Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Verzweiflung, »aber ich weiß, woran ich bin – für mich ist keine Rettung mehr. Ich reite nach Holland, wo man mir ein kleines Schloß als Exil überlassen will. Möge nur der Tod nicht lange auf sich warten lassen!« – »Wollen Eure Majestät mir noch ein paar Minuten vergönnen und mit mir kommen?« fragte Athos, indem er dem Hause zuschritt. Karl II. folgte ihm.
In seinem Zimmer angelangt, bot der Graf dem König einen Sessel an. »Majestät,« sagte er, »Sie äußerten eben, daß Sie mit einer Million Frank Ihr Reich wiedererobern könnten. Hören Sie mich an! Die Geschichte vom Tode Ihres Vaters muß seinem Sohne allerdings sehr schmerzlich sein, dennoch muß ich jetzt darauf zurückkommen, weil gewisse Umstände, so getreu Ihr Diener Ihnen auch alles erzählt haben mag, außer Gott im Himmel nur mir allein bekannt sind.« – »Sprechen Sie, Herr Graf.« – »Als Ihr Vater das Blutgerüst betrat, war alles zur Flucht vorbereitet, und ich selbst befand mich unter den verhängnisvollen Brettern des Schafotts. ›Geh' auf einen Augenblick fort,‹sprach der erlauchte Märtyrer zu dem maskierten Henker, ›und komm wieder, wenn ich dir das Zeichen gebe. Ich will erst ungestört beten.‹«
»Eine Frage, Herr Graf!« unterbrach Karl II. ihn, »wie hieß der Elende, der den Henkerdienst verrichtete?«
Athos wechselte die Farbe. »Ich darf seinen Namen nicht nennen,« antwortete er. – »Aber was ist aus ihm geworden? Man weiß in England nichts von seinem Verbleib.« – »Er ist in einer schrecklichen Nacht eines furchtbaren Todes gestorben. Von einem Dolchstoß durchbohrt, rollte er in die Tiefe des Ozeans. Gott möge dem verzeihen, der ihn tötete! Doch weiter. Karl I. sprach ferner noch zu seinem Henker: ›Höre wohl, du führst den Beilhieb erst, wenn ich die Arme öffne und rufe: Remember!« – »Ich weiß,« nickte der Verstoßene vor sich hin, »dies war das letzte Wort meines unglücklichen Vaters. Doch in welchem Sinne sprach er es, in welcher Absicht?« – »Es war an den unter dem Schafott verborgenen Franzosen gerichtet.« – »Also an Sie, Herr Graf?« – »An mich. Und die Worte des Königs, der nun niederkniete und zu mir sprach, klingen mir noch heute in den Ohren. ›Graf de la Fère,‹ sagte er, ›sind Sie da? Sie haben mich nicht retten können, es sollte nicht sein. Vernehmen Sie meine letzten Worte: Ich habe den Thron meiner Väter verloren, aber ich besitze noch eine Million in Gold, die im Keller des Schlosses zu Newcastle vergraben ist.‹«
»O, Herr Graf!« rief Karl II. und nahm die Hände von dem in Tränen gebadeten Gesicht, »eine Million, sagen Sie!« – »›Um dieses Geld wissen nur Sie,‹ fuhr der König fort, ›verwenden Sie es zum Besten meinesältesten Sohnes, wenn Sie die Stunde gekommen glauben. Und nun leben Sie wohl!‹ Darauf klang von seinen Lippen das letzte Wort: › Remember!‹ Und Sie sehen, Majestät, ich habe daran gedacht.« – Der König konnte seine Gefühle nicht mehr niederdrücken; er schluchzte laut auf, und auch Athos fühlte sich von den wiedererweckten Erinnerungen überwältigt. – »Sire,« fuhr er dann fort, »mir scheint, die Stunde, dieses letzte Hilfsmittel zu benützen, ist nun gekommen. Ich wollte mich schon aufmachen und Sie suchen. Nun schickt Gott Sie mir zu.«
»Eine Million im Schloß Newcastle,« murmelte Karl II. »Aber Schloß Newcastle ist zur Zeit von General Monk besetzt. Der Ort, wo Hilfe für mich verborgen liegt, ist in der Hand meines Feindes.« – »General Monk kann den Schatz nicht entdeckt haben,« versetzte Athos. – »Das mag sein, aber soll ich mich in Monks Hände liefern? Ach, so oft ich mich wieder aufrichte, gleich wirft mich das Schicksal wieder zu Boden.« – »Majestät, was Ihnen und Ihrem Diener nicht gelingen kann, vielleicht gelingt es mir. Ich will für Sie nach Newcastle reisen.« – »Sie, Herr Graf, der Sie hier so glücklich leben?« – »Ich bin nie glücklich, solange ich noch eine Pflicht zu erfüllen habe. Und über den verborgenen Schatz zu wachen, hat mir Ihr Vater als heilige Pflicht übertragen. Es bedarf nur eines Winkes von Eurer Majestät, und ich gehe.«
Alle Etikette vergessend, fiel der König dem Grafen um den Hals. »Sie beweisen mir,« rief er, »daß es einen Gott im Himmel gibt, der die Unglücklichen nicht vergißt.« – Athos trat ans Fenster und rief hinaus: »Grimaud, die Pferde!« – »Sie wollen –?« fragteKarl II. »Aber, Herr Graf, ich bin nicht
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