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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Musketierjacke zu bitten; aber nach allem, was ich in den letzten zwei Stunden hier gesehen habe, merke ich wohl, daß eine solche Gunst etwas Großes wäre, und es bangt mir, ihrer nicht würdig zu sein.«
    »Eine Gunst ist's freilich, junger Mann«, erwiderte Herr von Tréville, »aber so hoch, wie Sie meinen, oder sich wenigstens das Aussehen danach geben, kann sie doch wohl nicht über
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    Ihnen stehen. Indessen hat ein Dekret Seiner Majestät solchen Fall vorgesehen, und zu meinem Bedauern muß ich Ihnen
    eröffnen, daß niemand Musketier wird, der sich nicht zuvor in einem Feldzug, durch gewisse Bravourstücke oder durch
    zweijährigen Dienst in einem andern, minder bevorzugten Regiment die Sporen verdient hat.« – D'Artagnan verneigte sich, ohne ein Wort zu erwidern. Seit er innewurde, daß die Erfüllung seines Wunsches so große Schwierigkeiten machte, wurde er um so erpichter darauf. – »Aber«, fuhr Tréville fort, auf seinen Landsmann einen so durchdringenden Blick heftend, daß man hätte meinen können, er wolle ihm im innersten Herzen lesen,
    »aber, um Ihres Vaters willen, der mir, wie gesagt, immer ein lieber Freund gewesen ist, will ich etwas für Sie tun, mein junger Freund. Unsere Bearner Jungen sind in der Regel nicht mit irdischem Gut gesegnet, und daß es dort seit meiner Zeit viel anders geworden sei, kann ich mir kaum denken. Was Sie an Schätzen mit nach Paris gebracht haben, wird wohl kaum weit reichen.« – D'Artagnan richtete sich mit einer stolzen Miene, die ausdrücken wollte, daß er niemand um ein Almosen anginge, in die Höhe. – »Schon gut, schon gut, junger Herr«, fuhr Tréville fort, »solches Wesen kenne ich. Bin ja selbst mit vier Talern in der Tasche nach Paris gekommen und hätte jeden auf Pistolen und Degen gefordert, der mir gesagt hätte, ich sei nicht in der Lage, den Louvre zu kaufen.« – D'Artagnan richtete sich noch kerzengrader auf, hatte er doch seinen Klepper verkauft und sich dadurch in den Stand gesetzt, seine Laufbahn mit etlichen Talern mehr als Herr von Tréville zu beginnen! – »Sie müssen mithin Ihr bißchen Habe scharf zusammenhalten, wie gesagt, mag's auch noch so viel sein; aber dabei dürfen Sie nicht versäumen, sich in den für einen Edelmann geziemenden
    Exerzitien zu vervollkommnen. Ich werde noch heute an den Direktor der Königlichen Kriegsakademie schreiben, so daß Sie von morgen ab dort unentgeltliche Aufnahme finden. Schlagen Sie das kleine Entgegenkommen nicht aus! Söhne aus unsern
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    besten und reichsten Familien bewerben sich zuweilen umsonst um diese Vergünstigung. Sie werden dort Reit-, Fecht-, Tanzunterricht bekommen, werden vorteilhafte Bekanntschaften schließen und dann und wann bei mir vorsprechen, um mich auf dem laufenden zu halten über Ihre Fortschritte, auch darüber, ob ich weiteres für Sie zu tun vermag.«
    Obwohl d'Artagnan von den Manieren, wie sie bei Hofe
    herrschten, noch keinerlei Kenntnis hatte, merkte er doch recht gut die Kälte des ihm bereiteten Empfanges heraus... »Ach, ich merke, gnädiger Herr«, sagte er, »wie sehr mir heute der Empfehlungsbrief fehlt, den mir mein Vater für Sie mitgegeben hatte.« – »Ich muß allerdings sagen«, versetzte Herr von Tréville, »daß es mich wundert, wie Sie eine so weite Reise ohne solch notwendiges Viatikum, das einzige, was uns Bearner Kindern im Grunde bleibt, haben wagen können.« – »Ich hatte es mit«, rief d'Artagnan, »und es war sicher so abgefaßt und ausgestellt, daß sich kein Tadel daran gefunden hätte, aber es ist mir auf ge meine Weise gestohlen worden.« – Er erzählte nun, was ihm in Meung passiert war, schilderte den unbekannten Edelmann aufs genaueste und mit einem Feuer, einer Wahrheit, die Herrn von Tréville begeisterten.
    »Sonderbar!« rief dieser, überlegend, »Sie hatten also laut von mir gesprochen?« – »Allerdings, Herr, beging ich diese Unklugheit; aber ich bitte Sie! mußte ich denn nicht meinen, daß ein so angesehener Name, wie der Ihre, mir unterwegs als Schild dienen könnte?«
    Schmeichelei war damals Mode, und Herr von Tréville liebte Weihrauch so gut wie der König und der Kardinal. Er konnte sich also eines Lächelns nicht erwehren, das von seiner Befriedigung deutlich Zeugnis ablegte, kam aber gleich wieder auf das Meunger Abenteuer zurück... »Der Edelmann hatte an der Backe eine leichte Narbe, wie?« fragte er. – »Ja, als wenn ihn eine Kugel gestreift hätte.« – »Er sah aber recht hübsch

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