Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Fuße mit einem immer geldbedürftigen Adeligen, einem echten und rechten Windbeutel namens Manicamp, welcher aber bei aller Lüderlichkeit den Vorzug hatte, ein intimer Freund des Grafen von Guiche zu sein, welcher wiederum ein bevorzugter Günstling Philipps, des jungen Herzogs von Anjou, war. Dieser Philipp, der jüngere Bruder Ludwigs XIV., hatte nach dem Tode Gastons von Orléans dessen Titel und Würden geerbt, und da seine Vermählung mit Henriette Stuart, der Schwester des Königs von England, bevorstand, so war man bereits mit der Bildung eines prinzlichen Hofstaates beschäftigt. Malicorne war nun entschlossen, sich diese günstige Gelegenheit zur Erlangung einer Hofstelle nicht entgehen zu lassen. Sein erster Schritt war, daß er sich die dauernde Gunst seiner Angebeteten, des Fräuleins von Montalais, sicherte. Nach Gastons von Orléans Tode hatte das Fräulein keine Lust mehr, am Hofe der verwitweten Prinzessin zu bleiben, zumal dieselbe an einem schmutzigen Geize litt und das freudlose Dasein in ihrer Umgebung keinen Reiz für ein lebenslustiges Mädchen haben konnte. Die Montalais hatte es sich in den Kopf gesetzt, Ehrenfräulein bei der zukünftigen jungen Herzogin von Orléans, bei Henriette Stuart, zu werden, und Malicorne trat alsbald in Aktion, indem er seinem adeligen Freunde aus der Geldverlegenheit half und sich zum Lohn dafür ein Ehrenfräuleinpatent für die Montalais beschaffen ließ. Das kostete Herrn von Manicamp nur ein paar Worte an den Grafen von Guiche, und dieser hatte weiter nichts nötig, als Monsieur, dem Bruder des Königs, das Papier zur Unterschrift vorzulegen.
Kaum hatte aber die Montalais ihren Willen erreicht, so erinnerte sie sich ihrer Busenfreundin, der Luise von Lavallière, der Tochter der Frau von Saint-Rémy. Luise ging traurig umher und weinte schon jetzt bei dem Gedanken, allein in Blois zurückbleiben zu müssen. Kurz entschlossen, wandte die Montalais sich noch einmal an Malicorne und verlangte ein zweites Patent für ihre Freundin, mit dem Bemerken, daß sie selbst auf das ihrige verzichten wolle, wenn er nicht auch für Luise eines beschaffen könne. Malicorne, der um keinen Preis die Gunst der Montalais verscherzen wollte, da er sich mit dem festen Vorsatz trug, sie zu seiner Frau zu machen und durch die Ehe mit einer Adeligen sich selbst zu diesem Stande emporzuschwingen, machte gute Miene zum schlechten Spiele und griff ein zweitesmal in den Geldbeutel, um die Fürsprache seines Freundes Manicamp zu erkaufen.
Auf diese Weise geschah es nun, daß Luise von Lavallière von Blois nach der Residenz kam, wo sie eine so große Umwälzung hervorrufen sollte. Das arme Kind, das einstweilen noch unbefangen und heiter am Arme ihrer Mutter in dem stillen Schloßgarten von Blois einherging, hatte keine Ahnung, welche seltsame Zukunft ihr beschieden sei.
Die Montalais und Malicorne waren die beiden Mittelspersonen, durch welche Blois mit Orléans und wiederum Orléans mit Paris verknüpft war. Denn der junge Mann brachte stets interessante Neuigkeiten aus der Hauptstadt mit und tauschte dagegen die ergötzlichsten Anekdoten aus dem Leben der alten Herzogin ein, die er brühwarm seinem Freunde Manicamp weitererzählte. Und Manicamp hatte natürlich nichts Eiligereszu tun, als alle diese Geschichten zum Totlachen dem Grafen von Guiche aufzutischen, der seinerseits sie dem jungen Prinzen zutrug. Der alte Malicorne, der Syndikus von Orléans, der täglich in seinem altmodischen Frack auf dem Katharinenplatze zu Orléans spazierenging, ließ es sich nicht träumen, daß alles schelmische Kichern, alles hämische Geflüster, alle kleinen Kabalen und Intrigen, die eine 45 Meilen lange Kette von Blois bis zum Palais-Royal bildeten, aus seiner Börse bezahlt wurden.
Malicorne, der Sohn, war mit seinem Freunde Manicamp einig geworden, auch die Lavallière sollte die Stelle eines Ehrenfräuleins bei der jungen Gemahlin Philipps von Orléans erhalten. Aber damit war Malicorne noch nicht zufrieden. Er hatte den Entschluß gefaßt, einfach selbst einmal zum Grafen von Guiche zu gehen und für seine eigene Person das Eisen zu schmieden. Gegen die stattliche Summe von 500 Pistolen, die er Manicamp in klingender Münze auf den Tisch zahlte, erhielt er von diesem das hierzu nötige Empfehlungsschreiben und ein Dokument, das dem Bruder des Königs nur zur Unterschrift vorgelegt zu werden brauchte. In froher Zuversicht machte sich der junge Mann auf den Weg; endlich sollte er nun das
Weitere Kostenlose Bücher