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Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)

Titel: Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Constable
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etwas britischer rüberzukommen, aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich jemals so was wie Tally-ho oder famos sagen werde.«
    »Na ja, Hauptsache, du gibst dir ein bisschen Mühe, das ist ja auch schon mal was.«
    »Sag mal«, wechselte ich das Thema, »meinst du, du hast jemals Zeit für unseren Kaffee?«
    »Klar. An wann hattest du denn gedacht?«
    »Ich dachte, vielleicht heute, aber du kannst auch einen anderen Termin vorschlagen, ich richte mich ganz nach dir.«
    »Wie wär’s, wenn wir uns um sechs auf einen Aperitif treffen?«
    »Super. Und wo?«
    »Ich kenne einen Laden, der dir bestimmt gefallen wird. Im West Village gibt es ein französisches Café an der Kreuzung 4th und 11th Street (normalerweise wird das überwiegend von Frauen in Zweiergrüppchen frequentiert, die über Frauensachen reden). Die Nebenstraßen von Manhattan verlaufen eigentlich parallel zueinander und kreuzen sich nicht, darum ist der Ort so was Besonderes. Du solltest versuchen, das Café zu finden, ohne einen Stadtplan zu benutzen.«
    »Ich weiß noch nicht mal, wie ich zum West Village komme.«
    »Das findest du schon.«
    »Hoffen wir’s.«
    »Na ja, falls du dich verläufst, hast du ja meine Nummer.«
    Ich schlenderte über die Brooklyn Bridge und streifte durch Straßen, die mir eigenartig bekannt vorkamen. Ich bestellte in einer Bar Mineralwasser und brachte die Bedienung dazu, einen Schuss Limettensaft hineinzupressen. Dann saß ich da, schrieb in mein Notizbuch und beobachtete, wie draußen in der Nachmittagssonne die Welt an mir vorbeizog.
    Wer bist du eigentlich, Tomomi Ishikawa, und was hast du mit meiner Freundin gemacht? Wem soll ich denn sonst von alldem hier erzählen? Wer würde sonst darüber lachen? Wen sonst würde es überhaupt interessieren? Bitte sei nicht tot, Tomomi Ishikawa – komm wieder und lass uns zusammen rumhängen.
    Ich verstehe die Sachen nicht, die du mir zu lesen gibst. Wie viele Leute hast du eigentlich auf dem Gewissen? Oder sind das bloß erfundene Geschichten?
    Hier mal eine Frage (eine, die noch vor Warum? oder Wie viel davon ist wahr? kommt): Was wäre, wenn ich beschließen würde, nicht mehr zu lesen, was du mir schreibst?
    Seit der Mensch schreiben kann, hat er den Inhalt seines Kopfes dokumentiert, seinen Vorstellungen Namen gegeben, seine Träume verewigt, und dabei seine Erinnerungen verzerrt und neue erfunden. Jahrhunderte des Schreibens, Ozeane von Tinte. Ganze Wälder zu Brei gestampft, damit wir unsere Worte darauf festhalten können. Was ist, wenn niemand sie liest? Ich glaube, wir alle schreiben, damit jemand es liest, selbst wenn wir uns das Gegenteil einzureden versuchen. Aber ein Großteil dessen, was jemals geschrieben wurde, verfehlt diesen grundlegenden Zweck. Warum bist du nicht da, um meine Worte zu lesen, Tomomi Ishikawa? Halten wir bloß Selbstgespräche?
    Dann ging ich wieder zurück, diesmal über die Manhattan Bridge, und wanderte ziellos durch die Straßen, bis ich vor dem Fenster eines Internetcafés stand.
    Ich hatte eine neue Mail und keine Ahnung, was sie mir sagen sollte. Ich druckte sie aus und fragte beim Bezahlen den Mann hinter dem Tresen nach dem Weg ins West Village. Eine Stunde zu früh erreichte ich das französische Café. Ich bestellte ein Bier – schließlich war ich im Urlaub – und las wieder und wieder die E-Mail.
    Beatrice kam auf die Minute pünktlich und sah aus, als hätte ihr gerade jemand einen Witz erzählt. »Was liegt an?«
    »Mir geht es sehr gut, danke, und dir?«
    »Ganz famos, danke der Nachfrage.«
    »Möchtest du ein Bier?«
    »Ja.« Ich bestellte zwei und sie fragte: »Und, was stand in dem Notizbuch?«
    Ich war kurz verwirrt. »In welchem Notizbuch?« Ich dachte, sie meinte vielleicht mein eigenes.
    »Na, in dem aus dem Klavier.«
    »Ach so.« Eigentlich sollte das ja geheim bleiben. Aber Butterfly war tot und sie selbst hatte mir sogar vorgeschlagen, ein Buch über sie zu schreiben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie etwas dagegen gehabt hätte. Und irgendjemandem musste ich einfach davon erzählen. Ich setzte mich aufrecht hin, lehnte mich ein bisschen zu ihr und holte tief Luft. »Es war eine Geschichte darüber, wie sie jemanden umgebracht hat.«
    »Sie hat jemanden umgebracht?«
    »Steht zumindest in dem Buch.«
    »Wen denn?«
    »Ihr Kindermädchen.«
    »Und wie?«
    »Ist alles nicht so schlimm, wie es sich anhört.«
    »Kann man Leute auf eine Art umbringen, die nicht schlimm ist?«
    »Na ja, in dem Fall war es

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