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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Edelmann an meiner Statt getan hätte; Sie brauchen mir also nicht zu danken.« – »O doch, Herr, doch, und Sie sollen sehen, daß Sie keine undankbare Person vor sich haben. Aber was wollten die Menschen bloß von mir? Ich habe im ersten
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    Augenblick gedacht, es seien Diebe bei uns eingebrochen. Wo ist denn Bonacieux?« – »Meine Dame, die Leute waren
    schlimmer als Diebe, es waren Häscher des Kardinals! Und was Ihren Mann betrifft, Herrn Bonacieux, nun, so ist er darum nicht hier, weil man ihn gestern in die Bastille gebracht hat.« – »Mein Gott! Warum denn? – Was hat er verbrochen, der arme Mensch, der doch die Harmlosigkeit in Person ist?« – Ein schwaches Lächeln huschte über das Gesicht der kleinen Frau. – »Was er verbrochen hat?« wiederholte d'Artagnan, »ich glaube, sein einziges Verbrechen ist, daß er das Pech hat, Ihr Mann zu sein.«
    – »Oh, Herr, Sie wissen also...« – »Daß Sie entführt worden sind, Madame? Ja, das weiß ich.« – »Und wissen Sie auch von wem? Oh, bitte, sagen Sie es mir!« – »Von einem Menschen etwa Mitte der Vierzig, mit schwarzem Haar, kastanienbraunem Teint und einer Narbe an der linken Schläfe.« – »Richtig, richtig! Aber sein Name?« – »Den kenne ich nicht.« – »Und mein Mann? Hat er darum gewußt?« – »Der Entführer hat es ihm selber gesagt.« – »Kann er sich den Zusammenhang erklären?« – »Er vermutet einen politischen Grund.« – »Er kann recht haben. Mich hat er in keinem Verdacht dabei gehabt?« –
    »Ach, liebe Frau! Im Gegenteil, er war des Lobes voll ob Ihrer Klugheit und Schönheit.«
    Wieder huschte ein Lächeln um die rosigen Lippen der
    kleinen Frau.
    »Aber wie ist Ihnen die Flucht geglückt?« fragte d'Artagnan.
    – »Es traf sich, daß ich einen Augenblick allein war, und da ich merkte, wie es sich um meine Entführung verhielt, ließ ich mich an einem Bettuch vom Fenster herab und lief hierher, weil ich dachte, meinen Mann anzutreffen.« – »Er sollte Sie schützen?«
    – »Ach nein, das war nicht meine Hoffnung; ich weiß ja, daß er es nicht könnte! Aber er hätte uns in anderer Weise nützen können, und darüber wollte ich mit ihm sprechen.« – »Und was ist das?« – »Oh, nicht mein Geheimnis! Ich kann nicht darüber sprechen.« – »Sie haben recht! Ich bin bloß ein einfacher Soldat,
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    und der Ort ist wohl auch nicht geeignet zu vertraulichen Mitteilungen. Zudem läßt sich annehmen, daß die Kerle, die ich eben aus Ihrer Wohnung gejagt habe, bewaffnet und mit
    Verstärkung bald wieder da sein werden. Treffen sie uns dann noch, so sind wir verloren. Ich habe wohl nach drei Kameraden geschickt, weiß aber nicht, ob mein Page sie zu Hause trifft.« –
    Die Frau schob den Arm unter den d'Artagnans und zog ihn mit sich fort... »Aber wohin sollen wir fliehen?« rief d'Artagnan. –
    »Nur erst aus diesem Hause! Das Weitere wird sich dann finden«, erwiderte die Frau.
    Ohne die Haustür zu schließen, rannten sie die Rue des Fossoyeurs entlang und hielten erst inne, als sie den Platz Saint-Sulpice erreicht hatten. – »Und wohin nun?« fragte d'Artagnan.
    – »Was soll ich raten?« erwiderte Frau Bonacieux, »ich wollte Herrn de la Porte aufsuchen, weil ich von ihm zu erfahren hoffe, was in den letzten drei Tagen im Louvre vorgegangen ist, und ob ich mich dort wieder zeigen darf.« – »Den Gang könnte doch ich machen?« fragte d'Artagnan. – »Aber man kennt Sie ja dort nicht und wird Sie nicht einlassen.« – »Es ist doch ein Portier da? Wüßte ich die Parole...« – Die Frau fixierte den Jüngling scharf. – »Wenn ich sie Ihnen sagte«, fragte sie, »würden Sie das Losungswort vergessen, sobald Sie sich dessen bedient haben?« – »So wahr ich ein Edelmann bin!« – »Gut, ich traue Ihnen; aber wo soll ich in der Zeit bleiben?« – »Sie wissen niemand, wo Herr de la Porte Sie treffen könnte?« – »Ich mag mich niemandem offenbaren.« – »Halt! Wir sind gerade an der Tür von Athos... So wird es gehen«, rief d'Artagnan. – »Wer ist Athos?« fragte Frau Bonacieux. – »Ein Freund von mir.« –
    »Aber ich kann doch zu keinem Herrn gehen, den ich nicht kenne?« – »Er ist jetzt nicht zu Hause, und wenn ich Sie in sein Zimmer geführt habe, schließe ich ab und nehme den Schlüssel mit.« – »Aber mein Ruf?« – »Man kennt Sie hier doch nicht, und in einer Lage, wie der unsrigen darf man es mit gewissen Dingen nicht allzu genau nehmen.« – »Gut! So gehen

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