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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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hieß ihn folgen.
    Als sie im Zimmer allein waren, fragte der König: »Was haben Sie mir zu sagen, Leutnant?« – »Majestät,« antwortete jener, »ich muß Sie um eine Gefälligkeit bitten. Mit einem Worte, Sire, gewähren Sie mir huldvollst den Abschied.« – »Wie? Sie wollen Ihren Dienst quittieren?« rief der König erstaunt. – »Ich werde alt, Sire. Seit 35 Jahren trage ich den Panzer, und meine Schultern werden lahm. Ich muß jüngeren Leuten Platz machen. Wer weiß, ob ich nicht in sechs Wochen vor Podagra dienstunfähig bin.« – »Leutnant,« versetzte der König, »Sie sind ja rüstiger und kräftiger als ich. Bisher haben Sie Ihren Posten trefflich versehen und keine Spur von Ermüdung gezeigt. Sie geben nur nicht den wahren Grund an. Weshalb verhehlen Sie ihn mir? Wie soll ich dem besten Soldaten Frankreichs glauben, daß er der Ruhe bedürfe?«
    »Sire!« rief der Leutnant in bitterm Tone, »Sie beschämen mich! Sie rechnen mein geringes Verdienst zu hoch an! Inwiefern bin ich denn ein unentbehrlicher, unersetzlicher Mensch? Majestät übertreiben.« – »So sprechen Sie doch aufrichtig, Mann!« entgegnete derKönig. »Behagt Ihnen der Dienst bei mir nicht mehr? Nur keine Umschweife! das mag ich nicht.« – Der Offizier sah auf und blickte dem König ruhig ins Auge. – »Eine offene Frage erfordert eine offene Antwort,« sprach er. »Ja, Sire, ich will den Dienst meines Königs verlassen, weil ich unzufrieden bin. Wie ich schon sagte, diene ich bereits 35 Jahre meinem Vaterlande und habe für Ihr Haus, Majestät schon manches gute Schwert schartig gemacht. Ihr Vater erkannte meine Fähigkeiten, meinen Mut, meine kriegerischen Eigenschaften, aber Richelieu witterte einen Feind in mir und ließ mich nicht aufkommen. Fünf Jahre lang war ich jeden Tag ein Held – und das ist keine Kleinigkeit. Ich lobe mich nicht selbst, ich führe nur unumstößliche Tatsachen an und berufe mich dabei auf das Urteil von Männern wie Richelieu selbst, der, obwohl mir nie gewogen, dennoch meine Tüchtigkeit anerkannte, Buckingham, Beaufort und Kardinal Retz. Ja selbst König Ludwig XIII. wußte mich zu schätzen, und die Königin hatte eines Tages die Güte, zu mir zu sagen: Ich danke Ihnen. In den Tagen der Fronde war ich der Günstling Mazarins, und man schickte mich nach England zu Cromwell. Das war auch kein sehr erfreulicher Auftrag, aber ich tat mein Bestes und wurde daraufhin zum Kapitän ernannt.«
    »Darin irren Sie wohl,« unterbrach ihn der König.
    »Nein, Majestät, ich irre nie,« fuhr der Offizier fort, »Mazarin selbst hat mir das Patent ausgestellt, aber Sie wissen ja auch schon, Mazarin gibt selten, und wenn er mal gegeben hat, nimmt er oftmals das Gegebene wieder zurück. So geschah es auch mir, er hat mir das Patent wieder abgenommen. Man hatte mir einmal versprochen, mich an Herrn Trévilles Stelle zu setzen, undwenn ich dessen vielleicht auch nicht würdig war, was man versprochen hatte, mußte man auch halten.« – »Ich bin ein Freund der Gerechtigkeit,« antwortete Ludwig, »Ihre Reklamation gefällt mir. Ich werde mich erkundigen, und man wird Ihnen Rechenschaft geben.« – »Majestät mißverstehen mich,« antwortete der Recke, »jetzt will ich nicht mehr reklamieren.« – »Das ist übertriebene Empfindlichkeit, Mann!« rief der König. »Ich werde mich Ihrer Sache annehmen, und später –«
    »O, Majestät!« versetzte der Graukopf bitter, »von diesem Worte »später« lebe ich nun schon 30 Jahre lang, und manche hohe Person hat mich bereits damit vertröstet. Später! Mit diesem Troste bin ich alt und grau geworden, ohne je einen Beschützer zu finden – und doch habe ich so viele Menschen beschützt. Nein, Majestät, ich sehne mich nach Ruhe. Die wird man mir doch gewähren können.« – »Diese Sprache hätte ich von Ihnen nicht erwartet,« unterbrach ihn der König. »Wenn ich sage: »später«, so heißt das soviel wie: »Ganz gewiß.« – »Majestät haben mir selbst befohlen, ohne Umschweife zu sprechen,« versetzte der Haudegen. »Ich bin kein Freund vom vielen Reden, aber wenn ich mal rede, dann sage ich auch alles, was ich auf dem Herzen habe. Majestät, die Zeit, in der ich lebe, gefällt mir nicht. Die Jugend ist zaghaft und arm, während sie reich und mächtig sein sollte. Gestern abend ließ ich den König von England hier ein, dessen Vater ich beinahe das Leben gerettet hätte, wenn nicht Cromwell mir in den Weg getreten wäre. Ich ließ ihn zu seinem

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