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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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überwachen könne, bis man volle Auskunft über sie erhält.« Diese Worte waren mit aller Artigkeit und vollkommener Ruhe gesprochen, waren jedoch nicht im stande, Mylady zu überzeugen. »Mein Herr,« sprach sie in der reinsten Mundart, wie man sie zwischen Portsmouth und Manchester hörte, »ich bin keine Fremde. Ich heiße Lady Winter, und diese Maßregel —-«
    »Diese Maßregel ist allgemein, Mylady, und Sie würden sich fruchtlos ihr zu entziehen suchen.«
    »Nun, so folge ich Ihnen, mein Herr!« Sie faßte die Hand des Offiziers und stieg die Treppe hinab, unter welcher das Boot harrte. »Fahret zu!« rief er zu den Matrosen. Die acht Ruder fielen mit einem Schlag ins Meer, hielten ein gleiches Tempo, und so schien das Boot auf der Oberfläche des Wassers hinzufliegen. Nach fünf Minuten war man ans Land gekommen. Der Offizier sprang auf das Kai und bot Mylady die Hand. Es wartet ein Wagen. »Ist dieser Wagen für uns?« fragte Mylady. »Ja, Madame,« erwiderte der Offizier. »Liegt also das Gasthaus fern von hier?«
    »Am andern Ende der Stadt.«
    »Wohlan!« rief Mylady und sprang entschlossen in den Wagen.
    Ein so seltsamer Empfang mußte Mylady reichlichen Stoff zum Nachdenken darbieten. Als sie bemerkte, daß der Offizier ganz und gar nicht geneigt sei, in ein Gespräch einzugehen, lehnte sie sich in eine Ecke des Wagens, und ließ alle Vermutungen, die in ihrem Geist aufstiegen, an ihrem inneren Blick vorüberziehen. Aber betroffen ob der Länge des Wegs, neigte sie sich nach Verlauf einer Viertelstundeüber den Kutschenschlag hinaus, um zu sehen, wohin sie geführt werde. Man gewahrte keine Häuser mehr; Bäume zeigten sich in der Dunkelheit wie große, schwarze, sich verfolgende Gespenster. Mylady schauderte. »Mein Herr,« sprach sie, »wir sind nicht mehr in der Stadt.« Der Offizier beobachtete immer dasselbe Stillschweigen. »Ich fahre nicht mehr weiter, mein Herr, wenn Sie mir nicht sagen, wohin Sie mich führen; hören Sie?« Auf diese Anrede erfolgte keine Antwort. »Ha, das ist doch zu arg,« rief Mylady. »Zu Hilfe! zu Hilfe!« Keine Stimme antwortete der ihrigen. Der Wagen rollte ebenso schnell dahin wie bisher. Der Offizier war wie eine Bildsäule. Mylady sah dem Offizier mit jenem furchtbaren Ausdruck ins Antlitz, der nur selten seine Wirkung verfehlte. Ihre Augen funkelten vor Ingrimm in der Dunkelheit. Der junge Mann blieb regungslos. Mylady wollte den Kutschenschlag aufreißen und hinausspringen. »haben Sie acht, Madame,« sprach der junge Mann kalt, »Sie töten sich, wenn Sie hinausspringen.« Mylady setzte sich knirschend wieder zurück. Der Offizier neigte sich vor, blickte sie gleichfalls an, und war erstaunt zu bemerken, wie dieses kurz vorher noch so schöne Gesicht durch die Wut ganz verstört und fast häßlich geworden war. Das spitzfindige Weib fühlte, es gereiche ihr zum Nachteil, wenn sie sich in ihr Inneres blicken lasse. Sonach suchte sie ihre Züge wieder aufzuheitern und sagte mit seufzender Stimme: »Mein Herr, in des Himmels Namen sagen Sie mir doch, ob ich Ihnen, Ihrer Regierung oder irgend einem Feinde die Gewalttätigkeit, die Sie an mir üben, zuschreiben muß?«
    »Man übt gegen Sie keine Gewalttätigkeit, Madame, und was Ihnen da begegnet, ist die Folge einer ganz einfachen Maßregel, die wir bei allen, die in England anlanden, zu nehmen genötigt sind.«
    »Sie kennen mich also nicht?«
    »Es ist das erstemal, daß ich die Ehre habe, Sie zu sehen.«
    »Und auf Ihr Wort, Sie haben keine Ursache zu einem Hasse gegen mich?«
    »Keine, das schwöre ich Ihnen.« In der Stimme des jungen Mannes lag so viel Freimütigkeit, Festigkeit und Sanftmut, daß Mylady beschwichtigt wurde. Als man etwa eine Stunde lang gefahren war, hielt der Wagen vor einem eisernen Gitter an, das einen Hohlweg einschloß, der zu einem pomphaften Schlosse, von ernstem Aussehen führte. Wie nun die Räder über einem feinen Sande dahinrollten, vernahm Mylady ein dumpfes Geräusch, daß sie als ein Getöse des Meeres erkannte, das an einem steilen Ufer brandete. Der Wagen fuhr unter zwei Gewölben hindurch, und hielt endlich in einem düsteren, viereckigen Hof an. Fast in demselben Moment ging der Kutschenschlag auf, der junge Mann sprang leicht auf die Erde und reichte Mylady die Hand. Sie stemmte sich darauf und stieg ziemlich gelassen aus dem Wagen. Indem nun Mylady um sich blickte, und dann ihre Augen mit dem holdseligsten Lächeln auf denjungen Mann warf, sprach sie zu ihm: »Es wird

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