einen Blick auf einen geheimen Ort.«
»Was für einen geheimen Ort?«
»Eine stillgelegte U-Bahn-Station – die frühere Station City Hall –, und wenn man in der Linie 6 nach der Endstation sitzen bleibt, fährt man da durch. Soll ziemlich schön sein.«
Aufregung erfüllte mich, als würde ich gleich etwas absolut Zauberhaftes erleben. Bilder von einer Art exotischen viktorianischen Grotte, vermischt mit irgendetwas aus Tausendundeiner Nacht , zogen mir durch den Kopf.
Die Linie 6 fuhr ein und wir warfen kurz einen Blick nach rechts und links, während die Leute ausstiegen, und als eine Lautsprecherstimme alle Fahrgäste aufforderte, den Zug zu verlassen, huschten wir hinein. Die Türen schlossen sich und wir fuhren los. Wir pressten unsere Gesichter ans Fenster und schirmten unsere Augen ab. Mit einem Mal tat sich eine Welt aus gekachelten Bögen und einer tonnengewölbten Decke vor uns auf, schwach erleuchtet von einem Hauch Tageslicht, der durch verzierte Deckenfenster fiel – ein unterirdischer Tempel entlang eines gekrümmten Bahnsteigs. Dann war es vorbei.
Die City Hall Station war nichts als eine Illusion, die nur existierte, solange wir hinsahen, um sich im nächsten Augenblick in Luft aufzulösen und in die Wüstenlandschaft zurückzukehren, in die sie gehörte.
»Das war toll« war alles, was ich herausbrachte.
Beatrice grinste mich an und wandte sich dann wieder dem Fenster zu, als gäbe es dort draußen noch mehr zu sehen.
»Noch mal! Noch mal!«, rief ich.
Wir erreichten die Brooklyn Bridge Station, und als sich die Türen öffneten, um die neuen Fahrgäste einzulassen, stiegen wir aus.
Beatrice starrte ins Leere und ich sah sie fragend an. »Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?«
»Klar, mir geht’s gut«, erwiderte sie gezwungen fröhlich. »Was möchtest du jetzt essen?«
»Ist mir total egal. Du bist die Essensexpertin von uns beiden – nimm mich einfach irgendwo mit hin.«
»Dann lass uns zurück zum Astor Place fahren«, schlug sie vor. »Da haben wir eine ziemlich große Auswahl.«
»Okay.«
Sie warf einen Blick über die Schulter, griff mich beim Arm, und kurz bevor sich die Türen schlossen, stiegen wir zurück in den Zug, mit dem wir gerade angekommen waren.
Als wir die U-Bahn-Station verließen, liefen wir an einem Internetcafé vorbei und ich fragte, ob es in Ordnung sei, wenn ich kurz meine E-Mails checkte. Beatrice setzte sich an den Computer neben mir und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen.
An: Benjamin Constable
Von:
[email protected] Betreff: Noch eine weitergeleitete Nachricht
Gesendet: 22. 08. 2007 17 : 30 (GMT-6)
Im Folgenden finden Sie eine Nachricht von Tomomi Ishikawa für Sie, aus mehreren ausgewählt, passend zu Ihrer derzeitigen Situation, die sie offenbar vorausgesehen hat. Sie wurde im Februar 2007 in Paris verfasst.
Freundliche Grüße.
Hey, Ben Constable,
nur eine kurze Nachricht mit Instruktionen für den nächsten Teil deines Abenteuers. Der Hinweis ist nicht sonderlich originell, aber bitte schön: Es geht um meine Highschool-Zeit (9. bis 12. Klasse, um genau zu sein) und der gesuchte Ort ist unmittelbar mit dem Schatz verknüpft. Ein weiteres Geständnis erwartet dich, das möglichst bald dort entfernt werden sollte, bevor jemand anderes darauf stößt und es einen Skandal gibt – du würdest also einen Beitrag dazu leisten, meinen guten Ruf zu wahren (nicht dass ich einen verdient hätte, aber dürfte ich dich um der alten Zeiten willen trotzdem darum bitten?).
Ich habe den Schatz eingepflanzt wie einen Strauch, rechts vom Eingang meiner alten Schule – du wirst vielleicht überrascht sein, festzustellen, dass ich auf einer streng katholischen Mädchenschule in West Midtown war (vielleicht musst du ein bisschen recherchieren). Ich schlage vor, dass du dich nach Einbruch der Dunkelheit dorthin begibst und etwas zum Graben mitnimmst, wie zum Beispiel einen Löffel.
B. X O
»Und wo kann ich jetzt die IP-Adresse sehen?«, fragte ich.
Beatrice übernahm die Maus und ich sah zu. Sie arbeitete schnell und präzise. Ein Menü erschien, in dem sie auf Quelle anzeigen klickte, und ein neues Fenster öffnete sich. Sie fuhr mit dem Finger über den Bildschirm, während sie die Seite voller kodierter Informationen überflog.
»Da ist sie«, sie zeigte auf eine Zeile, die Received from: 67.101.158.209 lautete.
Sie kopierte die Zahlenfolge, öffnete ein neues Fenster und gab IP-Adresse nachverfolgen bei Google