Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
rief Ludwig XIV. ungehalten, »Sie haben Belle-Ile befestigen lassen?« – »Jawohl, und lege hier Eurer Majestät die Rechnungen vor,« antwortete Fouquet. »Es sind 1 600 000 Frank dafür ausgegeben worden.«– »Wozu das?« fragte Ludwig kalt. – »Das liegt auf der Hand. Majestät standen auf gespanntem Fuß mit England.« – »Aber seit Karls Thronbesteigung besteht ein Bündnis mit England.« – »Erst seit Monatsfrist,« versetzte Fouquet. »Die Befestigungsarbeiten sind aber schon vor einem halben Jahre begonnen worden.« – »Sind aber nun unnütz,« warf der König ein. – »Festungen sind nie unnütz, Majestät,« erwiderte der Minister. »Brauchen wir Belle-Ile nicht gegen die Engländer, so können wir's gegen die Holländer brauchen, mit denen es über kurz oder lang zu ernsten Differenzen kommen muß.«
Der König schwieg einen Augenblick, dann fragte er: »Sie sind ja wohl der Eigentümer von Belle-Ile?« – »Nein, die Insel gehört Eurer Majestät,« antwortete der Minister. – Colbert erschrak, als wenn sich ein Abgrund vor seinen Füßen aufgetan hätte. Der König konnte sich eines Gefühls der Bewunderung nicht erwehren, hatte doch Fouquet es trefflich verstanden, seinen Vorstoß gegen die königliche Oberherrschaft als gutgemeinte Wachsamkeit und als edelsinnige Aufopferung hinzustellen. – »Belle Ile war mein Besitz, und auf meine Kosten habe ich die Insel befestigen lassen. Ich mache sie Eurer Majestät zum Geschenk. Sie können nun auf diesem festen Platze eine zuverlässige Garnison halten.« – Colbert wäre auf dem spiegelglatten Fußboden fast gefallen und mußte sich an einem Stuhle festhalten. – »Sie haben mit dieser Arbeit einen großen Beweis von taktischer Geschicklichkeit geliefert, Herr Fouquet,« sagte der König huldreich. – »Ich habe einen sehr tüchtigen Ingenieur gehabt,« antwortete der Minister bescheiden. – »Wie heißt der Mann?« – »Baron du Vallon.« – »Ist mirnicht bekannt,« sagte Ludwig XIV. »Herr Colbert, es ist mir nicht lieb, daß mir die Namen solcher talentvollen Männer, die meinem Lande zur Zierde gereichen, unbekannt bleiben. Sie werden sich diesen Namen merken, Herr Colbert.«
Colbert verneigte sich; sein Gesicht war weißer als seine flandrischen Spitzenmanschetten. Der König wendete sich wieder an den Oberintendanten. »Sie müssen sehr reich sein, Herr Fouquet, daß Sie eine solche Befestigung von Ihrem Gelde anfertigen lassen konnten.« – »Eure Majestät sind reich,« antwortete der Minister diplomatisch. »Belle-Ile ist ja eine königliche Domäne.« – »Trotzdem aber fehlt es mir an Bargeld,« versetzte Ludwig. »Morgen wird mein Bruder sich mit Lady Henriette Stuart vermählen, das kostet Geld. Ich brauche dazu –« Er zögerte und drehte sich nach Colbert um. Ihn wollte er den Schlag führen lassen, und der Intendant setzte denn auch in triumphierenden Tone hinzu: »Eine Million.«
»Majestät,« entgegnete Fouquet in geringschätzigem Tone, »was wollen Sie mit einer Million anfangen?«
»Es scheint mir aber doch –,« begann Ludwig, doch der Minister unterbrach ihn mit den Worten: »Soviel gibt der kleinste deutsche Fürst bei seiner Vermählung aus. Majestät brauchen mindestens zwei Millionen. Eine halbe kosten ja allein die Pferde. Ich werde Eurer Majestät heute abend 1 600 000 Livres senden. Ich weiß,« fuhr er fort, »es fehlen dann noch 400 000. Aber dieser Herr,« und er deutete mit dem Daumen nach seinem Rivalen, »hat von mir 900 000 in der Kasse. Er hat vor acht Tagen 1 600 000 Livres erhalten. 100 000 hat er an die Garde bezahlt, 75 000 an die Hospitäler, 25 000an die Schweizer, 30 000 an das Proviantamt, 60 000 an das Arsenal und 10 000 für kleine Ausgaben. Es sind also noch 900 000 übrig. Diese Summe werden Sie heute noch Seiner Majestät zukommen lassen, Herr Intendant.« – »Aber das macht ja eine halbe Million über zwei,« sagte der König. – »Ich weiß, Majestät,« antwortete Fouquet, »den Ueberschuß weisen Sie Ihrem königlichen Bruder zum Taschengeld an.« – Damit verneigte er sich und ging hinaus, ohne Colbert, der vor Aerger seine Spitzenmanschetten zerriß, eines Blickes zu würdigen. Fouquet war noch in der Tür, als ein Lakai hereintrat und meldete: »Ein Kurier aus der Bretagne!«
»D'Herblay hat Recht behalten,« murmelte der Minister. »Eine Stunde nach mir! Es war die höchste Zeit!«
D'Artagnan trat eilig ein, und über und über voll Staub und
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