Die drei Leben der Tomomi Ishikawa (German Edition)
nur um einen Teil des Geldes, Butterfly. Es geht um alles.«
»Gehen Sie oder ich rufe die Polizei.«
»Beruhigen Sie sich. Wir können das alles doch unter uns regeln. Tief durchatmen. Ganz ruhig. Gut so. Sie wissen, dass Sie nicht die Polizei rufen können. Vergessen Sie nicht, dass ich den Totenschein unterschrieben habe.«
»Aber Sie haben doch gesagt …«
»Sie haben sie ermordet, Butterfly.«
»Sie Schwein. Sie haben selbst gesagt, dass es jemand anderes machen musste. Jemand von außerhalb der Klinik.«
»Stimmt.«
»Sie waren mein Komplize. Sie haben mir gesagt, was ich ihr geben soll. Sie haben mir gesagt, wie ich es machen soll.« Ich stand kurz vor der Panik.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich habe den Verdacht, dass Sie ihr eine tödliche Zusammenstellung von Medikamenten verabreicht haben, die man in jeder Apotheke kaufen kann. Kein Arzt, nicht mal einer, der an die moralische Vertretbarkeit der aktiven Sterbehilfe glaubt – was auf mich nicht zutrifft –, würde seinem Patienten einen derart grausamen, qualvollen Tod bereiten.«
»Er war nicht qualvoll.« Tränen rannen mir über das Gesicht.
»Sie haben lediglich ihre Fähigkeit, Schmerzen auszudrücken, außer Gefecht gesetzt. Das heißt nicht, dass sie keine gespürt hat.«
»Das ist eine Lüge. Es waren Schmerzmittel dabei, verdammt noch mal!«
Er breitete die Arme aus, und obwohl sich alles in mir dagegen sträubte, sank ich schluchzend an seine Brust. »Schon gut«, tröstete er mich. »Alles wird gut.« Sanft strich er mir über Kopf und Rücken.
Da kam mir eine Idee.
Ich ließ meine Hände unter seine Jacke gleiten, bis meine Finger beinahe unmerklich über den unteren Teil seines Rückens strichen. Ich spürte, wie sich der Druck seiner Hände verstärkte. Ich roch seine Pheromone. Ich löste mich von ihm, wischte mir über die Augen und setzte mich wieder aufrecht hin.
»Ich habe mich in Ihnen getäuscht«, schniefte ich. »Glauben Sie ja nicht, dass ich das hier aus freien Stücken tue. Glauben Sie keine Sekunde, dass Sie mich überlistet haben oder dass ich so dumm bin, Ihnen Ihre Lügen abzukaufen. Wenn ich Ihren Forderungen nachkomme, dann einzig und allein aus dem Grund, dass Sie belastende Informationen gegen mich in der Hand haben.«
»Ich bin froh, dass wir uns verstehen.«
»Ich habe allerdings nicht vor, Ihnen meinen gesamten Besitz zu überschreiben. Ich möchte Ihnen einen Handel vorschlagen. Ich werde Ihnen ein Angebot machen, bei dem Sie sich nicht mehr veranlasst fühlen werden, diese Sache hier weiterzuverfolgen. Aber ich will auch etwas für mich selbst.«
»In dieser Angelegenheit gibt es nun wirklich nichts zu verhandeln, Butterfly.«
»Da mögen Sie recht haben, aber ich bin ein cleveres Mädchen. Diese Wohnung hier ist meinem Vater mehr wert als ihr Preis auf dem Immobilienmarkt. Sehr viel mehr. Vielleicht kann ich ihn dazu überreden, sie mir abzukaufen, und dann – obwohl ich Sie den Rest meines Lebens dafür hassen werde und eines Tages einen Weg finden werde, Sie zugrunde zu richten – bekommen Sie Ihre Spende und ich kann einen kleinen Teil des Geldes behalten, damit ich zumindest keine Not leiden muss.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Vater vermögend genug ist, um diese Wohnung ein zweites Mal zu kaufen, Butterfly. Schließlich hat er sie schon einmal bezahlt.«
»Ich auch nicht. Warten Sie ab, bis ich mit ihm gesprochen habe. Dann treffen wir uns morgen irgendwo zum Abendessen und besprechen den Rest. Das schwöre ich bei Komoris Grab.«
»Wir beide? Zum Abendessen?«
»Machen Sie sich keine falschen Hoffnungen. Ich will bloß verhindern, dass Sie je wieder einen Fuß in diese Wohnung setzen.«
Das Problem dabei ist, wenn man mit Informationen erpresst wird, dass es bis in alle Ewigkeit so weitergehen kann. Dr. Bastide war clever und hätte mein Leben lang immer wieder neue Wege gefunden, mir Geld aus der Tasche zu ziehen. Das hier wäre nicht die letzte Spende gewesen, dessen war ich mir sicher.
Am nächsten Tag warf ich mich ordentlich in Schale und nahm mir viel Zeit für mein Make-up. »Sie hatten recht mit meinem Vater«, erklärte ich ihm. »Er müsste sein eigenes Haus verkaufen und wahrscheinlich noch einiges mehr. Die Wohnung ist ihm eine Menge wert, aber eine solche Summe kann er einfach nicht aufbringen.«
»Okay«, erwiderte Bastide. »Dann müssen Sie mir die Wohnung direkt überschreiben. Ich kümmere mich darum.«
»Hören Sie, Dr. Bastide, wir stecken
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