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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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allein befanden. »Vier Musketiere lassen einen armen Teufel, der sich an sie um Beistand wendet, aus ihrer Mitte heraus verhaften? Pfui! Und ein Edelmann trinkt Schmollis mit einem Gardistenknecht? Pfui!« – »Athos hat dir schon gesagt, Porthos, daß du ein Tropf bist, und ich sage das gleiche! D'Artagnan, du bist ein patenter Mensch, und stehst du erst mal auf Herrn von Trévilles Posten, dann sorge um eine Abtei für mich!« – »Da werde der Teufel klug!« rief Porthos.
    »Ihr pflichtet dem Gascogner bei?« – »Ich gratuliere ihm zu
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    seinem Einfall!« rief Athos.
    »Und nun, meine Herren«, rief d'Artagnan, nicht weiter bemüht, Porthos gescheit zu machen, »unser Wahlspruch gilt: Alle für einen, einer für alle!« – »Aber«, hob Porthos an. –
    »Hebe die Hand auf und schwöre!« riefen ihm Athos und
    Aramis zu, wie aus einem Mund. – Besiegt durch das Beispiel, und doch leise fluchend, hob Porthos die Hand auf, und die vier Freunde gelobten mit lauter, fester Stimme: »Alle für einen, einer für alle!«
    »Recht so«, rief d'Artagnan, »und nun ruhig nach Hause und die Ohren steif gehalten! Von jetzt ab heißt's: Auf zum Kampf wider den Kardinal!«

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    Eine Mausefalle im siebzehnten
    Jahrhundert
    Die Mausefalle ist keine Erfindung unserer Tage. Als die menschliche Gesellschaft es so herrlich weit gebracht, daß sie die Einrichtung der Polizei erfunden hatte, erfand die Polizei die Mausefallen. Steht in einem Hause eine Person unter dem Verdacht irgendeines Verbrechens, so hält man seine Festnahme geheim, legt vier bis fünf Mann im ersten Zimmer in Hinterhalt, öffnet jedem, der klopft, die Tür, schließt sie hinter ihm und nimmt ihn fest; auf diese Weise hat man binnen wenigen Tagen so ziemlich alle, die im Hause verkehren, in der Gewalt.
    Eine solche Mausefalle wurde auch im Hause des Herrn
    Bonacieux aufgestellt. Wer von jetzt ab sich dort sehen ließ, wurde von den Gardisten festgenommen und verhört. Indessen betraf dieses Schicksal nicht Personen, die zu d'Artagnan kamen, weil zu dessen Wohnung ein besonderer Aufgang führte.
    Übrigens kam auch außer den drei Musketieren niemand zu ihm; sie lagen, jeder für sich, auf Lauer, aber keiner von ihnen hatte irgend etwas ausfindig gemacht oder gehört. Athos war so weit gegangen, sich bei Herrn von Tréville zu erkundigen, was diesen nicht wenig verwunderte, denn der brave Musketier war sonst die Schweigsamkeit in Person. Aber Tréville wußte nichts weiter, als daß der Kardinal, als er ihn zuletzt beim König und der Königin sah, ein sehr bekümmertes, der König ein unruhiges Gesicht gezeigt, der Königin aber an den Augen anzusehen gewesen sei, daß sie geweint oder eine schlaflose Nacht gehabt hatte. Der letztere Umstand habe ihn aber wenig bekümmert, denn die Königin habe seit ihrer Verheiratung wohl nur selten anders ausgesehen.
    D'Artagnan setzte keinen Fuß mehr aus dem Hause und hatte seine Stube zu einem richtigen Observatorium gemacht. Vom Fenster aus konnte er jeden sehen, der in die Falle ging, und, da
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    er die Fußbodendielen aufgehoben hatte und von dem
    darunterliegenden Raum, worin die Festgenommenen das erste Verhör bestehen mußten, nur durch eine dünne Decke getrennt war, auch alles hören, was dort verhandelt wurde. Die Fragen lauteten durchweg: Ob Bonacieux oder seine Frau sich nach etwas erkundigt oder etwas für sich bestellt oder im Vertrauen etwas mitgeteilt hätten.
    Wüßten sie etwas, sagte sich d'Artagnan, so würden sie so nicht fragen. Aber was wollten sie eigentlich herauskriegen? Ob der Herzog von Buckingham sich in Paris aufhalte, und ob er mit der Königin ein Stelldichein gehabt habe oder nicht?
    D'Artagnan hielt an diesem Gedanken fest, der übrigens nach allem, was ihm zu Ohren gekommen war, auch einige
    Wahrscheinlichkeit für sich hatte. Unterdes blieb die Mausefalle in Tätigkeit, und d'Artagnan auf seinem Lauscherposten. Am zweiten Tag nach der Verhaftung des armen Bonacieux, in der neunten Stunde, als Planchet eben beim Bettmachen war, klopfte es heftig an die Haustür. Sie wurde geöffnet und wieder geschlossen: es war also jemand in die Falle gegangen.
    D'Artagnan stürzte zu der Stelle, wo er die Dielen aufgehoben hatte, legte sich auf den Bauch und lauschte. Alsbald erschallte lautes Geschrei, dann tiefe Seufzer, die man zu ersticken suchte, aber von einem Verhör war keine Rede.
    »Teufel!« sprach d'Artagnan bei sich, »es scheint eine Frau zu sein! Sie wird untersucht

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