ist aber interessant, da habe ich auch mal gewohnt! – oder so was?«
    »Ich habe es einfach für nicht so wichtig gehalten. Für irrelevant. Und wenn’s recht ist, entscheide ich immer noch selbst, was ich fremden Leuten über mich erzähle und was nicht.«
    »Okay, du musst den Leuten ja auch nichts erzählen, was du nicht erzählen willst; ich wundere mich nur, das ist alles. Und dann hast du es auf einmal erwähnt, als wäre es total nebensächlich.«
    »Ist es ja auch, wenn auch ziemlich interessant, das muss ich zugeben, aber ich kenne eine ganze Menge Leute, die schon in Paris

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